Gesetz des Todes
nach Khufra an der algerischen Küste geflogen.«
»Was bedeutet, dass Fitzgerald seinen Häschern wahrscheinlich einen Schritt voraus ist.«
»Das würde ich auch so sehen.«
»Dann sollten wir uns schleunigst auf die Socken machen.«
Die Nachtfähre hatte Khufra-Stadt erreicht und fuhr jetzt langsam in den Hafen ein. Die weißen, maurischen Häuser mit den schmalen Gassen dazwischen, die auf den angrenzenden Hügeln in der Morgensonne leuchteten, waren jedes Mal ein erfreulicher Anblick. In dem kleinen Hafen lagen ein paar Fischerboote, einige Daus und Motorbarkassen, und weiter hinten begannen die Marschen. Der Wind, der vom Meer her wehte, war angenehm warm und roch nach Gewürzen.
Dermot Fitzgerald liebte diesen Teil der Welt. Wie immer stand er bei der Einfahrt in den Hafen vorne an der Reling. Er war schon oft hier gewesen, liebte die Frauen, das Essen und die Tauchgründe. Für etwaige Schwierigkeiten war stets Tomac zur Stelle, der sich um alles kümmerte, zudem boten die Marschen ausreichend Zuflucht. Khufra war für Fitzgerald wie ein zweites Zuhause. Er warf sich seine Tasche über die Schulter, ging die Gangway hinunter, bahnte sich einen Weg durch das Getümmel und marschierte durch die gepflasterten Straßen hinauf zum Trocadéro.
Dillon berichtete Billy von seinem Telefonat mit Roper, während das Taxi der kurvenreichen Straße folgte, die sich hinunter nach Tijola schlängelte, einem kleinen Hafen mit einem schmalen Pier und ein paar Häusern. Die Fischerboote waren schon früh am Morgen ausgelaufen, aber die eigentliche Attraktion waren die beiden Wasserflugzeuge, von denen eines im Hafenbecken dümpelte, das andere stand auf einer schrägen Betonrampe an der Hafenmauer.
Es waren Eagle Amphibians, nicht die allerneusten Modelle, aber robust und zuverlässig und ursprünglich für den Einsatz im Norden Kanadas entwickelt worden. Ein nützliches Extra bestand darin, dass man unter die Kufen Räder montieren und so vom Wasser aufs Land rollen konnte.
Ein Mechaniker war gerade mit dem Motor der Maschine beschäftigt, die auf der Rampe stand, und als er Dillon bemerkte, begrüßte er ihn sichtlich erfreut auf Spanisch. »Señor Dillon. Schön, Sie wiederzusehen.«
Dillon antwortete ihm ebenfalls auf Spanisch: »Ja, ich freue mich auch.« Er umarmte den Mann und fuhr dann in seiner Sprache fort: »Wo steckt Aldo?«
»Sie lassen heute Vormittag ein paar Bullen durch die Arena toben. Er wollte sich das ansehen. Ist eigentlich für den Nachwuchs gedacht. Sie kennen das ja.«
»Allerdings. Na, dann wollen wir mal sehen, ob wir Aldo dort finden. Die Taschen lassen wir hier.«
»Kein Problem, amigo .«
In beinahe jeder kleinen und großen Stadt auf Ibiza gibt es eine Plaza de Toros, meist nur eine einfache Betonarena, aber das Publikum interessiert sich ohnehin nur dafür, was sich innerhalb des Zirkels abspielt. An diesem Morgen sah es hier nicht so aus wie sonst. Keine Kapelle, keine bestickten Umhänge, kein grelles Farbenspiel. Heute hatte sich in der Arena nur eine zusammengewürfelte Gruppe Jugendlicher eingefunden, die ihr Glück versuchen wollten in der Hoffnung, dass vielleicht jemand auf sie aufmerksam wurde. In den ersten Reihen standen ein paar ältere Männer, einschließlich Aldo Russo, der auf der Bank saß, die normalerweise dem Präsidenten der Plaza vorbehalten war.
Dillon trat hinter ihn und klopfte ihm auf die Schulter. »Hallo, Aldo.«
Russo fuhr herum. Die Überraschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Heilige Jungfrau Maria.« Er sprang auf und umarmte Dillon. »Warum hast du mich nicht vorgewarnt?«
»Meine Reise hierher hat sich ganz spontan ergeben. Das ist Billy Salter«, sagte er auf Italienisch. »Der Bursche liegt mir sehr am Herzen. Ein jüngerer Bruder im Geiste, wenn auch nicht im Blute.«
Das war ein Mafia-Spruch und bedeutete viel. Russo musterte Billy von oben bis unten. »Ein jüngerer Bruder?«, sagte er dann auf Englisch. »Ich glaube, der hat schon viel erlebt. Hat sich seine Sporen verdient.« Er schüttelte Billy die Hand. »Vielleicht hat Ihr Freund Ihnen erzählt, dass ich zur Mafia gehöre. Vor fünfzehn Jahren hatten wir in London große Probleme mit Malteser Gangs.«
»Was für Probleme?«
»Sie wollten bei uns mitmischen. Ich habe als consigliere fungiert, als Vermittler. Aber sie haben gemauert. Und mich eines Abends in meinem Wagen überfallen, obwohl sie mir freies Geleit zugesichert hatten.«
»Was ist passiert?«
»Sie haben mir ein
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