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Gesichter der Nacht

Gesichter der Nacht

Titel: Gesichter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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er mir dann plötzlich gesagt, daß er geht. Ich habe ihm
ein bißchen mehr Geld angeboten, um ihn zum Bleiben zu bewegen,
aber er hat bloß gelacht. Hat mir gesagt, wenn er für
O'Connor arbeitet, kriegt er das Doppelte.« Er seufzte tief.
»Ich glaube, O'Connor fängt wirklich an, sich für den
lieben Gott zu halten. Was soll man da machen? Es ist schwierig.«
      »Vermutlich ist noch niemand auf die Idee gekommen, ihm die Zähne einzuschlagen«, sagte Marlowe.
      Papa Magellan lächelte leise. »O doch, mein
Freund. Auf die Idee bin ich auch schon gekommen, aber O'Connors
Geschäft fällt in mancher Hinsicht aus dem Rahmen. Zum
Beispiel hat er ein paar Herren importiert, die für ihn arbeiten
sollen. Und die sind nicht vom Land und auch nicht von der friedlichen
Sorte.«
      »Klingt interessant«, sagte Marlowe,
»aber mit der Art kann man auch fertig werden.« Er stand
auf, rekelte sich und ging ein paar Schritte durchs Zimmer. »Wie
werden Sie gegen ihn kämpfen?«
      Magellan lächelte. »Ich habe bereits damit
angefangen. Mein anderer Fahrer ist ein junger Mann namens Bill
Johnson. Er wohnt im Dorf. O'Connor hat ihm einen guten Job für
mehr Geld angeboten. Und Bill hat ihm gesagt, er soll sich zum Teufel
scheren. Ich habe ihn heute mit einer Wagenladung Obst und Gemüse
nach Barford geschickt. Er klappert die Einzelhandelsgeschäfte ab
und bietet ihnen an, direkt an sie zu verkaufen.«
    »Und Sie meinen, das funktioniert?«
      Magellan zuckte die Achseln. »Warum nicht? Auch
ein O'Connor kann nicht alles kontrollieren. Und bestimmt kann er nicht
jeden Ladenbesitzer in Barford und Umgebung einschüchtern.«
      Marlowe schüttelte bedächtig den Kopf.
»Ich weiß nicht, Papa. Das hört sich ein bißchen
zu simpel an.«
      Der alte Mann sprang ungeduldig auf. »Es
muß funktionieren und es wird funktionieren. Er ist nicht der
liebe Gott. Er kann nicht jeden kontrollieren.«
    »Aber versuchen kann er's sehr wohl«, sagte Marlowe.
      Einen Moment lang sah es so aus, als werde Magellan
gleich platzen vor Wut. Seine Augen funkelten wild, und dann drehte er
sich abrupt um und ging zum Kamin. Er schaute in die Flammen, zitterte
am ganzen Leib, und Marlowe goß sich noch einen Brandy ein.
      Nach einer Weile sprach der alte Mann, ohne sich
umzuwenden. »Das Leben ist schon komisch. Als ich nach dem
Spanischen Bürgerkrieg nach Portugal zurückgekehrt bin,
mußte ich entdekken, daß mich die Regierung nicht gerade
mit offenen Armen aufnahm. Franco kam selbst da an mich ran. Also bin
ich nach England gegangen. Und nach all den Jahren muß ich
entdecken, daß ich auch hier nicht von ihm verschont bleibe.
Franco – O'Connor. Das ist kein Unterschied. Es ist dieselbe
Masche.«
      »Sie lernen dazu, Papa«, sagte Marlowe.
»Es ist dasselbe Problem, und die Lösung ist auch immer
dieselbe. Sie müssen kämpfen. Wenn er Gewalt anwendet,
müssen Sie noch mehr Gewalt anwenden. Wenn er fies wird,
müssen Sie noch fieser werden.«
      »Das ist ja furchtbar! Wir sind doch hier nicht
im Dschungel!« Maria war leise ins Zimmer zurückgekommen und
stand in der Nähe der Tür.
    Marlowe hob sein Glas, prostete ihr zu
und grinste zynisch. »So ist es nun mal. Entweder man
überlebt oder man geht unter.«
      Papa Magellan hatte sich umgedreht. Er blickte Marlowe
einen Moment lang fragend an. Dann sagte er: »Sie suchen Arbeit,
nicht wahr. Warum wollen Sie nach Birmingham gehen? Hier können
Sie auch welche kriegen. Sie können an Kennedys Stelle als Fahrer
für mich arbeiten.«
      Marlowe kippte den Rest seines Brandys und dachte
über den Vorschlag nach. Es war genau das, was er suchte. Ein Job
in einem ruhigen Dorf, wo ihn niemand kannte. Hier konnte er ein paar
Wochen untertauchen und dann nach London zurückkehren, wenn Gras
über die Sache gewachsen war. Danach würde er nach Irland
gehen. Es gab Mittel und Wege, wenn man die richtigen Leute kannte.
      Der Vorschlag hörte sich also gut an. Aber da
waren die Komplikationen, die Probleme mit O'Connor. Wenn es hart auf
hart ging, würde die Polizei eingreifen. Und das war das letzte,
was er im Augenblick wollte. Bloß kein Kontakt mit der Polizei.
      Er setzte sein Glas ab. »Ich weiß nicht, Papa. Ich muß darüber nachdenken.«
    »Was ist? Haben Sie Angst?« fragte Maria spöttisch.
      Ihr Vater brachte sie mit einer ungeduldigen
Handbewegung zum Schweigen. »Sie könnten hier wohnen, mein
Junge. Sie könnten Pedros altes Zimmer

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