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Gespenst aus der Zukunft

Gespenst aus der Zukunft

Titel: Gespenst aus der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivan Howard (Hrsg.)
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auseinanderhielt – oder von einem ganz bestimmten Sprecher bedient werden mußte. Mein Vocatyp hat funktioniert, bis es hierhergebracht wurde. Jetzt ist es kaputt.«
    Unwillkürlich war der Junge beeindruckt, obwohl er noch gar nicht wußte, ob die Behauptung stimmte. Er nahm das Mikrophon auf, drückte auf den Knopf und sprach schnell ein paar Sätze hinein. »Während der Müller die Säcke vom Wagen auf die Waage trägt und das Getreide zu Mehl mahlt, malt draußen der Bauer weiße Kreise auf den Boden und macht den Kindern weis, daß das ein starker Zauber sei. Viele Äpfel fielen von den Bäumen. Er verzieht nicht die Miene, als sich die Mine wie prophezeit als unbrauchbar erweist.«
    Es war kein einziger Fehler im Text!
    »Aber eine Milliarde Relais ...« Und der Kasten konnte nicht mehr als hundert Pfund wiegen. Er stand in starrer Verwunderung da und wartete auf eine Erklärung seines Vaters. Und diesmal paßte er genau auf, auch wenn sein Vater ins Prahlen geriet.
    Der Stimmen-Analysator und die Tastenmagneten waren alt, ebenso die Suchmechanismen, die Irrtümer der Maschine und des Umformers aufdeckte. Der Umformer verwandelte Elektrizität in einen Magnetstrom. Der Rest war so einfach, wie seine Theorie kompliziert war. Eine magnetronische Speicherröhre mit tausend Knoten, die sein Vater selbst konstruiert hatte, nahm eine kleine Ecke des Kastens ein und tat die eigentliche Arbeit. Zwischen den Knoten konnten eine halbe Million Verbindungen hergestellt werden, die wiederum als Knoten für mehr als hundert Milliarden Unterverbindungen dienten und so fort. Das Ding war von ungewöhnlicher Größe und Kompliziertheit, aber es hatte nur ein paar Monate gedauert, bis es fertig war.
    Den Rest der langen Jahre hatte sein Vater damit zugebracht, Wörter auszusprechen und Tasten anzuschlagen, bis die Röhre einen Reflex für jedes Wort, das im Lexikon stand, entwickelt hatte, und Justin mit der nahezu hoffnungslosen Aufgabe beginnen konnte, sie zwischen verschiedenen Formen unterscheiden zu lassen und ihr die Interpunktion beizubringen. Kein normaler Mensch hätte es für möglich gehalten, und nur der sturste Mensch der Welt hätte es so lange versucht, bis sich endlich der Erfolg einstellte.
    »Und jetzt ist es kaputt«, beendete Justin seine Erzählung, und die Aufmerksamkeit und Überraschung seines Sohnes hatten wohl seinen Ärger besänftigt, denn in seiner Stimme war nur noch Bitterkeit. Er nahm ein Blatt mit seinen Steno-Notizen auf und begann zu diktieren, während die Maschine in Sekundenabständen hinter den Worten herratterte. »... ›so sicher, wie ich Patrick Xenophon heiße‹ ... Da! ... ›so sicher, wie ich Patrick Xavier heiße!‹ Zwanzigmal habe ich nun Xenophon gesagt, und zwanzigmal schreibt die Maschine Xavier. Meine ganze Einübung war umsonst – alles muß noch mal gemacht werden.«
    Paul kratzte die Buchstaben mit der Spitze seines Taschenmessers vom Papier und tippte das richtige Wort per Hand. »Das wäre dir natürlich nicht eingefallen«, begann er, als ihn ein Klicken von der Maschine aufmerksam werden ließ. Sie hatte das Blatt ausgestoßen, ein neues eingespannt, und begann die Seite noch einmal zu schreiben. Als sie fertig war, stand wieder die Originalfassung da.
    Justin starrte seine Schöpfung eine lange Weile entsetzt und erstaunt zugleich an, und seine Schultern sanken müde nach unten. Dann drückte er mit einem unterdrückten Schluchzen seine Notizen und die bereits geschriebenen Seiten Paul in die Hand und verließ schweigend das Zimmer. Minuten später sah Paul ihn langsam durch den Regen zur Scheune gehen. Gerda folgte ihm, und das Mädchen lächelte!
    Der Junge sah von der Maschine zu den beiden kleiner werdenden Gestalten und dann auf die Blätter, die er in der Hand hielt. Dann ließ er sich kraftlos in einen Sessel sinken.
    Gerda kam Stunden später herein und zwang ihm das Abendessen auf. Sie zündete die Lampe an, aber er murmelte nur ein Danke und las weiter. Zu seiner Überraschung war es ein großartiges Stück der Unterhaltungsliteratur, und es war meisterhaft geschrieben. Sobald die Worte der ersten Seite in sein betäubtes Hirn eingedrungen waren, mußte er unweigerlich weiterlesen. In gewisser Weise war es schade, daß man es nie veröffentlichen würde; die Notwendigkeit nach echter Zerstreuung war nie größer als jetzt gewesen.
    Und es war eine wirksame Geschichte, die irgendwie besänftigte. Zunächst hatte er nach dem ersten Kapitel aufhören

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