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Gesichter: Roman (German Edition)

Gesichter: Roman (German Edition)

Titel: Gesichter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schäfer
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sie schweigend nebeneinander, Berit holte Luft, als wollte sie etwas sagen, stattdessen stieg sie aus, und er fuhr weiter.
    Als Gabor vor der nächsten Ampel wartete, gab er den inneren Widerstand auf. Berit hatte recht. Nur aus lächerlichem Trotz hatte er so getan, als kümmerte ihn das Ergebnis des Verfahrens nicht. Es war, wie sie gesagt hatte: Seit Jahren wartete er auf diese Chance, und die Tatsache, dass er es vermasselt hatte, ließ ihn vor Wut die Zähne aufeinanderschlagen und regungslos verharren, als die Ampel auf Grün sprang. Der Fahrer im Auto hinter ihm hupte, schoss mit quietschenden Reifen vorbei, gefolgt von den Wagen dahinter, und der Verkehr floss um ihn herum, als wäre er mit einer Panne liegen geblieben. Während er durch die Straße rollte, von der auch ihre Sackgasse abzweigte, gewann er langsam die Fassung wieder, doch sein Oberschenkel zitterte, sobald er die Kupplung trat.
    »Was ist denn das?«, murmelte er, den Kopf nah an der Scheibe. Eine Frau stand gebeugt in ihrem Vorgarten, als würde sie etwas aufheben. Er rumpelte quer über den Bürgersteig, hielt und stieg aus. Er traute seinen Augen nicht. Frau Hauenstein von gegenüber stand in einer Schicht aus Müll und klaubte, Gartenhandschuhe an den Händen, Joghurtbecher, angebissene Brötchenhälften und Milchpackungen auf und warf sie in die Tonne neben sich. Fetzen verfärbten Küchenpapiers, matschige Kaffeefilter, Eierhälften, die Scherben eines zerbrochenen Bechers. Der Müll der gesamten letzten Woche bedeckte das farblose Rasenstück wie eine Humusdecke.
    »Frau Hauenstein!«, rief er. Die Wangen gerötet, sah ihm die alte Dame fast heiter entgegen.
    »Ach, Sie sind schon da.«
    »Was ist denn hier passiert?«
    »Ein Mann. Etwas aufgebracht«, sagte sie trocken. »Ich schau von der Küche aus dem Fenster, da steht er bei Ihnen im Vorgarten und drückt sich die Nase an der Scheibe platt. Da denke ich mir noch nichts, doch im nächsten Moment hämmert er wie ein Wahnsinniger gegen Ihre Tür, und ehe ich Papp sagen kann, schleift er die Mülltonne her. Den Rest sehen Sie selbst.« Gabor entdeckte einen feuchten Abdruck auf dem Wohnzimmerfenster. Unter der Scheibe lag ein gerissener Kaffeefilter auf der Milchglasplatte, die das Gitter zum Kellerfenster bedeckte. »Ich bin dann raus und hab ›Polizei! Polizei!‹ geschrien, und da ist er weggerannt.« Zufrieden machte sie eine Pause. »Ich hab mir gedacht, ich fange mal an, Ordnung zu schaffen.«
    Er brachte die gute Stimmung der alten Dame noch immer nicht mit der dramatischen Situation in Einklang.
    »Wirklich, das ist sehr nett von Ihnen«, sagte er, berührte sie sacht am Ellbogen und führte sie auf die Straße zurück. Geruch nach vergorener Milch stieg ihm in die Nase.
    »Wenn Sie mich fragen: Klarer Fall von gebrochenem Herzen. Sie haben aber auch eine schöne Tochter!« Sie betrachtete ihn verschwörerisch, während sie die Handschuhe abstreifte. Er musste sich beherrschen, sie nicht am Rücken ungeduldig vorwärtszuschieben.
    »Trotzdem möchte ich Sie bitten, nichts davon Berit zu sagen. Sie soll sich nicht unnötig sorgen, nicht wahr?«
    »Sie können sich auf mich verlassen«, sagte sie mit einem Augenzwinkern. Zum ersten Mal war er dankbar über ihre rapide vorwärtsschreitende Verwirrung. Niemand würde ihr glauben. Er führte sie am Kirschbaum und am Müllhäuschen und der Stelle vorbei, wo die Gestalt gestern Abend telefoniert hatte, an der Nische unterhalb eines Astes, von der aus er selbst danach zum erleuchteten Fenster seines Arbeitszimmers geblickt hatte. Als sie die Waschbetonplatten erreichten, die zu ihrer Haustür führten, ließ er sie stehen und eilte zurück. Mit bloßen Händen grapschte er, was er zu fassen bekam, und knallte den feuchten Kehricht in die Tonne. Fettverschmierte Käse- und Wurstverpackungen, ausgepresste Orangenhälften, dazwischen Zigarettenkippen, manche mit den roten Spuren von Berits Lippenstift. Die bunten Kinderservietten, die Malte so liebte, hatte der Wind in die Sträucher geweht. Als er das Gröbste entfernt hatte, blieb eine Schicht aus Zigarettenstummeln und Kaffeesatz, gespickt mit unzähligen Federn und Flaumwolken. Der Vorgarten sah aus, als hätte ein Hahnenkampf stattgefunden. Er schleppte den Staubsauger aus dem Haus und machte sich daran, die Schicht in der Düse verschwinden zu lassen. Es war lächerlich. Er verschmierte den Brei mehr, als dass er ihn aufsaugte, doch jedes Mal, wenn ein trockenes Bröckchen durch

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