Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)
hat.«
Chase’ Hand umfasste meine so kraftvoll, dass ich zusammenzuckte.
»Wir müssen weg«, drängte er. »Wir müssen alle hier verschwinden. Er wird uns verraten.«
»Moment mal«, sagte Polo. »Wer wird uns verraten?«
Chase konzentrierte sich auf Sean. »Wir müssen das Risiko eingehen, noch heute Nacht zu fahren.«
Sean nickte nur und verließ das Büro.
»Was ist mit dem sicheren Haus?«, fragte Billy. »Wallace hat gesagt …«
Aber Chase folgte Sean bereits zu dem Lieferwagen. Ich hielt ihn am Ärmel fest, als er vorbeistürmte.
»Ich muss dahin.«
»Ich weiß. Wir gehen gemeinsam.« Chase’ Ton klang scharf.
»Ich muss nach Hause .«
Besorgnis schimmerte in seinen Augen. Die Hände auf meinen Schultern, beugte er sich vor, um ganz sicherzugehen, dass ich seine nächsten Worte verstand.
»Em, sie ist tot. Ich weiß, was ich gesehen habe.« Er brach ab, als er die Entschlossenheit in meinen Zügen bemerkte. »Was, wenn Sean recht hat und das eine Falle ist?« Nun hörte er sich an wie jemand, der Angst empfindet. Nicht vor der MM , sondern vor dem, was wir vorfinden würden. Davor, genau wie ich zu hoffen, dass sie doch noch lebte.
»Ich muss es wissen«, sagte ich nur.
Er schaute über meine Schulter ins Nichts. Dann, nach einem kurzen, leisen Fluch, kehrte er zurück ins Büro.
Marco und Polo hatten bereits Wasser und Proviant für unsere Reise bereitgestellt, und Sean fing an, die Sachen im Laderaum zu verstauen. Als ich zu ihm lief, um ihm zu helfen, sah ich Caras zusammengefaltete Heilsschwesternuniform auf einer der Kisten liegen.
Ich brach das Schweigen. »Wir müssen einen Umweg machen.«
Zu meiner Erleichterung seufzte er nur und sagte: »Dachte ich mir schon.«
Leise Stimmen grollten in dem Büroraum, und dann hörte ich Billy brüllen: »Ihr macht was ?«
»Oh nein.« Ich kam gerade im rechten Moment zur Tür herein, um zu sehen, wie Polo Chase einen Satz Autoschlüssel in die Hand drückte.
»Die werden euch schnappen.« Billys Gesicht war aschfahl.
»Unsere Schicht endet um acht Uhr morgens«, sagte Polo. »Dann werden wir den Wagen als gestohlen melden.«
»Es sei denn, ihr werdet schon vorher erwischt, dann würden wir ihn früher melden«, fügte Marco hinzu. »Du bist in Ordnung, Jennings, aber ein Haufen Leute verlässt sich darauf, dass wir unseren Job machen.«
»Danke«, sagte Chase.
»Danke uns lieber noch nicht«, gab Marco zögerlich zurück.
In meinen Adern pulsierte schon jetzt das Adrenalin. Die einzigen Fahrzeuge, die nicht wegen Verstoßes gegen die Sperrzeit gestoppt werden konnten, waren die, mit deren Hilfe sie durchgesetzt wurde. FBR -Streifenwagen. Wie der, den wir gleich klauen würden.
Immer noch ganz wirr von diesem Irrsinnsplan, drehte ich mich zu Billy um. »Du kommst doch mit uns, oder?«
Stirnrunzelnd zog er einen Faden aus seinem ausgefransten Hemdsaum.
Chase legte mir eine Hand auf den Arm, als fürchtete er, ich könnte Billy einfach mitzerren.
»Wie sieht es aus, Billy? Es ist deine Entscheidung«, wandte er sich an den Jungen.
Ich hielt den Atem an. Bitte, komm mit uns . Etwas nagte in mir, genau wie in den Tagen nach der Verhaftung meiner Mutter. Ich wollte Billy einfach nicht aus den Augen lassen.
Billy schluckte hörbar und wischte sich die dunklen Haare aus den Augen. Verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Chase hatte recht, es war wichtig, dass Billy seine eigene Entscheidung traf. Früher hatte er dazu keine Gelegenheit gehabt.
»Ich warte auf den Schleuser«, beschied er uns nach einer Weile. »Wallace wartet bestimmt in dem sicheren Haus auf mich.«
Stille legte sich über den Raum. Niemand wusste, wie er ausdrücken konnte, was Billy so oder so nicht glauben würde, nicht, wenn er es nicht mit eigenen Augen sah.
Wallace ist tot.
»Wenn Tucker hier mit Soldaten auftaucht …« Ich konnte nicht weitersprechen.
»Wir kümmern uns darum«, versprach Polo, und Marco nickte dazu.
Etwas tief in meinem Inneren verkrampfte sich. Wenn wir Billy nicht bis runter nach South Carolina brachten, kam das beinahe einem Verrat an Wallace gleich, aber dafür müssten wir ihn mit Gewalt in den Streifenwagen zerren. Entscheidungen mussten getroffen werden, und zwar schnell. Ich packte ihn, nahm ihn fest in die Arme, trotz seiner jugendlich-unbehaglichen Haltung, und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
»Pass gut auf dich auf, Billy. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.«
Er blinzelte hektisch und murmelte kaum
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