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Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord

Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord

Titel: Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Fischer
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aber
plötzlich landete ich mit einem dumpfen Aufprall am Fuße einer Böschung. Ich
lag mit dem Gesicht nach unten und fing an zu spucken. Erde und  Dreck hatte
ich im Mund. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Langsam rappelte ich mich auf,
blieb aber mit ausgestreckten Beinen und mit nach hinten abstützenden Armen
kurz sitzen. Noch immer knirschten meine Zähne auf Sand und Dreck. Die Arme und
Beine schmerzten höllisch. Langsam zog ich die Beine an und erhob mich in die
Hocke. Ich kletterte auf allen Vieren die Böschung wieder herauf. Das Gras war
eiskalt und meine Hände wurden immer klammer. Oben angekommen, klopfte ich
meinen Mantel ab. Alles war dreckig und feucht. Ich überlegte verzweifelt, was
mir passiert war, und was ich nun tun sollte. Ich ging zur Fahrerseite und
setzte mich hinter das Lenkrad. Nun mal ganz langsam. Was war passiert? Nur
ganz allmählich tauchten Gedankenfetzen in meinem Kopf auf. Mein Auto hatte den
Geist aufgegeben, ich war auf den Seitenstreifen gefahren und dann......? Es
war jemand gekommen und hatte seine Hilfe angeboten. Jemand? Wer war dieser
Jemand?
    Meine
Kleider waren feucht und mir war so kalt, dass meine Zähne klapperten. Ich
hielt mit beiden Händen das Lenkrad umklammert, wie ein Ertrinkender ein Stück
Treibholz. Mittlerweile war ich in einen traumatischen Schaukelrhythmus
verfallen. Mein Oberkörper wiegte sich vor und zurück und dabei schlug ich mit
dem Kopf immer wieder gegen die Kopfstütze. Wenn ich mich doch nur besser
erinnern könnte. Ich sollte versuchen nach Hause zu kommen.
    Ich
drehte den Zündschlüssel um und erwartete, dass der Motor wie gewohnt ansprang.
Stattdessen war aber nichts zu hören, nur das leise Klicken am Anfang des
Zündvorgangs. Danach – nichts. Ich versuchte es erneut. Wieder nichts.
    Der Motor
blieb stumm. Mir blieb nur ein Taxi zu rufen. Mein Handy, wo war mein Handy? In
der Handtasche musste es sein. Wo war die Handtasche? Auf dem Rücksitz. Ich kam
mir vor, wie ein grünes Männchen auf einem fremden Planeten. Ich griff nach der
Handtasche und wühlte und wühlte. Kein Handy. Halt, ich habe es bestimmt in
meine Manteltasche gesteckt. Ich griff hektisch in beide Manteltaschen –
nichts. Bestimmt war es bei meinem Sturz an der Böschung aus dem Mantel
gefallen. Ich stieg wieder aus und ging um mein Auto herum zu der Stelle, an
der ich wegen meiner wackeligen Beine das Gleichgewicht verloren hatte und die
Böschung hinunter gefallen war. Ich ging in die Hocke und rutschte auf den Schuhen
langsam die seifenglatte, gefrorene Böschung herab. Dabei tastete ich rechts
und links das Gras ab, in der Hoffnung mein Handy dort zu finden. Unten
angekommen tat ich das gleiche in der Senke.
    Wo ist
nur das Scheißhandy? Das gibt es doch gar nicht. Es muss hier sein. Wo soll es
denn sonst sein. Ich hielt in meinen Gedanken inne. Wenn es hier nicht auf dem
Boden lag, sich nicht in meinem Mantel befand und auch nicht in meinem Auto,
dann blieb nur eine Möglichkeit. Ich war überfallen worden, in mein Auto
verfrachtet worden und der Täter hatte mein Handy mitgenommen. Warum nicht die
Handtasche mit dem Bargeld?
    Ich
hockte da in der Senke und spürte plötzlich, dass mein Gesicht ganz nass war.
Die Tränen liefen und sogar die Nase konnte das Wasser nicht halten. Mit dem
Ärmel meines Mantels wischte ich mir ungelenk über das Gesicht.
    Wieder
krabbelte ich die Böschung nach oben. Schöne Scheiße, dann muss ich zu Fuß nach
Hause gehen. Ich verriegelte das Auto, ließ die gespenstische Warnblinkanlage
an, drehte mich um und überquerte die B 265. Bis nach Hause waren es gute
eineinhalb Kilometer. Das konnte ich schaffen.
    Auf der
schlecht beleuchteten Bliesheimer Straße schleppte ich mich langsam voran. Ich
fühlte mich wie eine Pennerin, abgerissen und dreckig. Ein bitterkalter Wind
schlug mir entgegen. Der Weg zu meiner Wohnung war nun doch entsetzlich weit.
Als ich endlich in meine Straße einbog, drehte ich mich nach allen Seiten um.
Obwohl weit und breit niemand zu sehen war, hatte die Paranoia hatte mich mittlerweile
fest im Griff und ich fühlte mich von Tausend Augen aus dunklen, toten Fenstern
beobachtet. Mein Kopf war wie zugenagelt und es drang kein klarer Gedanke
durch. Mein Weg führte mich schließlich am Haus des Nachbarn vorbei. Jede Faser
in mir sträubte sich. Hatte er mich überfallen, und wartete er jetzt darauf,
mich vorbei schleichen zu sehen? Der Gedanke daran, dass er mich in diesem
verdreckten Zustand beobachtete,

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