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Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition)

Titel: Gesetz der Rache: Roman (Artikel 5, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Simmons
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mit uns zum Checkpoint gekommen, und er wüsste nichts über das sichere Haus. Aber ich konnte nicht, weißt du? Ich hab’s vermasselt. Ich war ein Feigling, und jetzt … jetzt wird noch etwas viel Schlimmeres passieren. Ich kann es fühlen.«
    Das alles war in einem einzigen Atemzug aus mir hervorgebrochen  – Dinge, die ich ihm verheimlicht hatte, weil ich nicht einmal mir selbst eingestehen wollte, dass sie wahr waren.
    »Augenblick mal«, wandte er ein. » Nicht zu töten macht dich zu einem Feigling?«
    Ich zuckte mit den Schultern. Ich wollte nicht, dass er diese Sache verdrehte. Er rieb sich den Nacken.
    »Em, was du an dem Tag getan hast, das macht dich zu einem besseren Menschen«, verkündete er schließlich. »Hättest du mir in diesem Moment die Waffe gegeben, ich hätte es getan. Beinahe hätte ich es im Wayland Inn getan. Und jemanden zu töten – selbst wenn er derjenige ist – verändert alles. Es macht gute Dinge schlecht, und schlechte scheinen plötzlich in Ordnung zu sein. Und es wird leichter. Es wieder zu tun, meine ich. Ich habe es erlebt.« Er atmete einmal tief durch. »Sieh dir nur Wallace an. Er hatte nichts außer Billy und der Sache, und als es darauf ankam, konnte er nur an einem von beidem festhalten.«
    In der nun eintretenden Stille dachte ich zurück an das Wayland Inn, wie es vom Feuer zerstört wurde. Dachte daran, wie Wallace vergessen hatte, was wirklich wichtig war.
    »Sei froh, dass du ihn nicht getötet hast«, fuhr Chase milde fort. »Dich zurückzuhalten, das war tapfer.«
    Unruhig rutschte ich auf meinem Sitz herum. Tapfer kam mir so gar nicht passend vor. Wenn es um Tucker ging und darum, was ich nicht getan hatte, fühlten sich Worte wie Feigling und Versagerin viel richtiger an. Zumindest bisher. Aber nun war ich nicht mehr so sicher.
    »Ich wünschte, ich wüsste, was er und Cara in Greeneville machen«, bemerkte ich.
    »Du hast ihr die Story mit der Cousine auch nicht abgekauft, was?«
    Ich sah mich nach hinten um, aber Sean zeigte sich immer noch segensreich desinteressiert. Nicht, dass ich seine Meinung nicht hätte hören wollen, es war nur so, dass ich es als tröstlich empfand, manche Dinge allein mit Chase zu besprechen.
    »Ich weiß nur, dass sie irgendetwas verheimlicht«, entgegnete ich und knibbelte an meinen Fingernägeln herum, frustriert darüber, keine Antworten zu haben. Der Gedanke an Cara erinnerte mich an die Kupferpatrone, die ich ihr in Greeneville gezeigt hatte. Die Dinge, die sie über Sarah gesagt hatte, und die Narben auf ihrer Brust hatten mich so abgelenkt, ich hatte gar nicht mehr daran gedacht, dass sie sie zuletzt in der Hand gehabt hatte. Wer weiß, wo sie inzwischen war.
    Zeit, das Thema zu wechseln.
    »Komisch, nach allem, was passiert ist, wieder nach Hause zu kommen, findest du nicht?« In meiner Vorstellung war mein Zuhause genauso erhalten geblieben, wie ich es verlassen hatte, aber vielleicht hatte es sich verändert. Ich wusste , dass es sich verändert hatte. »Ich glaube nicht, dass mich da noch irgendjemand erkennen würde.«
    »Ich würde dich erkennen.«
    Ich lachte und fuhr mir mit den Fingern durch das kurze, gefärbte Haar, was eine neue Woge Rauchgestank freisetzte. »Ja, klar. Ich sehe ja auch noch genauso aus wie damals, als ich da weg bin.«
    »Du siehst toll aus. Und außerdem habe ich nicht vor, über irgendjemanden zu stolpern, den wir von früher kennen.« Er räusperte sich und konzentrierte sich wieder auf die Straße. »Warum siehst du mich so an?«
    All die harten Kanten in meinem Inneren wurden wieder weich.
    »Du hast gesagt, ich sehe toll aus.«
    Er grinste und lehnte sich auf dem Fahrersitz zurück. »Schätze schon.«
    Ich verbarg mein Lächeln an der Schulter.
    Chase fuhr schnell, ganz einfach, weil er es konnte. Niemand begegnete uns auf dem Highway. Keine Seele. Er war verlassen, ein Asphaltstreifen voller Müll und Holzabfälle und dem einen oder anderen steifen überfahrenen Tier am Straßenrand. Den größten Teil der Zeit brachten wir schweigend zu, jeder versunken in seinen eigenen Gedanken – in meinem Fall vorsichtige Hoffnung und in seinem bange Besorgnis.
    Als wir noch drei Stunden vor uns hatten, gleich nach der Abfahrt nach Frankford über die I-64, hielten wir am Straßenrand, um nachzutanken. Es war dunkel, und der Geruch modrigen Laubs drang mir in die Nase. Chase holte einen der Kanister aus dem Kofferraum und schob die gelbe Tülle in den Tankstutzen des Fahrzeugs, während Sean

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