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Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord

Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord

Titel: Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Fischer
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brachte das Fass zum Überlaufen. Ich begann
laut zu schluchzen und Tränen rannen mir wieder in Strömen über das Gesicht, in
die Mundwinkel und den Hals herunter. Es schmeckte nach Salz und verstärkte
meine Verzweiflung umso mehr. Nach einer schier unendlich langen Zeit kam ich
schließlich an meiner Wohnung an.
    Hinter
der Wohnungstür wurde ich freudig von Amelie begrüßt, für die ich aber jetzt
keine Nerven hatte.
    „Sei
still und leg dich hin, ich kann mich jetzt nicht um dich kümmern“, flüsterte
ich ihr noch immer tränenerstickt zu, wobei sich dicke Speichelblasen auf
meinen Lippen bildeten. Ich drängte sie ein wenig von mir weg und streifte den
Mantel ab, der zu Boden fiel. Ich lief die Treppe hinunter und rannte ins Bad.
Die Tür drückte ich mit einem lauten Knall zu und lehnte mich erst einmal
dagegen. Ich musste aus meinen Sachen rauskommen. Ich zog mir die Hose aus und
streifte den Pulli über den Kopf. Danach folgten der Slip, mein Unterhemd
und...... Was war das denn? Gerade als ich den BH ausziehen wollte sah ich ein
kleines Stück weißes kariertes Papier aus dem BH hervor blitzen. Ich griff
danach, konnte mich aber schon nicht mehr auf den Beinen halten. Ich ging in
die Knie und rutschte seitlich neben meine Unterschenkel auf den Boden.
    Ich konnte meinen Augen kaum trauen, was ich da las.
    Wenn du mich doch nur ein wenig mehr beachten würdest, du
dummes Mädchen. Also pass auf, was du tust und vor allem sei freundlich zu mir.
Wenn du mich weiter so links liegen lässt, dann wird  es dir noch Leid tun.
     
    Ich brach regelrecht zusammen und lag nun zusammengekrümmt
mit dem ganzen Körper auf dem Fußboden. Ich heulte und ich kam mir vor wie ein
verletztes Tier. Ich lag da und ganze Ströme von Tränen und Spucke flossen auf
den Fliesenboden. 
    Ich spürte, wie mein Magen
krampfartig begann sich zu bewegen und schaffte es gerade noch den Kopf über
die Toilettenschüssel zu halten. Ich würgte so lange bis nur noch Galle kam und
der Magen einfach nichts mehr hergeben konnte.
    Er hat mich angefasst, schoss
es mir durch den Kopf. Was hat er denn noch alles mit mir gemacht. Meine
Fassungslosigkeit steigerte sich ins Unerträgliche.
    Mit einem Mal schien mir die
Wohnung eiskalt. Ich fror erbärmlich und zitterte am ganzen Körper.
Zeitlupenartig erhob ich mich und warf dabei einen flüchtigen Blick in den
Spiegel. Ein mir fremdes Gesicht sah mich an. Als Grundfarbe schimmerte ein
bläulicher Ton durch eine kalkig weiße Wachsschicht, die Lippen trocken und
aufgesprungen. Meine Schultern waren nach vorne eingefallen und die Haut an Brust
und Bauch schien welk und schlaff. Ich schüttelte ungläubig den Kopf, wandte
mich, immer noch in Zeitlupe zur Dusche und drehte den Wasserhahn auf. Ich
stieg in die Dusche und kauerte mich in die Ecke. Der heiße Wasserstrahl lief
über den Kopf und umhüllte den gesamten Körper. Ich hatte so viel heißes Wasser
aufgedreht, dass es mir wehtat, aber ich brauchte einen Gegenschmerz, um wieder
einen klaren Kopf zu bekommen.
    Ich war endlos lange unter der
Dusche, als die Wirkung der Dusche mir endlich ein paar klare Gedanken
bescherte. Ich muss etwas unternehmen. Als ich aus der Dusche stieg, erschrak
ich vor meinem Spiegelbild. Eben noch hatte ich ausgesehen wie eine
Wasserleiche und nun sah ich aus wie ein gekochter Hummer. Ich wandte mich vom
Spiegel ab und tiefe Resignation überfiel mich. In meinen Bademantel gehüllt,
ging ich ins Wohnzimmer. Es lag im Dunkeln und mein Blick fiel sofort auf
meinen Anrufbeantworter, der drei eingegangene Nachrichten anzeigte. Bestimmt
hatte Charlotta versucht herauszufinden, wo ich denn blieb. Ich würde mich
darum kümmern, aber nicht mehr heute.
    Die Dunkelheit des Wohnzimmers
umhüllte mich und ich spürte ein klein wenig Geborgenheit. Niemand konnte mich
beobachten und niemand konnte mir etwas antun.
    Wie spät war es eigentlich? Ich
sah auf die Uhr meines Videorekorders und war überrascht, dass es erst viertel
nach zehn war. Ich hatte völlig das Zeitgefühl verloren, es hätte genauso gut
schon drei Uhr nachts sein können. War es möglich, dass ich erst vor
zweieinhalb Stunden aus dem Haus gegangen war?
    Rastlos stand ich von meiner
Couch auf und ging im Zimmer auf und ab. Ich musste dringend mit jemandem
sprechen. Jemandem, dem ich blind vertrauen konnte. Denn in meiner Situation
hätte ich keinen Menschen ertragen können, der meine Geschichte anzweifelt oder
mir vielleicht sogar eine Mitschuld geben würde.

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