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Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord

Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord

Titel: Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Fischer
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wichtiger Gedanke. Aber welcher Gedanke es war, sagte mir die Stimme
nicht. Ganz tief in Grübeleien versunken, ging ich in meine Wohnung und trat
ans Fenster. War Stefan schon weg?
    Erst jetzt bemerkte ich es. Er
stand breitbeinig, mit verschränkten Armen und einem provozierenden Blick vor
seinem Haus und starrte zu mir herüber. Mir brach der Schweiß aus und mein Herz
schlug so heftig gegen meine Rippen, dass ich dachte, ich bekäme keine Luft
mehr.
    Rasend vor Wut drehte ich mich
vom Fenster weg, schnappe mir den Haustürschlüssel und rannte um das Haus herum
zur Straßenseite. Ich blieb auf meiner Straßenseite stehen.
    „Hauen Sie ab und lassen Sie
mich endlich in Ruhe, Sie alter Wichser“, brüllte ich in seine Richtung, die
Fäuste dabei geballt.
    Als er mich kommen sah drehte
er sich langsam um und ging zurück in sein Haus.
    Was war das denn jetzt? Das war
doch Herr Krautmann, oder? Hatte er mich überhaupt bemerkt? War er taub oder
blind? Nein, beides konnte nicht sein. Er war einfach ein total abgebrühter
Drecksack.
    Ich stand da, in einer
Boxerhaltung, ein wenig nach vorne gebeugt, so wie in dem Moment als ich ihn
angebrüllt hatte.
    „Elender Drecksack“, schimpfte
ich vor mich hin, drehte mich um und ging ebenfalls wieder ins Haus zurück.

35
     
    Ich freute mich auf heute Abend.
Am Wochenende hatte ich mit Charlotta aus Köln telefoniert und wir hatten uns
für heute Abend in Köln verabredet. Seit ich durch sie Amelie im Tierheim
entdeckt hatte, hatten wir immer wieder mal telefoniert, aber es nie geschafft,
uns zu treffen. Jetzt, gut ein Jahr später, waren wir endlich zum ersten Mal
verabredet. Leider konnte ich Amelie nicht mitnehmen, ich hätte Charlotta so
gerne gezeigt, dass es Amelie bei mir gut geht. Aber dafür würde es bestimmt
noch eine andere Gelegenheit geben.
    Ich
steckte ein paar Fotos von Amelie ein und zog mir meinen Mantel über. Amelie
lag auf ihrem Kissen im Wohnzimmer und guckte mich ganz traurig an.
    „Nicht
traurig sein, meine Kleine. Ich bleibe nicht lange weg. Und wenn ich wiederkomme,
dann freuen wir beide uns ganz doll.“ Ich hoffte, dass Amelie wenigstens die
Botschaft dieses Satzes verstand und die Wartezeit dann besser überstehen
würde. Es gab mir jedes Mal einen kleinen Stich ins Herz, wenn sie mich so
traurig ansah. Aber es gab nun mal Gelegenheiten, wie zum Beispiel eine Kölner
Kneipe, in der es zu voll, zu laut und einfach ungeeignet für einen Hund war.
Ich streichelte ihr noch einmal kurz über den Kopf, drehte mich um und verließ
mit zügigen Schritten die Wohnung. Nicht umdrehen, war meine Devise, dann war
die Trennung am schnellsten überstanden.
    Ich ging mit
gesenktem Kopf um das Haus herum. Es war halb acht und um diese Zeit war auf
den Straßen schon nichts mehr los. Ich hob meinen Kopf vorsichtig und spähte
zum Haus gegenüber, um herauszufinden, ob ich von ihm wieder beobachtet wurde.
Es war nichts zu sehen. Die Rollläden seiner Wohnung waren heruntergelassen,
aber über der Haustür brannte Licht. Ich ging auf mein Auto zu, drückte auf den
Autoschlüssel und erwartete das bekannte einmalige – pling. Aber stattdessen
machte es – pling, pling. Nanu, hatte ich das Auto heute Nachmittag gar nicht
abgeschlossen? Das zweifache Signal zeigte nämlich an, dass ich das Auto gerade
eben erst abgeschlossen hatte. Ich drückte noch einmal auf den Schlüssel und
erst jetzt kam das von mir schon vorher erwartete einmalige – pling. Sehr
merkwürdig. Ich drehte mich noch einmal um und sah aber nur die dunkle leere
Straße. Nichts rührte sich. Ich öffnete die Autotür und setzte mich hinein.
Dass ich das Auto am Nachmittag nicht abgeschlossen hatte wollte mir einfach
nicht in den Sinn. Nachdem ich die Autotür zugezogen hatte, drehte ich mich um,
um mich zu vergewissern, dass sich niemand an dem unverschlossenen Auto zu
schaffen gemacht hatte. Alles schien unberührt, nichts war verändert. Und
obwohl alles so war, wie ich es am Nachmittag verlassen hatte, wollte sich
keine wirkliche Entspannung einstellen. Irgendetwas beunruhigte mich. Mein
Instinkt sagte mir, dass jemand in meinem Auto gewesen war. Roch es hier nicht
ganz leicht nach Zigarettenqualm? Gerade als ich das Auto anlassen wollte griff
ich einem spontanen Impuls folgend an den Aschenbecher. Warum ich das tat,
wusste ich selber nicht. Denn den Aschenbecher benutzte ich nie und er war so
jungfräulich, wie er ihn vom Werk verlassen hatte. Ich öffnete ihn und
erstarrte augenblicklich.

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