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Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Titel: Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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Tucker war jetzt ein Teil von uns. Ohne darüber nachzudenken, hatten wir sogar schon Vorkehrungen getroffen, um ihn aus der Stadt zu schaffen.
    Ich baute mich neben Chase auf, und als Tucker mich ansah, zögerte er, beinahe, als hätte ich ihn irgendwie verraten.
    »Hast du das Feuer gelegt?«, hörte ich mich fragen.
    Er antwortete nicht. Vielleicht dachte er, seine unverkennbare Verbitterung wäre Antwort genug.
    »Er war den ganzen Morgen bei mir«, keuchte Sean.
    »Wir müssen los!« Cara schlug gegen die Seitenwand des Trucks.
    Einen Herzschlag lang sagte niemand ein Wort, und in dieser Stille machte Tucker kehrt und ging in Richtung Ausgang, und ich sah, dass in seinem Hosenbund keine Waffe steckte.
    »Morris, warte«, rief Sean, sah Chase an und schüttelte den Kopf. »Komm schon, Mann. Ich weiß nicht, was er euch beiden angetan hat, aber das ist Vergangenheit. Und ihr habt früher auch schon mal Mist gebaut.«
    Chase grunzte. Tucker blieb stehen.
    Seit Sean von mir gehört hatte, was mit Rebecca geschehen war, hatte er mir nicht ein einziges Mal das Gefühl gegeben, schuldig zu sein. Nun aber empfand ich tiefe Schuld, und sie bohrte sich in meine Eingeweide, als ich mich nur zu genau erinnerte, wie es sich angehört hatte, als der Schlagstock des Soldaten auf ihren kleinen Körper eingedroschen hatte. Trotzdem hegte ich den Verdacht, Sean wäre nicht so nachsichtig, wäre er mit dem Mörder seiner Mutter konfrontiert worden.
    Mein Herzschlag zählte die Sekunden. Wir vergeudeten Zeit.
    »Versprich, dass du niemandem wehtust, während du bei uns bist«, forderte ich.
    Das widerstrebte jeglichem Gefühl, das ich in meinem Körper spürte, ganz so, als würde ich sehenden Auges ins Unglück laufen. Aber Cara hatte recht, wir mussten los. Und so ungern ich es zugab, Sean hatte auch recht – wir alle, auch ich, hatten Dinge getan, für die man uns hätte verurteilen können.
    »Ember«, mahnte Chase tonlos.
    »Ich traue dir nicht«, fuhr ich fort, als Tucker sich umdrehte. »Ich werde dir nie trauen. Ich weiß nicht, was du in diesem Haus gemacht hast oder warum du Sean und mir geholfen hast. Aber wenn du versprichst, jetzt keinen Mist zu bauen, dann glaube ich dir.«
    »Und wenn du Mist baust, bringe ich dich um«, fügte Chase leise hinzu.
    Tucker kam näher. Nickte einmal sachlich und ruhig.
    »Schätze, das ist fair«, sagte er. »Gut. Ich verspreche es.«
    »Sean, du fährst«, bestimmte Chase nun schonungslos, ohne Tucker auch nur für einen Augenblick aus den Augen zu lassen. Sean nickte und schlüpfte in die beige, knöpfbare Uniform.
    Ohne weitere Verzögerung luden wir ein. Cara warf eine Taschenlampe hinein, eine Flasche Wasser und einen Erste-Hilfe-Koffer. Dann schlug sie die Klappe zu. Mir fiel auf, dass wir irgendwann unseren Rucksack verloren hatten. Unser einziger Besitz, darunter meine Briefe an Chase, war vermutlich zu Asche verbrannt, alle Erinnerungen an die Vergangenheit verloren.
    Es war beinahe dunkel; das einzige Licht stammte von den Belüftungsöffnungen unter dem Dach. Eisige Panik stieg in mir auf, als meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Ich war gerade eineinhalb Meter von Tucker Morris entfernt und konnte kaum genug sehen, um mich zu verteidigen.
    Er hat uns sein Wort gegeben.
    Er ist ein Lügner.
    Ich hörte das metallische Geräusch, das verriet, dass Sean das Garagentor öffnete. Nun gab es nichts mehr zu tun, als zu warten und bereit zu sein.
    Der Motor erwachte zum Leben, und einen Moment später rollte der Lieferwagen an.
    Ich hockte, auf alles vorbereitet, zwischen Chase und Billy auf einer der Holzkisten an den metallenen Seitenwänden des Laderaums. Tucker saß uns direkt gegenüber. Die Anspannung war so spürbar wie der Rauch im Wayland Inn.
    Chase klemmte sich die Taschenlampe zwischen Wange und Schulter und inspizierte die pochenden Blasen, die sich von meinem Daumen über den Handballen zogen. Dann öffnete er den blechernen Erste-Hilfe-Koffer und reinigte meine Wunde mit einem antibakteriellen Tupfer, der sich anfühlte, als bestünde er aus Stahlwolle. Dabei sah er mir nicht einmal in die Augen. Das hatte er nicht mehr getan, seit er mich auf dem Dach angeschrien hatte.
    Mit meiner anderen Hand führte ich die Wasserflasche zum Mund, nahm einen kleinen Schluck und reichte sie Billy. Teilen war im Widerstand selbstverständlich gewesen, und Traditionen sollte man pflegen. Soweit ich es beurteilen konnte, war das alles, was uns geblieben war.
    »Wer

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