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Gesichter der Nacht

Gesichter der Nacht

Titel: Gesichter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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chauffieren läßt – aber mehr
nicht.«
      Papa Magellan runzelte die Stirn. »Darf ich dann fragen, was Sie hierher geführt hat?«
      Jenny O'Connor stand auf, trat ans Fenster und starrte
in den Regen hinaus. »Ich hasse Gewalt«, sagte sie ruhig.
»Es hat schon zuviel Gewaltakte gegeben. Und wenn sich die Lage
nicht ändert, wird es weitergehen damit.« Sie drehte sich um
und sagte: »Ich weiß, daß mein Onkel im Unrecht ist.
Aber er hat Geld und Macht und eine große Organisation. Er kann
Sie mit völlig legalen Methoden aus dem Geschäft
drücken.«
      Marlowe lächelte sanft. »Und was ist, wenn
wir nicht die Absicht haben, uns aus dem Geschäft drücken zu
lassen?«
      »Aber was wollen Sie denn machen?«
Besorgnis spiegelte sich in ihrem Gesicht. »Er hat Sie um die
Möglichkeit gebracht, den Großhandel zu beliefern. Heute
morgen hat er Ihnen auch noch den Weg zum Einzelhandel verbaut, indem
er Sie weit unterboten hat. Das ist alles völlig legal.« Sie
schien zu zögern. Dann fuhr sie fort: »Es hört sich
wahrscheinlich an wie Verrat, wenn ich Ihnen das sage, aber ich
weiß, daß er inzwischen an die Handelsgärtnereien
herangetreten ist, bei denen Sie kaufen, Mr. Magellan. Er kann bessere
Preise bieten als Sie. Wie wollen Sie einem solchen Druck
standhalten?«
    Mac grinste und sagte impulsiv:
»Man muß sich nur was einfallen lassen, Miß Jenny.
Vielleicht haben wir noch ein, zwei Tricks in der Hinterhand, über
die sich Ihr Onkel sehr wundern wird.«
      Marlowe trat ihn gegen das Schienbein. Jenny O'Connor
blickte verwirrt in die Runde. »Es ist nett von Ihnen, daß
Sie hierhergekommen sind«, sagte Marlowe. »Aber es besteht
leider nicht die geringste Aussicht, daß wir verkaufen. Ihr Onkel
hat mit alledem angefangen. Und jetzt muß er die Suppe auch
auslöffeln, die er sich eingebrockt hat.«
      Jennys Schultern sanken wieder herab wie bei ihrer
ersten Begegnung. Sie wirkte so, als habe sie eine verheerende
Niederlage erlitten. »Dann habe ich wohl meine Zeit
vergeudet«, sagte sie. Sie hob den Kopf und quälte sich ein
Lächeln ab. »Es freut mich, daß ich Sie kennengelernt
habe, Mr. Magellan. Glauben Sie mir, wenn ich irgendwie Einfluß
auf meinen Onkel ausüben kann, werde ich versuchen, diesem
Trauerspiel ein Ende zu machen.« Sie nickte Mac zu und ging aus
dem Zimmer. Marlowe begleitete sie. Als er den Wagenschlag öffnete
und ihr in den Jaguar half, sagte sie: »Da scheine ich mich ja
unsterblich blamiert zu haben.«
      Marlowe schüttelte den Kopf und sagte freundlich: »Das können Sie gar nicht.«
      Sie blickte ihn überrascht an und schwieg einen
Moment, die Hände ums Lenkrad gelegt. Dann sagte sie: »Sie
wissen eine Menge von mir, nicht?«
      Er nickte und sagte ruhig: »Ich würde noch
sehr viel mehr von Ihnen wissen, wenn Sie sich heute abend mit mir
treffen würden. Vielleicht könnten wir irgendwo was trinken
und eine Kleinigkeit essen?«
      Sie blickte ihm in die Augen und begann zu
lächeln. Es war ein ernstes Lächeln. »Sie sind ein
seltsamer Mann«, sagte sie.
      Er grinste. »Und je länger man mich kennt, desto seltsamer werde ich. Sehen wir uns heute abend?«
    Sie kritzelte hastig etwas in einen
kleinen Taschenkalender und riß die Seite heraus. »Das ist
meine Adresse«, sagte sie und gab Marlowe den Zettel.
»Holen Sie mich gegen 19 Uhr 30 ab.« Sie drückte den
Starter, und als der Motor ansprang, sagte sie: »Jetzt gehen Sie
besser mal rein. Sie werden sonst noch patschnaß.«
      Er stand da, hielt den Zettel zwischen den Fingern und
beobachtete, wie der Wagen verschwand. Dann drehte er sich um und trat
ins Haus.
      »Und – was war?« fragte Maria mit funkelnden Augen, als er ins Wohnzimmer zurückkam.
      Er hob grinsend den Zettel in die Höhe.
»Ich habe die Adresse der jungen Dame«, sagte er.
»Ich gehe heute abend mit ihr aus.«
      Maria blickte ihn einen Moment lang bestürzt an.
Doch an die Stelle der Bestürzung trat im Nu die helle Wut.
»Was treiben Sie da für ein Spiel?« fragte sie.
      Marlowe ignorierte sie, ging zum Sideboard und
goß sich einen Brandy ein. Er wandte sich um, prostete schweigend
den dreien zu und stürzte den Schnaps auf einen Zug hinunter. Als
die Wärme sich in ihm ausbreitete, lächelte er zufrieden.
»Ja, ich gehe mit der jungen Dame aus«, sagte er.
»Wir werden den Abend in Barford verbringen, und ich falle sicher
ganz wunderbar auf.«
      Papa Magellan und Mac begriffen sofort. »Sie wollen den

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