Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gesichter im Nebel (German Edition)

Gesichter im Nebel (German Edition)

Titel: Gesichter im Nebel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Feyerabend
Vom Netzwerk:
ausweichst. Du hörst jetzt zu: Du hast ja wohl bemerkt, dass du mir nicht gleichgültig bist. Ich will dich haben. Und zwar ganz für mich. Lass die Finger von irischen Bauernbengeln! Du sollst mir gehören, ganz alleine mir!“
    Sie war sprachlos. Eine so unverhohlen freche Art der Werbung war ihr im Leben noch nicht begegnet. Sie rang nach Luft.
    „Was bildest du dir da eigentlich ein? Ich habe ja vielleicht auch noch ein Wörtchen mitzureden. Ich bin doch keine Ware, die man einfach haben kann. Nein, mein Lieber, so geht das nicht!“
    Die Zornesröte (oder war es Erregung?) überflutete sein Gesicht bis unter die Haarwurzeln. Er verlor jede Beherrschung, trat auf sie zu, umarmte sie grob, riss sie an sich und wollte sie küssen.
    Sie wehrte sich mit Händen und Füßen. Er hielt ihr den Mund zu und versuchte, sie nun doch tatsächlich in das Gebüsch zu zerren. Seine fiebrigen Hände grapschten gierig über ihre Brüste, Speichel rann ihm aus den Mundwinkeln. Er sah in dieser Sekunde aus wie der Teufel persönlich, wie ein wildgewordener Wolf, der seine Beute anfällt. Sie brauchte in ihrer Todesangst nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, was dieser Rasende jetzt mit ihr vorhatte. Er wollte ihr, hier auf dieser kleinen Insel, Gewalt antun, er wollte sie nehmen, wollte sie demütigen, seinem Willen und seiner zornigen Sexualität, seiner ungezügelten Gier unterwerfen. Was danach geschehen würde, war ihm egal.
    Doch zum Glück kam er nicht zum Zug. Während er sie rücksichtslos niederwarf und sich über sie stürzen wollte, traf ihn von hinten ein mächtiger Schlag, der ihn in die Knie zwang. Ein ebenfalls zornesroter Paddy O’Donohogue riss ihn am Ärmel hoch und schlug ihm mehrfach mit dem flachen Handrücken ins Gesicht.
    „Du Schwein, du elendes“, keuchte er und knallte ihm zusätzlich die geballte Faust unters Kinn.
    Jean-Pierre war dem kräftigen Mann in keiner Weise gewachsen. Zwar machte er Anstalten, sich nun seinerseits auf den Gegner zu stürzen, doch der haute ihm nun seinen Stiefel gegen das Schienbein und verpasste ihm einen weiteren Kinnhaken. Der Franzose taumelte mit schmerzverzerrtem Gesicht einen Schritt zurück, stolperte und schlug der Länge nach hin.
    „Merk’ dir eins, du Froschfresser, das nächste Mal schlage ich dich tot. Und nun hau’ ab, verschwinde, bevor ich das nicht gleich erledige.“
    Brighid stand da, zerzaust, fassungslos und rang nach Atem. Mit einer Hand zupfte sie ihre Bluse zurecht, von der ein paar Knöpfe abgerissen waren. Dann flüsterte sie mehr, als sie sagte: „Danke dir, danke dir. Du hast mich bei Gott vor diesem Lumpen gerettet!“
    „Selbstverständlich! Ich kam gerade aus dem Pub, da sah ich die Bescherung. Es ist unerhört. Eigentlich gehört der Kerl aufs Festland und ins Gefängnis. Ich werde morgen mit den anderen reden, dann könnten wir ihn auf die Fähre schaffen und der Polizei übergeben. Wir haben ja keine hier, wir regeln alles unter uns. Aber das ist ein Fremder, das ist etwas anderes.“
    Brighid hatte sich inzwischen etwas gefasst.
    „Lass ihn laufen. So ein Arschloch! Es ist ja nicht viel passiert. Vielleicht hatte er auch etwas getrunken. Ich weiß es nicht. Aber das wird ihm sicher eine Lehre sein und ich denke, dass ich jetzt sicher vor ihm bin. Meine Freunde und ich werden ihn jedenfalls meiden und er uns bestimmt auch. Vielleicht zieht er klugerweise in die Vogelstation und wir sind ihn los. Nichtachtung ist ohnehin die beste Strafe für einen so eingebildeten Gockel. Und außerdem: So bleibt eure Insel sauber. Der Fall würde sicher sehr viel unnötiges Aufsehen erregen und ich weiß nicht, ob es das überhaupt wert ist. Jedenfalls könnt ihr gewiss sein, dass dies ganz bestimmt sein letzter Besuch hier war.“
    Jean-Pierre hatte sich mittlerweile böse hinkend und mit blutender Nase davon geschlichen. Seinen Freunden würde er vermutlich einen Bären auf die Nase binden, wonach er gestürzt war und sich dabei die Blessuren zugezogen hatte.
    Paddy brachte derweil die junge Frau zu „Cotter’s“ in Sicherheit und zu ihren wartenden Kommilitonen. Noch an der Tür drehte sie sich um und drückte ihm plötzlich einen herzhaften Kuss auf die Backe.
    „Danke und nochmals danke. Ich werde dir das nie vergessen!“
    Paddy war wie vom Donner gerührt. Wann hat er, außer von seiner Mutter, jemals von einer Frau einen Kuss bekommen? Ihm ging es wie dem Frosch im Märchen, plötzlich fühlte er sich als Prinz. Und mit diesem

Weitere Kostenlose Bücher