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Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Titel: Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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danach und fand außer der Kette auch noch eine Patrone. Ich drehte sie in meiner Handfläche hin und her und fragte mich, wozu die Besatzung eines Lebensmittellasters diese Art von Munition brauchen mochte. Davon, dass beim Kapern des Trucks durch den Widerstand irgendwelche Waffen abgefeuert worden wären, hatte ich nichts gehört.
    Irgendwas stimmte nicht mit dieser Munition. Die Patrone war am Ende zugespitzt, kupfern, nicht silbern, und beinahe acht Zentimeter lang. Die Patronen der Neun-Millimeter-Waffen waren vielleicht zweieinhalb Zentimeter lang und an der Spitze abgerundet. Ich war keine Waffenexpertin, aber ich hatte unseren Lagerbestand im Wayland Inn aufgenommen, und man brauchte nicht viel Erfahrung, um zu sehen, dass diese Patrone für eine Waffe gedacht war, die viel größer war als eine typische Pistole der Widerstandskämpfer.
    »Los geht’s«, rief Chase außerhalb des Trucks. Ich steckte die Patrone in die Tasche und band mir mit einem resignierten Seufzer das Tuch um den Kopf.
    »Kann nicht schaden«, erklärte ich laut und dachte daran, was Chase mir über Absicherung erzählt hatte.
    Chase war immer dicht bei mir, als wir nach Westen zum Versteck des Widerstands hetzten. Unsere Uniformen lagen beide in einem schwarzen Müllsack, der über seiner Schulter hing, aber die Waffe steckte, das wusste ich, immer noch in seinem Hosenbund, verborgen unter dem löchrigen Pullover. Vor uns kundschaftete Riggins den Weg aus und hielt Ausschau nach Soldaten, dennoch ließ auch ich in meiner Wachsamkeit nicht nach. Obwohl er mir in der Garage zur Seite gestanden hatte, war ich ziemlich überzeugt, dass meine Sicherheit für ihn nicht gerade an oberster Stelle stand.
    Die Straßen waren übersät von dem Schutt, den das Unwetter hinterlassen hatte. Äste, Glasscherben, die in der Morgensonne funkelten, aufgeweichte Statutenrundschreiben. Heruntergerissene Stromleitungen, die vermutlich in diesem Gebiet sowieso außer Funktion waren. Ich konnte nur raten, was aus der Zeltstadt oder dem Rotkreuzlager im Park geworden sein mochte, und erneut saß mir die Sorge um Sean im Nacken. Die Luft roch nach Schmutz und Nässe, war aber endlich frei von dem dichten weißen Rauch des Krematoriums, der wie der Tod selbst über der Stadt zu liegen pflegte.
    Ich gab mir Mühe, nicht an diesen Ort zu denken.
    Mein Puls ging nicht langsamer, als wir die Schwelle des Wayland Inn überschritten. Im Foyer hing bitterer Zigarettenqualm, der von einem Mann ausging, der hinter dem Empfangstisch auf einem Hocker saß. Orangerotes Haar, leuchtend wie eine Flamme, stand in alle Richtungen von seinem Kopf ab, und seine Augen waren von der ständigen Zockerei mit den Jungs blutunterlaufen.
    Sein Name war John, und er war der Eigentümer des Wayland Inn. Ich hatte ihn im vergangenen Monat nur ein paarmal gesehen, weil ich den dritten Stock so selten verlassen hatte.
    »Nächsten Monat ist deine Miete fällig, Süße. Kannst dich nicht ewig verstecken.« Ein vager irischer Anklang begleitete seine Worte.
    Ich erschrak. Zwar mussten die anderen Bewohner zahlen, doch die Angehörigen des Widerstands fütterten lediglich seine Nikotinsucht, und wir waren ohne eine Schachtel Horizons-Zigaretten zurückgekommen.
    »Nächstes Mal«, sagte Chase und verlagerte den Beutel mit den Uniformen auf die andere Schulter.
    »Ich nehme auch einen Kuss«, meinte er mit einem teuflischen Funkeln im Auge.
    »Du bist echt nicht mein Typ«, gab Chase zurück.
    John lachte. »Das wird doch bestimmt noch.« Er zwinkerte Chase so rührend zu, dass ich mir ein Lachen nicht verkneifen konnte.
    Wir gingen an CJ , der Treppenwache, vorbei – einem Mann mit Dreadlocks, der den Eindruck eines obdachlosen Säufers vermittelte – und kletterten die Stufen hinauf zum dritten Stock. Jeden Schritt, der uns dem Hauptquartier des Widerstands näher brachte, empfand ich als Erleichterung. Ich konnte es nicht erwarten, Wallace und Billy von unserem Erfolg zu berichten, und ich hoffte, er würde die Tatsache, dass Tubman und Cara ohne Wallace’ Zustimmung abgefahren waren, nicht so wichtig nehmen. Noch war ich nicht sicher, wie wir ihm das beibringen sollten, aber ich hatte das Gefühl, dass das nicht erfreulich werden würde.
    Chase direkt auf den Fersen, stieß ich die Treppenhaustür auf, die zu einem langen Korridor mit alten, beigen Tapeten und einem fleckigen, blutroten Teppich führte. Sofort wickelte sich Billys räudige schwarze Katze um meinen Unterschenkel und

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