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Gespenst aus der Zukunft

Gespenst aus der Zukunft

Titel: Gespenst aus der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivan Howard (Hrsg.)
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Gottheit voraussetzt?« fragte der Physiker.
    »Richtig. Ich glaube nicht an das altmodische Wunder, o nein.« Der Philosoph rauchte zufrieden seine Zigarre. »Andererseits ist ein göttliches Kontrollsystem nötig, wenn wir freien Willen besitzen, um unsere begrenzte Intelligenz vor zu großen Irrtümern zu schützen.«
    »Da wären wir schon wieder«, klagte der Physiker. »Ich habe Ihnen bereits gesagt, daß der freie Wille eine Illusion ist, die von unseren unvollständigen Kenntnissen in der Psychologie herrührt. Unter anderem verstößt diese Auffassung gegen das Kausalitätsprinzip und gegen das Energieerhaltungsgesetz.«
    »Maxwell dachte anders«, sagte der Philosoph milde. »Er erklärte einmal, daß es kritische Zeiten geben könnte, in denen zwei oder mehrere Ereignisse möglich wären. Wie das Darwin-Elektron, das ich einmal erwähnte. Universalkausalität ist ein Begriff, den die Naturwissenschaften seit Heisenberg aufgeben mußten; und reine Energie- und Impulsbetrachtungen bestimmen den Ausgang mancher Situationen nicht eindeutig.
    Maxwell meinte, daß an dieser Stelle der freie Wille seinen Platz hätte. Ohne selbst Energie zu verbrauchen, könnte das Gehirn in der Lage sein, als Bestimmungsfaktor zu dienen und festzulegen, welche der verschiedenen Möglichkeiten in die Tat umgesetzt werden soll. Sollen wir unsere Existenz durch Atomenergie vernichten – was unsere frühere Regierung offenbar wollte –, oder sollen wir eine vernünftige Welt aufbauen, wie es die Vereinten Nationen im Moment versuchen? Ich glaube nicht, daß eine reine Impuls-Energie-Analyse – selbst wenn man sie bei jedem Elektron durchführt – uns enthüllen wird, welche Entscheidung die richtige ist. Die einzelnen Teilchen unterliegen nicht der Kausalität. Nein, man braucht einen zusätzlichen Faktor, und diesen Faktor nenne ich den freien Willen.«
    »Aber in diesem Fall öffnet Ihre Vorsehung die Tore zum Chaos«, sagte der Physiker. »Denn dann können sich die Menschen für alle Möglichkeiten entscheiden und den göttlichen Plan, wie er auch aussehen mag, völlig verwirren. Ganz im Ernst – wie können Sie Ihren Glauben an den freien Willen mit dem Konzept vereinen, daß das physikalische Universum einen bestimmten Zweck, ein Geschick, hat?«
    »Weil meine Geschichtsstudien mich davon überzeugt haben, daß wir irgendein Ziel anstreben. Immer wenn die Lage einfach hoffnungslos aussieht, kommt etwas Unvorhergesehenes, um uns zu retten«, erwiderte der Philosoph. »Denken Sie an Ihr eigenes phantastisches Erlebnis. Es ist nur ein Beispiel von vielen. Nun?
    Nein, ich glaube nicht, daß die Vorsehung persönlich eingreifen muß, um uns vor unserem eigenen Tun zu retten. Aber ich glaube, daß – Er – einen Regler eingeschaltet hat, ein negatives Rückkoppelungssystem für das Universum, damit krasse Abweichungen vom Plan automatisch Korrekturmaßnahmen hervorrufen. Wir besitzen den freien Willen, um uns zu retten, aber wir besitzen auch einen Schutz dagegen, daß wir uns selbst vernichten.«
    »Das ist eine Form der Teleologie, nicht wahr?« fragte der Physiker.
    »Nicht ganz«, sagte der Philosoph. »Teleologie ist, grob gesprochen, der Gedanke, daß die Zukunft einen kausalen Einfluß auf die Vergangenheit ausüben kann. Mein Glaube braucht diese Annahme nicht.
    Obwohl«, murmelte er nachdenklich, »der Gedanke faszinierende Aussichten bietet. Es wäre dem Menschen dann möglich, einfach alles zu tun. Gleichzeitig würde sich eine Zukunft entwickeln, die nicht zwingend ist. Dann würde der Regler des Geschicks in Kraft treten, und die Zukunft würde die Vergangenheit so beeinflussen, daß sie selbst nicht mehr entstehen könnte. Das könnte das eigentliche Prinzip der Rückkoppelung sein: jede Kette von Ereignissen, die nicht mit dem Gesamt-Geschick in Einklang steht, muß notwendigerweise ihre eigene Vergangenheit ändern und damit ihre Existenz annullieren.«
    »Jetzt gehen Sie aber zu weit«, meinte der Physiker verächtlich. »Sie widersprechen sich selbst. Etwas ist entweder geschehen oder nicht geschehen. Die Logik läßt keine Zwischendinge zu. Ihre angeblichen selbstzerstörerischen Zukünfte hat es nie gegeben und wird es nie geben.«
    Der Philosoph nickte mit einer sonderbaren Nachgiebigkeit. »Ja«, sagte er ruhig. »Ja, Sie müssen recht haben. Es hat sie nie gegeben.«
     

 
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