Gesichter im Nebel (German Edition)
Wunderbar! Erzähle!“
„Die Einzelheiten kann ich dir noch nicht verraten, weil sonst die Gefahr besteht, dass die ganze Sache schief läuft. Aber ich brauche dabei deine Hilfe.“
„Klar doch, das weißt du. Ich bin wie immer dabei.“
„Hör zu, wir müssen viel Strandholz sammeln, sodass es für einen großes Feuer reicht, einen Scheiterhaufen gewissermaßen. Das müssen wir möglichst unbemerkt zum Lighthouse hochschaffen. Oder einen Vorwand erfinden, zum Beispiel, dass es für eine Sonnenwendfeier sein soll. Denn an diesem historischen Platz soll die Zeremonie um Mitternacht vollzogen werden. Und zwar habe ich die Wintersonnenwende im Dezember im Auge. Das ist ein magischer Tag, an dem schon die Steinzeitmenschen feierten. Stillschweigen über den eigentlichen Zweck müssen wir auf jeden Fall bewahren. Aber das weißt du ja.“
„Höre ich recht? Scheiterhaufen! Ja, wen um Gottes willen willst du denn da opfern? Das wäre doch ein Verbrechen.“
„Beruhige dich, ich habe einen anderen Weg gefunden. Nein, ein Verbrechen wird das nicht. Und, wie gesagt, vor Beginn der Zeremonie muss ich darüber Stillschweigen bewahren. Also löchere mich nicht. Du wirst es noch früh genug gewahr.“
Paddy zögerte.
„Gut, ich werde damit anfangen, das Holz zusammenzutragen. Ich habe auch noch einen Vorrat, von dem ich sicher etwas für diesen Zweck entbehren kann.“
„Fein. Und nun entschuldige mich. Ich muss noch weiter zur Kirche.“
Der alte Mann erhob sich, nahm seinen Knotenstock und ging. Bald war er um die nächste Biegung verschwunden.
Paddy war nicht wenig aufgeregt. Xirian war ein alter Fuchs, wahrscheinlich hat er sich an eine Formel erinnert, mit der die alten Kelten böse Geister vertrieben. Er konnte es kaum zu glauben. Es war einfach zu schön, um wahr zu sein.
Die Stürme kamen gerade recht. Es war viel Strandholz angeschwemmt worden. Paddy karrte es nach Hause und die Leute murmelten: „Mein Gott ist der fleißig. Der sorgt wirklich mächtig für die kalte Zeit vor.“
Bald hatte der Fischer hinter seinem Haus einen Riesenhaufen angeschwemmten Holzes liegen. Er stapelte dürre Äste, Balkenstücke, Kistenbretter und ganze Holzkisten, Paletten, Verschalungen. Das alles wurde von den Flüssen ins Meer gespült und dann mit der Flut an den Strand getragen.
Der zweite Teil der Aufgabe, kurz vor Weihnachten den Stapel zum Lighthouse zu bringen, ohne damit viel Aufsehen zu erregen, bereitete ihm allerdings noch Kopfzerbrechen. Wahrscheinlich klang die Version von der bevorstehenden Sonnenwende am ehesten glaubhaft. Natürlich würde der Father nicht begeistert sein, denn solche Feiern waren seiner Ansicht nach ein heidnischer Brauch. Aber der Geistliche würde die Kröte schon schlucken, schließlich hatte er sich um die Seelen eines stolzen, traditionsbewussten Inselvolkes zu kümmern und da gehörten nun einmal solche Dinge dazu.
Von Zeit zu Zeit schaute Xirian vorbei, um sich über den Stand der Arbeiten zu unterrichten. Er konnte zufrieden sein. Es würde ein lohendes Feuer geben.
Neil war endlich wieder einmal selbst nach Dublin gereist, um seine Geschäftskontrakte zu erneuern und frische Ware anzuliefern. Er hatte einen Brief von Patrick in der Tasche und ging nach vollbrachter Arbeit zum Haus von Sean Walsh.
Auf sein Klopfen hin öffnete Brighid.
„Das ist aber mal eine Überraschung! Neil! Welche Freude. Im Übrigen, meinem Vater hat deine Tasche sehr gefallen. Er hat sie sich ausgeliehen und bei all seinen Freunden herumgezeigt. Ich denke, es wird eine ganze Welle von Bestellungen geben. Aber komm doch rein. Er ist gerade nicht da. Ich mach dir einen Drink zurecht.“
„Danke, danke, das ist doch nicht nötig“, schwindelte er, obwohl ihn ein wehrschafter Durst plagte. „Im Übrigen, ich habe eine Überraschung für dich, einen ganz bestimmten Brief aus Cape Clear.“
Ihr Herz schlug plötzlich bis zum Hals. Patrick hatte geschrieben! Neil nestelte das Schreiben aus seiner Umhängetasche und überreichte es ihr.
Fast zitterten ihre Hände vor Freude, als sie es entgegennahm. Eine leichte Röte breitete sich auf ihren Wangen aus. Sie brannte natürlich darauf, den Umschlag endlich öffnen zu können.
Brighid führte den überraschenden Besucher in die gute Stube, ging in die Küche und kam mit einer Flasche Guinness zurück.
„Ich brauche kein Glas“, meinte Neil, „weißt du, ich bin ein Flaschenkind geblieben.“
Sie lachte.
„Wenn du mich einen Augenblick
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