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Gesetz des Todes

Gesetz des Todes

Titel: Gesetz des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Higgins Jack
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ihm ernsthafte Sorgen. Kilburn, wo Mary Kulane gewohnt hatte, war der Stadtteil von London, in dem die meisten Iren lebten, und in den zahlreichen Pubs fühlte man sich beinahe in die alten Zeiten zurückversetzt. Republikaner, Protestanten, jeder hatte seine eigene Stammkneipe.
    Dillon kannte sie alle, schließlich hatte er als Junge in diesem Viertel gelebt, als er mit seinem Vater von Belfast nach London gezogen war. Wenn ein junges katholisches Mädchen also auf einen Drink gehen wollte, dann nur in einen katholischen Pub. Mary Killane hatte keinen eigenen Wagen besessen und musste demnach zu Fuß gehen, außer jemand holte sie zu Hause ab. In der näheren Umgebung ihrer Wohnung fanden sich etliche katholische Pubs.
    Die meisten waren sauber. Dillon zeigte ihr Foto herum und erreichte nichts. Es gab aber auch andere Pubs, in denen IRA-Mitglieder verkehrten, überwiegend aus den Zeiten vor dem Friedensprozess – in diesen Tagen lief in London nicht mehr viel. Green Tinker war so ein Pub, und er gehörte einem gewissen Mickey Docherty. Früher ein eifriger Förderer der IRA, zweimal festgenommen, aber man hatte ihm nie etwas nachweisen können.
    Dillon fand ihn kurz vor dem Mittagsläuten. Bis auf zwei alte Männer mit Schiebermützen, die an einem Tisch in der Ecke saßen, Ale tranken und Domino spielten, war der Pub leer. Docherty saß an der Bar und las den Standard. Als er Dillon erkannte, stand ihm die Überraschung deutlich ins Gesicht geschrieben.
    »Ich glaub’s ja nicht, das ist doch tatsächlich der gute alte Sean!«
    »Wie er leibt und lebt. Schenk mir einen großen Bushmills ein.«
    Docherty verschwand hinter der Bar, und als er das Glas vor Dillon auf den Tresen stellte, lag da ein Computerfoto von Mary. Schweigend trank Dillon seinen Whisky. Dochertys Miene sagte alles.
    »Ich sehe es dir an der Nasenspitze an, dass du sie kennst.«
    »Was hat sie verbrochen?«
    »Hat sich umbringen lassen.«
    Docherty bekreuzigte sich. »Heilige Mutter Gottes.«
    »Fang bloß nicht an, den Frommen zu spielen. Mit wem kam sie hierher?«
    »Und woher sollte ich das wissen?«
    »Weil sie Verbindungen zur IRA hatte und wahrscheinlich auch zu Liam Bell, also sag mir, was du weißt. Wenn du weiter den Ahnungslosen mimst, komme ich heute Abend noch mal zurück und schieße dich zum Krüppel. Beide Knie. Die Sache hier ist wichtig für mich.«
    »Ist ja gut, Sean, ich habe verstanden.« Er drehte sich um und schenkte sich mit zitternden Händen einen Whisky ein. »Nettes Mädchen. Krankenschwester. Sie war ein Schläfer.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich habe Briefe aus Dublin für sie und diesen Typen angenommen.«
    »Welchen Typen?«
    »Auch ein Schläfer. Dermot Fitzgerald.«
    »Was stand in diesen Briefen?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Weil du sie mit Hilfe von Wasserdampf geöffnet hast.«
    Allmählich geriet Docherty in Panik. »Das habe ich nur ein paar Mal gemacht. Waren ohnehin nur kurze Mitteilungen. Rufe diese Nummer um die oder die Uhrzeit an, so was in der Art. Fitzgerald ist ein hübscher Bursche. Ein richtiger Gelehrter. Hat an der London University seinen Magister gemacht.«
    »Ein Gelehrter und Gentleman, der es romantisch findet, in der IRA mitzumischen?«
    »Da kursierten so Gerüchte.«
    »Was für Gerüchte?«
    »Dass er drei oder vier Mal abgedrückt haben soll.«
    Kurzes Schweigen. »Hast du seine Adresse?«
    »Wohnt gleich hier um die Ecke. Ist aber ausgeflogen.«
    »Wohin?«
    »Ibiza. Hat es mir vor ein paar Tagen erzählt. Sagte, dass er ein bisschen Geld verdient hat und sich für eine Weile in den Süden absetzen will. Ist ein leidenschaftlicher Taucher.«
    Dillon überlegte einen Moment und legte dann ein anderes Computerfoto auf den Tresen, diesmal das von Levin. »Kennst du den?«
    Docherty schüttelte den Kopf. »Ganz sicher nicht.«
    Dillon steckte die Fotos wieder ein. »Ich hoffe, ich muss heute Abend nicht wiederkommen.«
    Igor Levin, der Dillon bis zum Green Tinker gefolgt war, hatte einen Blick durchs Fenster geworfen und gesehen, wie dieser an der Bar stand und sich mit Docherty unterhielt. Er ging ein paar Schritte weiter und entdeckte den separaten Eingang zur Bar eines Restaurants. Die Bar war leer, aber es gab eine Verbindungstür zu dem Pub, und nachdem er sich das Mini-Lauschgerät ins Ohr gesteckt hatte, konnte er mithören, was zwischen Dillon und Docherty gesprochen wurde, nachdem dieser Mary Killane erkannt und erfahren hatte, dass sie tot war.
    Viel mehr gab es

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