Gesichter im Nebel (German Edition)
Sauhund“, schoss es ihr durch den Sinn und sie war nicht einmal erschrocken über solch blutrünstige Wünsche. Dennoch beschloss sie, diesen Teil der Unterhaltung erst einmal für sich zu behalten. Sonst würde es vielleicht tatsächlich noch Mord und Totschlag geben. Zurück auf der Insel wollte sie den Ledermacher aufsuchen und mit ihm darüber sprechen. Er schien ihr besonnen genug, um zu entscheiden, wie die Angelegenheit weiter zu behandeln war.
Dann machten sich die beiden auf den Weg zum Hafen. Immer wieder blieben sie stehen, umarmten und herzten sich. Es tat gut, dies so unbeobachtet tun zu können und nicht hinter jedem Strauch einen Insulaner wittern zu müssen.
„Ach Patrick“, seufzte sie, „am liebsten würde ich bleiben. Doch, wie ich es auch drehe, die Semesterferien gehen zu Ende. Dann bin ich wieder in Dublin und tausend Lichtjahre von dir entfernt!“
„Warum bleibst du nicht hier, ich liebe dich und ich kann mich ums Verrecken nicht an den Gedanken gewöhnen, dass du plötzlich wieder weg musst. Mein Gott, wann kann ich dich dann wiedersehen? Es wird eine Ewigkeit dauern. Du wirst mich vergessen. “
„Wo denkst du hin?“
„Ich fühle einfach nur Angst, dass unser Traum zu Ende gehen könnte. Ich werde kaum Gelegenheit haben, dich in Dublin zu besuchen. Und irgendwo da oben einen Job annehmen, nein, das kann ich nicht. Vater braucht mich. Da geht kein Weg dran vorbei. Ach, ich weiß auch nicht, was tun. Es sind halt doch zwei verschiedene Welten, in denen wir leben müssen.“
„Wir werden einen Weg finden. Vielleicht komme ich ja doch bald zurück und pfeife auf mein Studium. Ich glaube, bei euch auf Cape kann man ohne das ganz zufrieden leben. Vater würde sich schon damit abfinden können.“
Unter solchen Gesprächen näherten sie sich einem kleinen Boardinghouse. Zögernd blieben sie stehen. Nun schlug die Stunde der Wahrheit. Beide wollten es, beide trauten sich nicht so recht. Wie sollten sie sich ins Hoteljournal eintragen? Konnte man ein solches Zimmer auch stundenweise mieten – doch dann wäre offensichtlich, was sie vorhatten? Ja, in Dublin wäre das sicher kein Problem, aber hier in der Provinz?
Es ging einfacher als befürchtet. Cork war schließlich eine Hafenstadt, eine Universitätsstadt und die wirtschaftliche Zentrale der Region.
Während Patrick sich erst einmal auf das Bett setzte, verschwand Brighid im Bad. Er hörte sie duschen. Die Situation war ihm nicht ganz geheuer. Er war schließlich ein unerfahrener junger Mann, der auf einem von frommen Menschen besiedelten Eiland lebte.
Doch was dann kam, hat er weder erwartet, noch erträumt. Er war fast erschrocken. Die Badtür öffnete sich und eine völlig nackte gälische Schönheit trat ihm entgegen, das helle Haar flutete wie ein Mantel über ihren Rücken, die festen Brüste federten bei jedem Schritt. Er konnte es kaum fassen, nein, es geschah mit voller Absicht. Er sah einen fast zornigen Busch im Kelch der Schenkel. Es war das erste Mal in seinem Leben, dass er eine Frau aus nächster Nähe und unbekleidet erblickte. Sein Atem ging stoßweise. Er fühlte sich wie im Fieber.
Sie indes ging wie selbstverständlich auf ihn zu, setzte sich auf seinen Schoß, legte den Arm um seinen Nacken und gab ihm einen herzhaften Kuss. Ihm blieb fast das Herz stehen. Wohin sollte er nur mit seinen Händen? Gleichzeitig wallte eine lang aufgestaute Welle der Erregung durch sein Blut und er fühlte sich wie von Sinnen. Ihre langen, hellen Haare umfluteten ihn. Ihre Brüste streiften ihn. Es war wie eine Fantasie und doch Wirklichkeit.
Sie schmiegte sich an ihn, öffnete die Knöpfe seines Hemdes und führte ihn. Es gab kein Zurück.
Und sie versanken ineinander, dort in der kleinen Herberge am Rand von Cork, ein roter Nebel wallte durch ihre Sinne, und weit entfernt auf einer kleinen Insel im Blau des Atlantischen Ozeans lachte eine Hexe.
Der Anschlag
Es fiel seinen französischen Freunden auf. Seit einigen Tagen war Jean-Pierre noch seltsamer geworden. Oft wirkte er wie geistesabwesend, zog ein finsteres Gesicht und knirschte zuweilen mit den Zähnen, als beschäftigte ihn eine schwerwiegende, kaum zu lösende Aufgabe. Er sonderte sich immer mehr ab, ging allein hinter dem Hafen an den steilen Klippen spazieren, starrte über die Bucht der Brüllenden Wasser, als läge da die Lösung seiner Probleme.
„Der wird sich doch nicht über die Felsen stürzen wollen“, meinte Odette zu ihrem Begleiter, „manchmal
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