Gesetze der Lust
auch immer. Die Sacred Heart hat peinlich genau geführte Mitgliederlisten. Sie hat die Kirche vor sieben Jahren verlassen und ist letztes Jahr zurückgekehrt. Ich bezweifle, dass das etwas zu bedeuten hat. Ich wollte es dir aber schon beim Essen erzählen.“
Suzanne nickte. Patrick wartete.
„Danke“, sagte sie und zog das Laken enger um sich.
Patrick schaute sie nur an. Dann öffnete er die Tür und ging. Sie blieb allein in ihrem Apartment zurück. Frustriert und verletzt.
Auf dem Rückweg in ihr Schlafzimmer blieb sie an ihrem Bücherregal stehen und starrte auf die Ausgabe von Nora Sutherlins Buch The Red , das dort stand.
„Alles deine Schuld, du Schlampe“, sagte sie. Doch danach fühlte sie sich auch nicht besser. Sie nahm das Buch vom Regal und blätterte es in der Hoffnung durch, sie von der Tatsache ablenken zu können, dass sie, während Patrick in ihr gewesen war, das Gesicht von Father Stearns vor sich gesehen hatte. Ausgerechnet das Gesicht von ihrem Hauptverdächtigen – von ihrem Feind. Sie straffte die Schultern und bemühte sich, die Fassungwiederzuerlangen. Father Stearns’ Attraktivität hatte sie einfach vollkommen unvorbereitet getroffen. Das war der einzige Grund. Mehr nicht.
Suzanne klappte das Buch zu und stellte es wieder ins Regal zurück. Das Letzte, was sie jetzt wollte, war an diesem Tag noch mehr über Sex oder Männer nachzudenken. Doch während das Buch zuschlug, fielen ihre Augen auf die Widmung.
Wie immer, Geliebter, Deine Eleanor .
Sie las es noch einmal. Eine seltsame Formulierung. Sie schien mehr auszudrücken, als sie sagte. Nora war die Kurzform von Eleanor, soviel wusste sie.
Aber wer war ihr Geliebter?
Michael erwachte alleine. Der Mond stand hoch am Himmel, es war noch Nacht. Er rollte sich auf den Rücken und starrte an die Decke.
Es war einfach zu aufregend, dass er den Sommer in einem Herrenhaus verbringen und von der Nora Sutherlin in die hohe Kunst des BDSM eingeführt werden würde. Bevor er eingeschlafen war, hatte sie ihn über seine Fantasien ausgefragt, was er ausprobieren, was er lernen wollte. Neben einer wunderschönen Domina zu liegen, die mit ihren Fingernägeln zärtlich über seine nackte Haut strich und ihm dabei Geschichten aus ihrem Leben als Herrin und Sklavin erzählte, war vermutlich einer der erotischsten Augenblicke seines Lebens gewesen. Unglücklicherweise verkrampfte er sich und machte sofort zu, als sie versuchte, ihm Fragen darüber zu stellen, was er wollte. Er schämte sich zu sehr, um ihr antworten zu können. Aber sie hatte ihn nur geküsst und sanft geflüstert: „Das kriegen wir schon noch hin.“
Über das Thema Sicherheit hatten sie gesprochen. Morgen würde er anfangen, den „Sub-Cocktail“ zu nehmen, wie Nora ihn nannte. Vitamin K und Zink, damit seine blauen Flecken schneller heilten. Während ihrer Szenen würde er das Ampelsystem benutzen, um ihr mitzuteilen, wie es ihm erging. Grün,Gelb oder Rot. Und natürlich war sein Safeword immer noch dasselbe, das sie ihm in ihrer bisher einzigen gemeinsamen Nacht gegeben hatte: Flügel.
Michael erinnerte sich an die Nacht, an den Augenblick, als er ihr seinen Namen gesagt hatte. Nora hatte gelächelt und ihn daran erinnert, dass Michael der Name von Gottes oberstem Erzengel war, Gottes ritterlichstem Held.
Ein ritterlicher Held? Er?
Sein Vater hatte den Namen ausgesucht und offensichtlich einen anderen Sohn erwartet. Mit einem maskulinen, sportlichen Sohn wäre er sicher glücklicher gewesen. Nicht mit diesem blassen, dünnen, beinahe feminin aussehenden Jungen, den er bekommen hatte. Ein Kerl wie Griffin, das hätte seinem Vater gefallen. Mit sehnigen Muskeln und einem kräftigen Körperbau, einer geraden Nase und starkem Kiefer. Griffin war die Sorte Mann, die jeder wollte – Männer, Frauen, alle. Das hatte er auch zu Nora gesagt, als sie ihn nach seinen Eltern gefragt hatte.
„Dein Vater würde an Griffin genauso viel auszusetzen haben wie an dir“, hatte sie gesagt und seine Stirn so liebevoll berührt wie eine Mutter, die fühlt, ob ihr Kind Fieber hat. Gott, wann hatte seine Mutter ihn das letzte Mal berührt? „Griffin war in deinem Alter ein echter Radaubruder und hat sich erst ab Mitte zwanzig langsam beruhigt. Außerdem ist er verrückt, pervers und bisexuell.“
„Griffin ist bisexuell?“ Ein aufregender Schauer hatte Michael überlaufen.
„Ja, ist er. Also pass besser auf, mein Hübscher“, hatte sie mit einem Zwinkern gesagt.
Michael hatte
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