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Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Titel: Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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wie ein Sack Müll zum Krematorium außerhalb der Basis geschleift worden war. Ich wollte mich nicht erinnern, dass sie Pfannkuchen und heiße Schokolade und verbotene Bücher geliebt hatte. Ich wollte mich gar nicht an sie erinnern, weil ich nicht wollte, dass sie tot war .
    Das war einfach nicht fair. Meine Mutter war nur ermordet worden, weil ich zur Welt gekommen war.
    In diesem Moment wusste ich genau, warum jemand Soldaten aus dem Hinterhalt erschießen konnte.
    Ich schüttelte Chase’ Hand ab. Er sah unendlich traurig aus, und das machte mich auch wütend. Was stimmte bloß nicht mit mir? Ich ließ das alles an ihm aus, obwohl ich das gar nicht wollte. Sie war tot, und daran konnte er nichts ändern. Nichts konnte das ändern.
    Ich sprang von der Heckklappe und ging in der Garage auf und ab.
    »Was hältst du davon, mit mir zu reden?«, schlug er vorsichtig vor.
    »Ich rede doch! Wir reden! Das ändert gar nichts.«
    Inzwischen war auch er aufgestanden, und seine Hände hingen kraftlos herab, als er sich mir näherte.
    »Ich weiß nicht, ob das wirklich so ist.«
    »Was bist du, mein verdammter Therapeut?«, schäumte ich, die Arme an den Seiten ausgestreckt, die Hände zu Fäusten geballt.
    »Nein!« Er fuhr sich mit den Fingern durch das Haar, aber es war so kurz, dass seine Hand im Nacken einfach in dem löchrigen, geborgten Poloshirt verschwand. »Nein, ich bin nur dein …« Er zuckte mit den Schultern. »Nachbar«, murmelte er, und seine Miene verfinsterte sich, während seine Augen einen Ölfleck am Boden fixierten.
    »Mein Nachbar ?«, wiederholte ich, und das Gelächter, das aus mir hervorsprudelte, klang so böse, dass ich mich abwenden musste, um nicht meine eigene Grausamkeit in seinem Gesicht gespiegelt zu sehen. Nicht seine beste Freundin. Nicht seine Partnerin. Nur die Nachbarin. Meine Gedanken schweiften für einen Moment zu Sarah und ihrem einst hübschen Kleid, und plötzlich überlegte ich mit zunehmender Übelkeit, wie Chase wohl seine Nächte bei der MM verbracht hatte.
    Die Stille wurde immer brüchiger, da donnerte es erneut.
    Da lag etwas in dem Blick, mit dem Chase mich anschaute, beinahe, als hätte er eine Frage gestellt und wartete nun auf die Antwort. Als wollte er mich zu einer Antwort nötigen, aber was sollte ich sagen? Ich wusste nicht, was wir waren, auch wenn das, was ich fühlte, stark genug war, dafür zu sterben.
    »Wir beladen den Laster«, verkündete Riggins auf den Stufen. Beim Klang seiner Stimme schrak ich zusammen. Dann sah ich, dass Cara bei ihm war, und fragte mich, wie lange die beiden dort schon stehen mochten.
    Chase zog sich zurück und wandte den Blick ab.
    »Gut«, sagte er.
    Eine Stunde später fuhren Cara und Tubman, der inzwischen die MM -Uniform trug, den gestohlenen Laster voller Flüchtlinge unter dem Vorwand, eine Suppenküche in Maryville beliefern zu müssen, gen Osten. Ich betete, dass die Soldaten auf den Schnellwegen den MM -Laster und Cara und Tubman in Uniform sehen und sie einfach ohne Fragen durchwinken würden. Ob nun ein Artikel 9 in Kraft gesetzt worden war oder nicht, sollten sie erwischt werden, waren sie so gut wie tot.

K APITEL
    7
    Als der Schleusertransport unterwegs war, kroch ich in die Kabine des gelben Horizon-Lieferwagens, um dort die Nacht zu verbringen. Chase beobachtete mich zurückhaltend, aber wir hatten nicht mehr miteinander gesprochen. Es gab größere Probleme, über die wir uns den Kopf zerbrechen mussten. Beispielsweise, wie wir zum Wayland Inn zurückkommen sollten oder ob Sean es sicher durch die Stadt geschafft und seinen Rekruten gefunden hatte. Dennoch hasste ich die Distanz zwischen uns. Sie beunruhigte mich, brachte mich aus dem Gleichgewicht, so, als würden die guten Teile meiner selbst verblassen.
    Ich wünschte, ich könnte mit Beth reden. Ich vermisste sie, und ich vermisste das Zuhause meiner Erinnerung. Das alles schien nun so weit zurückzuliegen wie etwas aus einem ganz anderen Leben. Trotzdem zauberte der Gedanke an meine rothaarige Freundin ein Lächeln auf meine Lippen. Die MM konnte vieles zerstören, aber nicht meine Erinnerung an sie. Solange sie den Kopf unten behielt, sollte ihr nichts geschehen. Immerhin war ihre Familie konform.
    Bis zum Morgen hatte das Wetter zu toben aufgehört und eine unheimliche Stille zurückgelassen. Ich zitterte in der Kälte, und als ich die Knie an die Brust zog, fiel der Anhänger mit dem heiligen Michael auf die Bodenmatte.
    Blind tastete ich unter dem Sitz

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