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Gespenst aus der Zukunft

Gespenst aus der Zukunft

Titel: Gespenst aus der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivan Howard (Hrsg.)
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nur noch auf den Zündfunken wartet ...« Boris begann plötzlich zu zittern. »Sie schaffen es nicht. Sie sind einer gegen eine halbe Welt! Wir ... wir beide haben nicht genug Energie, um es durchzuführen ...«
    »Das Gehirn besteht weder aus Masse noch aus Energie«, sagte Ushtu ruhig. »Es ist nichts als ein Schema – eine Nicht-Materie, geboren aus der Materie – und des kommt dem alten Begriff der ›Seele‹ viel näher, als Ihre heutigen Psychologen zu erkennen scheinen. Dementsprechend ist die Energie, die einen Gedanken, eine Willensanstrengung oder einen ähnlichen Prozeß begleitet, nur eine Nebenerscheinung; die wahre Aktion des Gehirns erfordert überhaupt keine Energieverlagerung. Und wo Energiebetrachtungen den Ausgang einer Handlung nicht ausschließlich bestimmen, kann das Gehirnschema die eine oder andere Möglichkeit herbeizwingen. Das ist die wahre Bedeutung des Begriffes ›freier Wille‹.«
    Er erhob sich, ein gigantischer Schatten gegen die Dunkelheit. »Mein Freund, jetzt geht es nicht nur um Theorien. Wir müssen uns bemühen, diese Aufgabe richtig zu lösen.«
     
5
     
    Ushtus Gehirn tastete umher und suchte in den gequälten Tiefen der Seelen um sich. In wenigen Sekunden hatte er einen Wächter entdeckt, der seine Arbeit haßte, den Staat fürchtete und auf ein Wunder hoffte.
    Der brodelnde Widerstand vieler Jahre kristallisierte sich ganz plötzlich in einer Entscheidung. Er spürte einen tiefen Frieden. »Entschuldige mich mal«, sagte er zu seinem Gegenüber am Schachbrett. »Ich muß einen Moment hinaus.«
    Er ging hinaus, um den Zellenblock herum, und betrat ihn von der rückwärtigen Seite her. Er hatte gewußt, daß der neue Gefangene Wissenschaftler war; Fetzen des brutalen Verhörs am Vormittag hatten seine Zweifel geweckt, und nun war er plötzlich zu dem Schluß gekommen, daß er dem Mann selbst ein paar Fragen stellen mußte.
    »Petrow«, flüsterte er vor der Tür. »Dr. Petrow!«
    Boris trat vor und packte die Stäbe der Gittertür. Ushtu war unsichtbar, aber er führte die fünfminütige Unterredung. Als sie zu Ende war, schloß der Wächter die Tür auf.
    »Gehen wir«, sagte er ruhig, »und hoffen wir auf die Vorsehung.«
    Boris wußte nicht, ob die Vorsehung sie begleitete oder nicht. Aber Ushtu war da, und er verbreitete Schlaf und Unachtsamkeit. Nur Boris konnte ihn sehen. Die anderen Gefangenen schliefen. Niemand gab Alarm. Als die Rebellen in die Außenhöfe des Gefängnisses kamen, sahen die verschiedenen Wachen – wie durch ein großes Wunder – nicht in die Ecken, an denen Boris und Ushtu standen. Sie ließen ihren Kollegen durch, als er sagte, er hätte einen Botengang und sie sahen wiederum wie durch ein Wunder in die andere Richtung, als die beiden Fremden an ihnen vorbeihuschten.
    Die drei traten in eine grausame, eiskalte Nacht hinaus. Der Wind trieb die Wolken vom Osten herbei, und Schnee wirbelte in die leeren Straßen herab. Sie zitterten in der Kälte und liefen den größten Teil des Weges, bis sie einen Wagen vor einem Haus entdeckten. Ein Militär-Chauffeur saß darin. Ushtu machte ihn schläfrig, als Boris und der Posten Yakow näherkamen. Er erwachte erst, als er kraftvolle Arme um seinen Hals spürte, und da war es zu spät.
    Der Wagen jagte in verzweifelter Hast durch die Straßen der Stadt zum Flughafen. Er bremste vor dem Haupttor, und die sonst so mißtrauischen Wächter ließen die beiden Männer und das unsichtbare Monstrum durch – einfach auf die Versicherung hin, daß sie es eilig hätten. Vielleicht hatte die Tatsache, daß einer der Männer die Uniform der Geheimpolizei trug, etwas damit zu tun. Oder vielleicht ...
    Es war keine Nacht zum Fliegen, aber ein Jäger lief in einem Hangar warm. Der Hauptmechaniker hatte plötzlich entschieden, daß jetzt genau der richtige Augenblick zur Flucht aus der Stadt war, und er hatte deshalb seinen Untergebenen befohlen, die Maschine zum Test vorzubereiten. Als nun ein Mann in der Uniform der Geheimpolizei erschien und die Maschine für sich beschlagnahmte, widersprach keiner – obwohl die Männer normalerweise mißtrauisch gewesen wären und die Sache an eine höhere Dienststelle weitergeleitet hätten.
    Boris, der als Reservist fliegen gelernt hatte, übernahm den Pilotensitz, und die Maschine jagte in den Himmel. Als sie über den Wolken war, wo die Sterne klar und kalt schienen, schwang er sie nach Osten herum, wo die große Bombenfabrik war. Er wußte als einer von wenigen, wo sie sich

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