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Gesichter der Nacht

Gesichter der Nacht

Titel: Gesichter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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schüttelte den Kopf und
lächelte. »Keine Sorge, Papa. Die Polizei wird heute abend
nicht an Ihre Tür klopfen.« Er hob den Arm. »Ich kann
es Ihnen genau erklären. Ich habe im Laderaum eines Lastwagens
geschlafen. Bin davon aufgewacht, daß irgendein Kerl meine
Taschen gefilzt hat. Er hat ein Messer gezogen und mir den Ärmel
aufgeschlitzt. Ich habe ihm einen Kinn haken verpaßt und bin aus
dem Laster gesprungen. Und so bin ich hierhergekommen.«
      Magellan warf den Kopf zurück und lachte.
»He, ich wette, der Kerl wacht nicht auf, bevor der Laster in
Newcastle ist.«
      Marlowe setzte sich auf einen Stuhl und lachte mit. Er
fühlte sich jetzt entspannter, auch sicherer. »Gut,
daß wir hier in der Nähe waren«, sagte er. »Ich
wußte gar nicht, daß es Litton überhaupt gibt.«
      Magellan nickte. »Es ist ein ruhiger kleiner Ort. Hat nur sieben- oder achthundert Einwohner.«
      Marlowe grinste. »Für einen ruhigen kleinen
Ort geht es hier aber ziemlich hoch her. Was ist mit dem Typ, den ich
vorhin rausgeschmissen habe?«
      Der alte Mann runzelte die Stirn. »Kennedy? Der
hat bis vor ein paar Tagen für mich als Fahrer gearbeitet. Jetzt
ist er bei Inter-Allied Trading.«
      Marlowe nickte. »Ich habe den Lieferwagen
gesehen, als ich auf den Hof gekommen bin. Und wer ist O'Connor? Der
große Boß?«
      Der alte Mann gab ein wütendes Knurren von sich,
und seine Augen funkelten. »Das bildet er sich ein, ja. Aber ich
erinnere mich noch genau an seine Anfänge. Da war er ein kleiner
Fisch, ein ganz kleiner Fisch. Er hatte einen uralten Laster und hat
Transporte aller Art gemacht. Im Krieg hat er sich dann
gesundgestoßen. Er hat's nicht gerade genau genommen mit dem, was
er transportiert hat, und er hatte – im Gegensatz zu anderen
Leuten – nie Probleme bei der Benzinbeschaffung. Jetzt hat er
zwanzig oder dreißig Lastwagen.«
      »Und er mag keine Konkurrenz«, sagte
Marlowe. »Was hat er mit Ihnen vor? Will er Sie aus dem
Geschäft drücken?«
    »Er hat mir angeboten, meinen Laden
zu übernehmen und mich auszuzahlen, aber ich habe ihm gesagt,
daß ich nicht inter essiert bin. Von dem bißchen Land, das
ich habe, können meine Tochter und ich nicht leben. Ich habe auch
noch drei Lastwagen. Einmal im Monat fahren wir im Dorf und in der
Umgebung Kohle aus. Und ansonsten machen wir Transporte. Ich habe hier
eine kleine Genossenschaft aufgebaut – sieben, acht
Handelsgärtnereien. Allein schaffen wir's alle nicht. Aber
zusammen verdienen wir ganz gut. Wir transportieren unsere Ware mit
meinen Lastwagen und verkaufen an den Großhandel.«
      Marlowe fand die Sache allmählich interessant.
»Aber das bringt ja wohl auch kein Vermögen, Papa«,
sagte er. »Worauf hat O'Connor es abgesehen?«
      Der alte Mann erklärte es. »Dem geht's
nicht um unsere Transporte. Das interessiert ihn nicht. Es geht ihm um
die Ware. Vor anderthalb Jahren etwa hat er einen Obst- und
GemüseGroßhandel in Barford übernommen. Und dann hat er
noch einen dazugekauft und ist in zwei weiteren als Teilhaber
eingestiegen – mit so hohen Einlagen, daß er bestimmen
kann, was dort läuft und was nicht. Er diktiert jetzt praktisch
die Preise. Wenn man etwas verkaufen will, dann geht das fast nur
über ihn.«
      Marlowe pfiff durch die Zähne. »Sehr schlau. Und völlig legal. Was hat er gegen Sie?«
      Der alte Mann zog die Schultern hoch. »Meine
Genossenschaft paßt ihm nicht. Er nimmt sich die kleinen
Handelsgärtnereien lieber einzeln vor. Auf die Weise kriegt er die
Ware zu allerniedrigsten Preisen und kann sie in Birmingham und in
anderen Großstädten mit enormem Gewinn
weiterverkaufen.«
      »Hat noch nie jemand versucht, sich ihm in den Weg zu stellen?« fragte Marlowe.
    Magellan nickte. »Doch,
natürlich, aber O'Connor ist ein mächtiger Mann, und Barford
ist eine sehr kleine Stadt. Er kann mit allen möglichen Mitteln
Einfluß ausüben. Er hat eine ganze Reihe von Methoden
– feine, aber auch weniger feine. Zum Bei spiel hat neulich in
Barford auf dem Markt eine Bande von jungen Rowdys eine Schlägerei
angefangen, und dabei ist ein Stand zu Bruch gegangen. Natürlich
wußte O'Connor von nichts, aber der Besitzer des Standes spurt
jetzt und tut, was O'Connor will.«
    »Und Kennedy?« fragte Marlowe. »Was ist mit dem?«
      Die Miene des alten Mannes verdüsterte sich.
»Er hat ein knappes halbes Jahr für mich gearbeitet. Ich
mochte ihn nie, aber gute Fahrer findet man hier selten. Vorige Woche
hat

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