Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Titel: Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
Vom Netzwerk:
antwortete Chase beinahe ehrfurchtsvoll, und all der Groll, den ich dem Bruder seiner Mutter gegenüber empfunden hatte, ging in der Entgeisterung darüber unter, dass er überlebt hatte.
    Chases Onkel hatte ihn aufgenommen, nachdem seine Eltern und seine Schwester bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren, und ihn während des Krieges, als er sich nicht mehr imstande fühlte, für ihn zu sorgen, im Stich gelassen. Danach hatten sie sich nur noch einmal wiedergesehen, kurz nach Chases Einberufung. Und bei diesem zufälligen Zusammentreffen hatte Chase von dem sicheren Haus erfahren.
    »Er ist etwa so groß wie ich«, fuhr Chase fort. »Hat eine Tätowierung in Form einer Schlange am Hals und langes Haar, jedenfalls, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Sein Name …«
    »Den würde ich so oder so nicht kennen«, fiel ihm Tubman ins Wort. »Aber ja. Ich habe ihn gesehen.«
    Mein Magen verkrampfte sich heftig. Meine Mutter hätte wie Chases Onkel in dem sicheren Haus sein und auf Nachricht von uns warten können. Stattdessen brachten wir andere zum Checkpoint, wo sie auf die Abfahrt warteten, während wir hier zurückblieben.
    Bis wir Rebecca haben, ermahnte ich mich in Gedanken. Dann würden auch wir gehen.
    »Er hat es also geschafft.« Chase lächelte erleichtert. So froh hatte ich ihn seit längerer Zeit nicht erlebt.
    Tubman lachte trocken. »Oh ja, das hat er. Aber nicht durch meine Hilfe. Er hatte einen anderen Schleuser, Baton Rouge vielleicht oder …«
    »Oder Harrisonburg«, warf Riggins mit leiser Stimme ein, und mir wurde übel.
    Riggins wusste, dass Chase und ich in der Nacht, in der der Schleuser von MM -Soldaten ermordet worden war, in dem Checkpoint an der Rudy Lane gewesen waren. Das hatten wir Wallace erzählt, als wir uns dem Widerstand angeschlossen hatten, und falls darüber hinaus noch irgendein Beweis vonnöten gewesen sein sollte, so waren meine Fußabdrücke – Größe 39,5 – am Tatort gefunden worden.
    Am liebsten hätte ich die Augen geschlossen, um die letzten paar Minuten auszublenden, aber das tat ich nicht. Anderenfalls wäre ich nur wieder in jenem Haus gelandet, hätte die Beine des Schleusers auf dem Boden gesehen und gehört, wie er uns mit krächzender Stimme verriet, wo sich der nächste Checkpoint befand.
    Ein harter Zug zeigte sich nun um Tubmans Augen. »Ja. Oder das.«
    Also hatte er davon gehört. Und ihm war anzusehen, dass es ihn traf, was in Anbetracht dessen, dass er dem gleichen Gewerbe angehörte, kein Wunder war.
    Es donnerte so heftig, dass ich zusammenzuckte.
    »Kannst du ihm eine Botschaft bringen?«, fragte Chase.
    »Behalt sie«, entgegnete Tubman. »Ich werde eine ganze Weile nicht dahin kommen. Hast du gehört, Marienkäferchen?«, rief er Cara über die Schulter zu.
    Nach seinen Worten geriet das Gespräch ins Stocken, und alle warteten schweigend auf eine Erklärung. Mein Blick klebte an der Narbe in seinem Gesicht, und ich fragte mich, was ihm zu schaffen machte, der Schleuser aus Harrisonburg oder die Bekanntgabe von Artikel 9. Vielleicht beides.
    »Was soll das heißen?« Cara kam mit finsterem Blick hinter der Kabine des Horizons-Lieferwagens hervor.
    Wieder donnerte es; Hagel und Regen prasselten so heftig gegen die Garagentore, dass wir einander kaum mehr verstehen konnten. Ich sah mich zu Sarah um, und mir fiel auf, dass sie sich stets in meiner Nähe und möglichst fern von den Männern hielt. Wir mussten sie so schnell wie möglich hier wegschaffen.
    Tubman griff nach einer batteriebetriebenen Laterne, die neben seiner Waffe auf dem Werkstattwagen gestanden hatte, und winkte uns zur linken Seite der Garage hinüber, wo eine rote Metalltreppe in ein Loch im Boden hinabführte. Das Loch entpuppte sich als finsterer Raum mit Boden und Wänden aus Beton – die Werkstattgrube –, in dem früher einmal Mechaniker das Öl der Fahrzeuge gewechselt hatten. Die meisten Werkzeuge waren inzwischen fort. An ihrer Stelle standen nun Kisten mit haltbaren Lebensmitteln, ein paar Müllbeutel, die vermutlich Kleidung enthielten, Klapptische, Stühle und Pritschen. An einer Wand entdeckte ich einen Stapel blauer Karten, die ich als U-14-Formulare identifizierte, die Dokumente, die benötigt wurden, wollte man in eine Rote Zone vordringen.
    An der hinteren Wand, tief im Schatten, drängten sich mehrere Leute; ein Mann, neben ihm eine Frau, die ein Baby auf dem Arm hielt, und dann noch etwa fünf jüngere Burschen, vermutlich Zwangsverpflichtete, die sich

Weitere Kostenlose Bücher