Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Titel: Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
Vom Netzwerk:
schmerzhaft.
    Über den Kreis hinweg trafen sich Tuckers und meine Blicke. Seine Schultern bebten, als wäre er gerade meilenweit gerannt, und ich wollte in diesem Moment nicht wissen, was er dachte. In angstvoller Erwartung des ersten Schlucks führte ich den Becher an meine Lippen.
    »Wartet«, bat Tucker. »Da wir gerade dabei sind. Auf … auf die Leute … den Menschen, den ich …« Er legte den Kopf in den Nacken und blickte ausgerechnet nach oben auf der Suche nach einer Inspiration.
    Ich nahm den Becher herunter. Im Büro zählte eine Uhr leise tickend die Sekunden.
    »Tucker«, warnte ihn Chase. »Nicht.«
    Mein ganzer Körper verspannte sich. Tucker schnappte kurz nach Luft und sah mir in die Augen.
    »Es tut mir leid, Ember.«
    Der Frieden und die Kraft dieses Augenblicks lösten sich in Luft auf. Ich war schlicht entsetzt. Wie kannst du es wagen, das war alles, was ich denken konnte. Wie kannst du es wagen?
    »Es tut dir leid«, wiederholte ich und sah nur noch ihn, ihn allein. Ein roter Nebel blendete alle anderen aus.
    Mit einer raschen Bewegung kippte er den Schnaps hinunter und zischte leise angesichts des Brennens in seiner Kehle. Mir war nicht einmal bewusst geworden, dass ich meinen Becher hatte fallen lassen, bis Billy sich bückte, um ihn aufzuheben.
    »Ember.« Chase legte mir eine Hand auf die Schulter, aber ich schüttelte ihn ab. Ich war Tucker irgendwie näher gekommen, auch wenn ich nicht bemerkt hatte, dass meine Füße sich bewegt hatten.
    »Du willst dich entschuldigen? «
    Ich konnte nicht richtig gehört haben. Er war gar nicht fähig, Reue zu empfinden. Ich bin ein guter Soldat, hatte er mich belehrt, gleich nachdem er sein Verbrechen eingestanden hatte. Ich habe getan, was getan werden musste.
    Tucker wich zurück und klopfte mit dem leeren Becher auf sein Bein. Seine Wangen waren rot angelaufen.
    »Willst du auf sie trinken? Hast du’s dir so vorgestellt?«
    »Ruhig, Mädchen«, ermahnte mich Cara.
    »Sprich ihren Namen aus«, forderte ich, »wenn es dir so leidtut.«
    Er tat es nicht.
    »Du kennst ihn nicht, stimmt’s? Du kennst nicht einmal ihren Namen.«
    Ich versetzte ihm einen kräftigen Stoß, und er stolperte gegen die Stoßstange des Trucks. Am liebsten hätte ich ihn mit bloßen Händen umgebracht.
    »Das reicht.« Chase hatte sich zwischen uns geschoben und versuchte, mir den Weg zu Tucker zu blockieren.
    »Ihr Name war Lori Whittman !«, brüllte ich. »Das war ihr Name! Das war der Name meiner Mutter!«
    Für einen Moment sah ich Tuckers Gesicht, eingefallen und geschockt, dann packte Chase mich an der Taille und warf mich über seine Schulter.
    »Lass mich los!«
    »Beruhige dich«, sagte er nur.
    Ich trat ihn, hämmerte mit den Fäusten auf seinen Rücken, doch erst, als ich meine Zähne in seine Schulter grub, warf er mich auf den Boden. Inzwischen waren wir im Lager, umgeben von wackeligen Metallregalen voller Werkzeugkisten, Druckerpapier und Tintenkanistern. Er wirbelte um die eigene Achse und schlug die Tür zu.
    »Wenn dir dein Leben irgendetwas bedeutet, dann haust du besser ab«, zischte ich mit geballten Fäusten.
    »Ich bleibe.« Wie um seine Worte zu unterstreichen, stützte er die Hände auf die Regale zu beiden Seiten der Tür. Er hatte mich immer ermahnt, mir einen Ausweg freizuhalten, und nun stand er da und blockierte ihn.
    Ein Geräusch bahnte sich einen Weg über meine Kehle, irgendetwas zwischen einem Ächzen und einem Knurren. In einem engen Kreis marschierte ich außerhalb seiner Reichweite durch das Lager, so wütend auf Tucker, auf Cara, auf einfach alles, dass ich nicht einmal sprechen konnte.
    Chase verdeckte die einzige Glühbirne, die von der Decke baumelte, und ich konnte nur noch die schattenhafte Silhouette seines Gesichts sehen.
    »Du darfst dich nicht so verrückt machen lassen«, sagte er.
    Ruckartig blieb ich stehen. »Dann bist du jetzt also auf seiner Seite?«
    Eine Ader an seinem Hals zuckte.
    »Ich bin auf deiner Seite«, entgegnete er. »Ich bin immer auf deiner Seite.«
    »Fühlt sich aber nicht so an.« Doch ich bedauerte meine Worte, noch während ich sie aussprach, und nahm meine Wanderung wieder auf.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, was Tucker hier macht, aber ein Zufall kann das nicht sein. Das ist typisch für ihn. Er schleicht sich ein und geht dir unter die Haut. Und ehe du es weißt, liegt dein ganzes Leben in Trümmern.«
    Meine Schultern zuckten zurück. Hoch aufgerichtet und herausfordernd stand

Weitere Kostenlose Bücher