Gesetz des Todes
Küste, etwa dreihundert Kilometer von hier. Offenbar ist er ein Freund von Doktor Tomac, dem das Trocadéro gehört und auch sonst beinahe alles in Khufra und der, ganz zufällig, ein Geschäftspartner von mir ist.«
»Aha, sprich weiter«, sagte Dillon.
Russo fuhr fort und vergaß auch nicht, Levin und Greta zu erwähnen.
»Okay, wir wissen, wer er ist, und sie ist demnach diese mysteriöse Mary Hall«, sagte Dillon.
»Und, was verbindet dich mit diesem Doktor Tomac?«
»Zigarettenschmuggel hauptsächlich. In dem Geschäft lässt sich heutzutage mehr Geld verdienen als mit harten Drogen, und die Haftstrafen sind wesentlich niedriger. Außerdem besitze ich dort eine Tauchbasis. Eagle Deep. Ein exzellenter Tauchgrund. Spezielle Kunden buchen mich, damit ich sie mit einem meiner Wasserflugzeuge rüberfliege.«
»Würden wir auch in diese ehrenwerte Kategorie fallen?«, erkundigte sich Dillon.
»Nun ja, sagen wir mal so, ich schulde dir was, mein alter Freund. Und außerdem ist jetzt keine Saison, es läuft nicht viel, mir ist langweilig, und das Ganze klingt recht interessant.«
»Dann mal los«, sagte Dillon. »Ich könnte glücklicher nicht sein.«
Beim Beladen des Flugzeugs gab Russo Pedro letzte Anweisungen, dann fragte er Dillon: »Und, fliegst du noch?«
»Ja, immer mal wieder.«
»Dann gehört der Vogel dir.«
Er nahm rechts neben Dillon Platz, Billy hinter ihm. Dillon schnallte sich an, ließ den Motor an und gab ein bisschen Gas, damit die Maschine über die Rampe in das Hafenbecken glitt, dann zog er die Räder ein und meldete sich beim Tower des Flughafens an. Er nannte sein Flugziel, worauf eine kurze Pause eintrat, ehe er die Starterlaubnis bekam. Er brachte die Maschine bis ans Ende des Piers, drehte sie mit der Nase in den Wind und zog den Gashebel ganz zu sich heran. Der Motor heulte auf. Im richtigen Moment löste er die Bremse, und die Eagle erhob sich mühelos über das azurblaue Meer und stieg in den Himmel.
»Und, wie fühlt sich das an?«, fragte Russo.
»Könnte besser nicht sein.«
Russo öffnete das Fach, in dem die Karten lagen, und brachte eine Browning zum Vorschein. »Ich nehme an, ihr beiden seid nicht mit leeren Taschen gekommen, oder?«
»Absolut nicht.«
»Gut, denn das ist die Khufra, wohin wir fliegen, und in dieser Gegend muss man mit allem rechnen.«
Die Khufra
9.
Dr. Henry Tomac war ein massiger Mann, der mindestens zwei Zentner auf die Waage brachte. Er trug einen zerknitterten, sandfarbenen Leinenanzug und dazu einen Panamahut, obwohl er in einer Nische des Trocadéro saß, seinem ganzen Stolz. Markisen an der Vorderseite des Gebäudes sorgten für eine erträgliche Raumtemperatur und sperrten das Sonnenlicht aus, die großen Ventilatoren an der Decke drehten sich ohne Unterlass.
Die Kellner waren Algerier, gewandet in weiße Hemden, weiße Hosen und scharlachrote Bauchbinden, den Oberkellner erkannte man an seinem roten Fes. Man konnte im Trocadéro nur etwas trinken, aber auch essen, das Publikum war gemischt und mitunter recht raubeinig, aber Tomac hatte ein paar Männer mit Schurkenvisagen angeheuert, die für Ruhe und Ordnung sorgten, denn was Tomac sagte, war in Khufra Gesetz.
Er saß in seiner privaten Nische und schlug gerade nach einer lästigen Fliege, als Dermot Fitzgerald das Trocadéro betrat, sich an den Tischen vorbeischlängelte, vor Tomac stehen blieb und seine Tasche auf den Boden stellte.
»Darf ich Ihnen Gesellschaft leisten?«
»Aber selbstverständlich, mein Junge. Champagner, Abdul«, rief er dem Oberkellner zu.
»Vielleicht behagt Ihnen meine Gesellschaft nicht.«
»Du meine Güte, sind Sie schon wieder in ein Fettnäpfchen getreten?« Er kostete von dem Champagner, den Abdul eingeschenkt hatte. »Na schön, dann erzählen Sie mal …«
»Aha, Sie haben also erfahren, dass der russische Agent Levin und diese Novikova auf dem Weg nach Ibiza waren, richtig? Und dann sind sie hierher zu mir gekommen, weil Sie fürchten, dass die beiden Sie aus dem Weg räumen wollen.«
»So ungefähr, ja.«
»Sie sind tatsächlich hinter Ihnen her. Der Empfangschef vom Sanders hat mich vorhin angerufen und mir von einem Paar erzählt, beide auffallend gut aussehend und äußerst interessiert an Ihrem Verbleib. Dieser Hinweis deckt sich haargenau mit dem Anruf von Captain Omar, der mich dahingehend informierte, dass ein russischer Firmenjet mit einem attraktiven Paar an Bord auf dem Weg hierher sei. Die Maschine von Belov International ist vor
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