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Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Titel: Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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ich da.
    »Denkst du, das weiß ich nicht?«
    Aber meine Stimme zitterte, denn obwohl ich es wusste, war ich Tucker auf den Leim gegangen. Ich hatte Chase geküsst, um ihn zu verletzen, ich hatte in der Haftanstalt Informationen über Rebecca bekommen, aber er hatte den Preis diktiert. Nun schien es, als wäre er erledigt, aber was, wenn das alles nur Teil des Plans war? Wenn das alles – die Schleuser, das sichere Haus, die Soldaten, die für den Widerstand arbeiteten – das war, worauf er aus war?
    »Ich habe es nicht gewusst.« Chase fuhr sich grob mit der Hand durch das Haar. »Ich habe ihm einmal vertraut, und das hat mich alles gekostet. Ich muss damit leben, aber du musst das nicht.«
    Stolpernd wich ich zurück, getrieben von dem Bedürfnis, etwas Abstand zwischen ihn und mich zu bringen. Er hatte nie darüber gesprochen, was er in Bezug auf meine Mutter mitangesehen hatte – nicht mehr, seit er mir das erste Mal davon erzählt hatte –, doch nun war die Bürde, die diese Erinnerung für ihn bedeutete, unübersehbar. Ich war nicht für ihn da gewesen, weil es zu schmerzlich war, und durch meine Weigerung hatte ich ihn im Stich gelassen.
    Ich vermisste sie. Aber ich vermisste auch Chase, und das war irgendwie schlimmer, ihn in meiner Nähe zu wissen und doch zu vermissen. Ihn Tag für Tag zu sehen und doch das Gefühl zu haben, zwischen uns lägen Welten.
    »Du hast nicht alles verloren«, sagte ich.
    Er blickte auf und kam langsam auf mich zu, und der Ausdruck der Überraschung in seinem Gesicht reichte voll und ganz, mir das Herz zu brechen.
    »Du auch nicht«, entgegnete er leise.
    Und endlich liefen die Tränen. Salzig und heiß, und doch irgendwie kühl und reinigend. Er wischte sie nicht weg, sondern folgte ihnen sanft mit den Fingerspitzen.
    Jemand pochte an die Tür.
    Das Geräusch riss mich zurück in die Wirklichkeit, in den Checkpoint und zu Tucker Morris und den Dingen, die ich draußen zu ihm gesagt hatte. Chase hatte recht; Tucker war mir unter die Haut gegangen, und das würde nicht noch einmal passieren.
    Als meine Augen wieder getrocknet waren, öffnete Chase die Tür.
    Sean stand draußen und machte einen recht verlegenen Eindruck.
    »Also …« Er kratzte sich am Hals. »Ich wusste nicht, dass er das war – Tucker –, dass er, na ja, du weißt schon. Du glaubst mir doch, oder?«
    Ich nickte.
    »Du hättest doch was sagen können«, fügte er vage verletzt hinzu. Wir standen einander nicht nahe genug für so ein Gespräch, und dadurch fühlte er sich nur noch einsamer.
    »Ich werde nicht ausflippen oder dich erdolchen oder so was«, murmelte ich.
    »Oh, gut.« Als hätte er auf eine Einladung gewartet, trat er nun vor und zog mich in seine Arme. Ich barg mein Kinn an seiner Schulter und achtete darauf, seinen verbrannten Rücken nicht zu berühren. Wenn neben Chase auch er an meiner Seite war, fühlte ich mich gleich viel stärker.
    »Beachte, dass meine Hände oberhalb der Hüften sind«, hörte ich ihn zu Chase sagen, der zur Antwort nur leise schnaubte.
    Als er mich losließ, verkündete er: »Es gibt Neuigkeiten.«
    »Welche?« Chase schob sich neben mich.
    »Was Sonderbares. Wahrscheinlich ist es gar nichts, aber ihr werdet das hören wollen.«
    Wortlos gingen wir an den Druckmaschinen vorbei zum Büro, ohne unterwegs Cara oder Tucker zu begegnen. Vielleicht war Cara wirklich zu ihrer Cousine gegangen. Vielleicht war Tucker auf magische Weise verschwunden. Mir wäre es nur recht gewesen.
    Billy saß zusammen mit Marco und Polo auf dem Schreibtisch. Als er mich sah, sprang er herunter, und sein Blick huschte zwischen uns hin und her, als könnte einer von uns jederzeit in Flammen aufgehen. Ich zwang mich, das Kinn anzuheben, obwohl ich am liebsten mit den Wänden verschmolzen wäre.
    »Ich kann nicht fassen …«
    »Was ist passiert?«, unterbrach Chase, was ihm ein schwaches, aber dankbares Lächeln meinerseits eintrug.
    »Okay, also Folgendes«, setzte Marco an. »Du hast gesagt, Lori Whittman , und ich habe zu Polo gesagt: ›Lori Whittman. Hört sich irgendwie vertraut an, was?‹«
    »Und ich habe gesagt: ›Ja, Marco, das hört sich wirklich vertraut an.‹ Also sind wir wieder ins Büro gegangen, und da ist es mir wieder eingefallen. Letzte Woche ist der Schleuser aus Chicago hier durchgekommen und hat uns erzählt, dass er unterwegs einen Stopp an einem neuen Checkpoint eingelegt hätte.«
    Mein Herz donnerte in der Brust, begierig zu erfahren, wohin das führen

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