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Gesichter der Nacht

Gesichter der Nacht

Titel: Gesichter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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einer halben Stunde, daß
sie ihn mit seinem Vornamen ansprach. Er zog die Stirn kraus.
»Entschuldigen? Wofür?«
      Sie errötete und spielte nervös mit ihren
Händen. »Ich war ziemlich unleidlich. Ich hatte irgendwie
das Gefühl, daß Sie sich nicht richtig für unsere
Probleme interessieren. Ich dachte, wir sind für Sie nur Mittel
zum Zweck – weil Sie einen Job brauchen.«
      »Und wie kommen Sie plötzlich darauf, daß das nicht der Fall ist?« fragte Marlowe.
      Wieder erhellte dieses wunderschöne, tiefe
Lächeln ihr Gesicht. »Oh, weil mir jetzt klar ist, daß
Sie alles tun, was Sie können, um Papa zu helfen. Sie haben es
unter Beweis gestellt.«
      Marlowe trank einen Schluck von seinem Tee und zwang
sich, Maria unbewegt zu betrachten. Warum mußte sie alles, was er
tat, auf ihre Weise interpretieren? Sah sie nicht, daß er so
gehandelt hatte, weil er es einfach nicht mochte, herumgeschubst zu
werden? Er war wütend und verbittert, und er stand auf und ging
rasch ans Fenster. Er mußte die Zähne zusammenbeißen,
um ihr keine erboste Antwort zu geben, und dennoch wußte er im
Grunde, daß er sich nicht über Maria ärgerte, sondern
über sich selbst. Es war merkwürdig. Irgendwie bedauerte er,
nicht der Mann zu sein, für den sie ihn hielt.
      Sie trat neben ihn und legte ihre Hand auf seinen Arm. »Was ist, Hugh?« fragte sie.
    Ihr angenehmer, weiblicher Geruch
füllte seine Nüstern, und er war sich stark ihrer
körperlichen Nähe bewußt. Er drehte sich um, streckte
die Hände aus, griff nach ihren Armen, und in Marias Augen loderte
etwas auf. In diesem Moment öffnete sich die Haustür, und Mac
rief: »Hugh, sind Sie da? Wir haben Probleme.«
      Marlowe ließ Maria los und wandte sich zur
Tür. Der Jamaikaner trat ein. Er war aufgeregt, schob seine
Mütze zurück und wischte sich Schweiß von der Stirn.
»Mann, bin ich froh, daß Sie da sind.«
      »Was ist passiert?« fragte Marlowe.
»Sagen Sie bloß nicht, daß O'Connor jetzt auch noch
in den Kohlenhandel eingestiegen ist!«
      Mac nickte. »Doch, Mann. Dieser Kennedy, der
hier gearbeitet hat, fährt jetzt im Dorf Kohle aus. Ich habe bei
mehreren Farmen vorbeigeschaut, und da hat man mir überall
dieselbe Geschichte erzählt. Kennedy, war heute morgen da und hat
gesagt, daß Papa Magellan keine Kohle mehr liefert und daß
er das jetzt übernommen hat.«
      »Aber das kann er doch nicht machen!« rief
Maria. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und sie ließ
sich auf einen Stuhl sinken. »Das ist nicht fair, Hugh. Das ist
nicht fair. Das gibt Papa den Rest.«
      Marlowe legte ihr beruhigend die Hand auf die
Schulter. »Keine Sorge, mein Engel«, sagte er. »Ich
knöpfe mir Kennedy vor. Und danach wird er sich nicht mehr so
schnell blicken lassen.«
      Sie hob den Kopf und blickte ihn furchtsam an.
»Nein, Hugh, bitte nicht. Nicht noch mehr Probleme. Ich habe
Angst vor dem, was passieren könnte.« Er lächelte ihr
begütigend zu und eilte aus dem Haus. Mac folgte ihm.
      Es goß, als sie in Richtung Dorf rollten. Sie
fuhren mehrere Straßen ab, hatten aber kein Glück, und nach
zehn Minuten fluchte Marlowe ununterbrochen. »Wo ist der Kerl,
verdammt noch mal?« wollte er wissen.
      Mac zuckte die Achseln. »Keine Ahnung, Hugh.
Vielleicht versucht er's gerade bei den Farmen außerhalb vom
Dorf.«
    In diesem Moment kam ein gelber Lastwagen
aus einer Seitenstraße und fuhr in Gegenrichtung an ihnen vorbei.
Marlowe wendete. Dann brausten sie die Hauptstraße entlang, dem
gelben Lastwagen nach, und Marlowe fragte Mac: »Hat er uns
gesehen?«
      Mac schüttelte den Kopf. »Nein. Der war zu beschäftigt. Er hatte es eilig.«
      Der gelbe Lastwagen bremste und bog in eine
Seitenstraße. Marlowe folgte ihm. Ein paar Meter hinter einem Pub
war ein Parkplatz, auf dem Kennedy seinen Lastwagen abstellte. Als
Marlowe und Mac an dem Parkplatz vorbeifuhren, stieg Kennedy gerade aus
und ging auf den Pub zu.
      »Der trinkt jetzt wohl sein Mittagsbierchen«, vermutete Marlowe.
    Mac nickte. »Was wollen Sie machen?«
      Marlowe hatte den gelben Lastwagen mit gefurchter
Stirn betrachtet. Er grinste. Und dann begann er zu lachen. »Ich
habe eine geniale Idee«, sagte er. »Bleiben Sie hier und
warten Sie auf mich.«
      Marlowe sprang aus dem Fahrerhaus und lief zu dem
gelben Lastwagen. Er blieb einen Augenblick stehen und schaute in alle
Richtungen, um sich zu vergewissern, daß niemand ihn beobachtete.
Er riß die Tür zum

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