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Gesetze der Lust

Gesetze der Lust

Titel: Gesetze der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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gab“, hatte Wesley erwidert.
    Nora hatte so getan, als hätte sie ihn nicht gehört – ihre übliche Reaktion, wenn er versuchte, etwas Sinn und Rationalität in ihre Hirngespinste zu bringen.
    „Vermutlich wurden auf diesen Regalen Jungfrauen rituell geopfert.“
    „Wäre das nicht irgendwie komisch?“
    „Finden wir es heraus. Hier, hüpf auf das oberste Regalbrett. Ich hole schon mal das Messer.“
    Gott, mit was für einer seltsamen Frau er zusammengelebt hatte. Seltsam und lustig und wunderschön und überraschend … Er vermisste sie so sehr, dass sich sein Magen allein beim Gedanken an ihren Namen schmerzhaft zusammenzog.
    Sie hatten zusammen eine so schöne Zeit in diesem Haus verbracht, waren so glücklich gewesen. Im Nachhinein konnte er immer noch nicht recht glauben, dass Nora ihn gebeten hatte, bei ihr einzuziehen. Was war das nur mit ihr und ihm? Noch Tage, nachdem sie vorgeschlagen hatte, zu ihr zu ziehen und als ihr Praktikant zu arbeiten, war er durch die Gegend gestolpert und hatte sich gefragt: „Warum gerade ich?“ Am Tag seines Einzugs – dieser bitterkalte erste Januar seines Freshman-Jahres an der Yorke – war er ein nervöses Wrack gewesen. Die Wirklichkeit hatte angefangen einzusetzen, als er seine Kleidung ausgepackt und die Möbel in dem Zimmer aufgestellt hatte.
    Er hatte ein paar Bilder aufhängen wollen, es jedoch nicht über sich gebracht, ohne Noras vorherige Erlaubnis Nägel in die Wände zu schlagen. An dem Abend war er genauso durch das Haus gewandert wie jetzt. Nora war weder im Schlafzimmer noch im Wohnzimmer oder in der Küche. Schließlich hatte er sie auf der rückwärtigen Veranda gefunden, wo sie dick eingepackt saß. Er hatte ebenfalls seinen Mantel angezogen und sich zu ihr in die Kälte gesellt.
    Einen Moment lang beobachtete er sie einfach nur schweigend, wie sie mit geschlossenen Augen dastand, das Gesicht dem hellen Mond zugewandt. Sie atmete langsam durch die Nase ein, hielt den Atem dann einen Augenblick an und stieß ihn in einer weißen Wolke durch den Mund wieder aus.
    „Frierst du gar nicht?“, fragte Wesley.
    „Ich friere mir den Arsch ab. Ich gehe gleich wieder rein.“ Sie öffnete die Augen und lächelte ihn an.
    „Was machst du hier draußen?“
    „Ich dachte, dir wäre es lieber, dich hier in aller Ruhe einzurichten, ohne dass ich dir die ganze Zeit über die Schulter schaue.“
    Darüber hatte Wesley lachen müssen.
    „Du weißt aber schon, dass ich über eins achtzig groß bin, oder? Wenn du stehst, reichst du mir doch grade mal bis zur Hüfte, Kleine.“
    Kleine? Hatte er die berüchtigte Nora Sutherlin gerade wirklich Kleine genannt?
    „Aber das ist doch eigentlich eine ganz praktische Höhe, oder?“ Sie schenkte ihm ein verführerisches Lächeln.
    Wesley presste die Lippen aufeinander.
    „Du bist schrecklich, aber das weißt du vermutlich.“
    „Ja, ich bin echt gut darin. Frag Søren.“ Sie zwinkerte ihm vielsagend zu.
    „Ich wünschte, du würdest nicht über ihn reden.“
    Nora schaute ihn an. Selbst im blassen Mondlicht konnte er jeden ihrer Gesichtsausdrücke erkennen. So ein wunderschönes Gesicht … er wünschte, er könnte gut genug zeichnen oder malen, um das Funkeln in ihren grünschwarzen Augen für die Ewigkeit auf Papier zu bannen.
    „Wie kommt’s? Du bist ihm doch nie begegnet. Er ist ein sehr guter Mensch. Der beste Mann, den ich je getroffen habe.“
    „Du hast mir von ihm erzählt. Gute Männer schlagen keine Frauen.“
    „Gute Männer schlagen nur die Frauen, die geschlagen werden wollen.“
    „Frauen sollten so etwas nicht wollen.“
    „Dann ist es ihr Problem, nicht seins, oder?“ Ihr Blick war triumphierend.
    „Nora, du bist bekloppt. Komm jetzt rein. Mein Gesicht fällt mir gleich vor Kälte ab.“
    „Das darf nicht passieren, dazu ist es zu hübsch. Eine Sekunde nur. Ich brauche nur noch eine Sekunde.“
    Sie atmete noch einmal tief durch die Nase ein und hieltden Atem ewig lange an, bevor sie ihn beinahe widerstrebend freigab.
    „Tut mir leid“, sagte sie. „Ich liebe diesen Geruch. Eine klare Winternacht … Riecht irgendetwas auf der Welt besser als eine Winternacht?“
    Wesley schloss die Augen und atmete den Duft des Winters ein – so klar und rein und kalt. In einem der Nachbarhäuser brannte der Kamin, und ein Hauch würzigen Holzrauchs lag in der Luft.
    „Es riecht wirklich erstaunlich“, sagte er.
    „So …“ Nora atmete erneut tief durch und senkte die Lider. „So riecht Sørens

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