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Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Titel: Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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hat eine Waffe?«, fragte Chase, dessen Stimme vom Rauch immer noch heiser klang.
    Billy sah sich im Laderaum um, ehe er zaghaft die Neun-Millimeter hervorholte, die Wallace ihm gegeben hatte. »Das bin dann wohl nur noch ich, was?«
    »Hast du das Ding je abgefeuert, Junge?«, wollte Tucker wissen.
    »Ich bin vierzehn«, sagte Billy. Wallace hatte ihn »Junge« genannt. Tucker stand das nicht zu.
    »Ich wollte nicht respektlos klingen.«
    »Darauf wette ich«, murmelte ich. Auf eine klinisch-distanzierte Art wickelte Chase mir einen Verband um die Hand und wies mich an, sie hochzuhalten.
    »Ich denke nur, er sollte die Waffe jemandem geben, der etwas mehr …« Tucker unterbrach sich und blickte zum Wagendach empor. »…Erfahrung hat«, schloss er beinahe unhörbar.
    Ich konnte nicht mal schlucken.
    »Lass das Licht an«, sagte ich zu Chase, als er die Taschenlampe herunternahm. Ich wollte Tucker im Auge behalten können.
    Der Lieferwagen stoppte, und wir hielten den Atem an. Ich stellte mir Sean auf dem Fahrersitz vor und wünschte, ich könnte sehen, was er sah. Ich hoffte, dass er okay war.
    Nur eine Ampel. Wir fuhren weiter und hielten uns in dem schwankenden Fahrzeug an den Kanten der Kisten fest. Billy legte die Waffe wohlüberlegt zwischen uns; ein Vertrauensbeweis, den ich nicht auf die leichte Schulter nahm.
    »Was ist eigentlich in diesen Kisten?«, fragte er.
    Dann kauerte er sich nieder und fummelte an den Nägeln herum, die in seinem provisorischen Sitzplatz steckten. Tucker war schneller; mit einem lauten Krachen riss er den Deckel von der Kiste neben sich.
    »Na, das sieht doch schon besser aus.« Argwöhnisch sah ich zu, wie er eine Flasche mit einer braunen Flüssigkeit herausnahm. Staub von dem Stroh, das als Verpackungsmaterial diente, stob wie Schnee durch die Luft.
    »Whiskey«, bemerkte Chase und nahm den Deckel von einer weiteren Kiste ab. Horizons produzierte Alkohol? Da der für Zivilisten verboten war, musste er für die MM -Partys gedacht sein, von denen Sarah gesprochen hatte. Plötzlich verspürte ich den drängenden Wunsch, jede einzelne Flasche zu zerschmettern.
    Chase umfasste den gläsernen Flaschenhals wie einen Schlagstock. Die provisorischen Waffen stapelte er für alle Fälle vor unseren Füßen auf. Immerhin besser als gar nichts.
    »So was hat Wallace einmal mitgebracht«, erzählte Billy lachend. »Wir haben uns volllaufen lassen. Das war toll.«
    Ich kehrte zu der Kiste neben ihm zurück und dachte, wie sehr er mich doch gerade jetzt an einen Schuljungen erinnerte. An ein Leben, das so weit weg zu sein schien, dass ich mir kaum mehr Einzelheiten ins Gedächtnis rufen konnte. Wie lange war es her, seit ich Beth oder Ryan zuletzt gesehen hatte? Nur ein paar Monate, aber mir kam es vor, als seien Jahre ins Land gezogen.
    »Wie hast du den Burschen eigentlich kennengelernt?«, fragte Tucker.
    Ich verzog das Gesicht; diese Frage streute Salz in die Wunde, und ich nahm es ihm übel, dass er überhaupt mit Billy sprach, aber das bedeutete nicht, dass ich nicht ebenso neugierig gewesen wäre. Billy knibbelte das Etikett von einer der Flaschen.
    »Damals war er noch Soldat«, berichtete er. »Meine Mom, sie … sie hat mich gegen Geld als Ausreißer gemeldet.« Seine Schultern zuckten etwas unbeholfen, und seine ganze Konzentration galt den Holzsplittern, die er aus der Kiste zupfte.
    Tucker schnaubte verächtlich. »Schätze, wir können uns denken, welchen Stellenwert du hattest.«
    Billy lachte gezwungen und sagte: »Vorher ist sie mit mir Cheeseburger essen gegangen.« Als würde es das irgendwie besser machen.
    Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich zum letzten Mal einen Cheeseburger gegessen hatte. In Restaurants konnte man keine Essensmarken einlösen.
    »Wir haben gerade gegessen, als dieser Soldat aufgetaucht ist. Ein fetter Kerl. Ich wusste da schon, was sie vorhatte, also bin ich weggelaufen – und seinem Partner, der ihn um die Ecke gesucht hatte, direkt in die Arme. Für so einen alten Kerl war der ganz schön schnell. Hat mich mit seinem Schlagstock zu Fall gebracht, und die Burger waren alle Matsch. Ich war so sauer, dass ich ihm gesagt habe, er solle mich am Arsch lecken.«
    »Muss ja ein toller Burger gewesen sein«, kommentierte Chase.
    »Was hat er gesagt?«, hakte ich nach.
    »Er … er hat mir gesagt, ich soll mich höflich verhalten.«
    Kollektives Schweigen senkte sich über uns. Wir gehen höflich miteinander um oder gar nicht . Wallace’ Regel Nummer

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