Gespenster Kuesst Man Nicht
spottlustig aus. »Die Leichenbeschauerin und weitere Fachleute sind auf dem Weg. Würden Sie mir den Gefallen tun und noch ein paar Fragen beantworten, bevor Sie gehen?«
Das war weniger eine höfliche Bitte als der unmissverständliche Hinweis, dass ich fürs Erste dazubleiben hatte. Ich lächelte Steven unglücklich an. »Du könntest doch in den Ort fahren und Gil über alles informieren, während ich mit dem Detective rede, vielleicht auch was zu essen holen.«
»Was soll ich dir mitbringen?«
Ich warf einen Blick auf das unerbittliche Gesicht des Polizisten. »Ich glaube, ich brauche jetzt ein Club-Sandwich und einen Scotch.«
Steven lächelte und sah kurz zu Muekleroy hinüber. »Ruf mich an, wenn du große Schwierigkeiten mit ihnen bekommst«, flüsterte er mir ins Ohr.
Ich drückte ihm sanft den Arm. »Wird gemacht!«
Steven schlug den Pfad zum Parkplatz ein und verschwand schnell im dichten Laubwerk. Ich drehte mich zu dem Detective um und machte eine einladende Geste. »Schießen Sie los, Detective.«
Muekleroy hatte schon ein kleines Notizbuch hervorgezogen. »Erzählen Sie mir bitte noch mal, wie Sie darauf kamen, dass hier jemand begraben liegt.«
Ich widerstand dem Drang zu seufzen. »Es ist mein Beruf, den Toten nachzuspüren. Wie schon gesagt, bin ich professionelles Medium und darauf spezialisiert, mich um spirituelle Energien zu kümmern, die sich weigern, unsere Existenzebene zu verlassen.«
»Kann ich das bitte auf Englisch haben?«, fragte Muekleroy gequält.
Ich lächelte steif. »Ich bin Geisterjägerin. Ich wurde von der Familie eines Mädchens, das in Northelm zur Schule geht, gebeten, dort nach Geistern zu suchen. Im Zuge dieser Untersuchung sind meine Kollegen und ich auf drei junge männliche Energien gestoßen.«
Muekleroy legte den Kopfschief. »Wie bitte?«
»In der Schule spuken drei kleine Geisterjungen«, erklärte ich so ungezwungen wie möglich. »Einer von ihnen hat sich mir vorgestellt. Er sagte, sein Name sei Eric und er und seine Freunde seien auf der Flucht vor einem Mann mit einem Beil.«
Muckleroys Blick hellte sich auf. »Hatchet Jack?«
»Sie haben von ihm gehört?«
Muekleroy kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Von dem hat jeder auf der Polizeistation gehört. Es vergeht kein Sommer, ohne dass wir ein paar Anrufe reinkriegen, weil er hier draußen angeblich Kinderjagt.«
»Und welche Meinung herrscht auf der Polizeistation bezüglich dieser Anrufe?«, fragte ich ziemlich wütend, weil Muckleroy meine Aussage, unter dem Baum liege eine Leiche, verächtlich abgetan hatte, obwohl doch bekannt war, dass hier ein Geist mit einem Beil herumrannte.
Muckleroy zuckte die Acheln. »Niemand von uns hat ihn je gesehen. Wir haben das für eine Gruselgeschichte gehalten, die die Kids hier immer weiterspinnen.«
Finster verschränkte ich die Arme. »Typisch.«
»Hören Sie mal, Miss Holliday«, verteidigte er sich. »Ich bin nicht der einzige Mensch, der nicht an Geister glaubt. Wahrsager wie Sie sind für mich ein Haufen Schwindler und Scharlatane.«
Ich kniff die Augen zusammen. »Ach wirklich? Schwindler?«
»Oh ja.« Es kümmerte ihn offenbar nicht die Bohne, dass er mich damit beleidigte. »Wissen Sie, ich glaube an die Wissenschaft, und es wurde noch kein Beweis erbracht, dass solcher Quatsch wirklich existiert.«
Ich richtete mich kerzengerade auf. »Im Gegenteil, Detective«, fauchte ich. »In den letzten fünfzehn Jahren wurden mehr als tausend umfängliche und gründliche Studien durchgeführt und in verschiedenen wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht, aus denen ganz klar hervorgeht, dass paranormale Aktivität nicht nur existiert, sondern tatsächlich quantitativ bestimmt werden kann.«
So leicht ließ sich Muckleroy nicht überzeugen. »In welchen Zeitschriften zum Beispiel?«
»Ich habe eine Liste auf meinem Computer. Geben Sie mir Ihre E-Mail-Adresse, dann schicke ich sie Ihnen zu. Ich kann auch von den besten Studien welche anhängen.«
Jetzt war es Muckleroy, der die Augen zusammenkniff. »Egal«, sagte er geringschätzig. »Auch damit kriegen Sie mich nicht mm. Sie müssen sich wohl damit abfinden, dass ich Skeptiker bin und bleibe.«
Also, für jemanden wie mich ist eine solche Aussage natürlich eine persönliche Herausforderung. Wie von selbst schaltete sich mein Funkkontakt zum Jenseits ein, und sofort empfing ich auf meiner inneren Frequenz eine angenehme ältere weibliche Stimme. »Verstehe«, sagte ich. »Also, Martha, Ihre
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