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Gespenster Kuesst Man Nicht

Gespenster Kuesst Man Nicht

Titel: Gespenster Kuesst Man Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Laurie
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Versuch, sich salopp auszudrücken. »Komm, schauen wir ihn uns an.«
    Vorsichtig näherten wir uns dem Baum. Ich öffnete meine Sinne und spürte wachsam nach, ob ich im Energiefeld um den Baum ein Anzeichen von Bösartigkeit fand. Es erstaunte mich ein wenig, als wir näherkamen und ich überhaupt keine negative Energie auffing, deren Ursprung ich hätte suchen können. Stattdessen streifte ein kaum merklicher Hauch den Randbereich meines Radars. Als wir am Fuß des Baumes anhielten, versuchte ich ihn heranzulocken.
    »Spürst du etwas?«, wollte Steven wissen.
    »Lange nicht so viel, wie ich gehofft hatte«, gestand ich. Dann fiel mein Blick auf den Baum, und mir stockte der Atem. »Schau dir das mal an!« Ich tippte auf eine tiefe Kerbe im Stamm.
    »Hier ist auch eine«, sagte Steven und deutete auf eine Kerbe weiter links davon.
    »Hier auch.« Ich nahm die nächste Kerbe in Augenschein.
    Steven ging um den Stamm herum. »Mindestens ein halbes Dutzend. Oder nein, eher ein Dutzend oder mehr.«
    Während Steven den Stamm untersuchte, trat ich einen Schritt zurück und öffnete meinen Radar so weit wie möglich. Noch immer spürte ich diesen Energiehauch – er schien sanft und völlig harmlos zu sein, aber etwas ließ mich stutzen. Mir war, als hätte ich eigentlich eine Erleuchtung haben müssen, aber sie kam nicht. Leicht verärgert schob ich die Sache fürs Erste beiseite und konzentrierte mich auf die Suche nach Jacks Portal.
    Scheinbar geistesabwesend ließ ich den Blick über den Baum gleiten und hielt Ausschau nach dem kleinen verschwommenen Kreis, der ein Portal anzeigte. Nichts. Ich ließ die Schultern hängen. »Verdammt!«, murmelte ich.
    »Fünfzehn«, sagte Steven, der seine Runde um den Baum vollendet hatte. »Im Stamm sind fünfzehn Kerben.«
    »Hatchet Jack«, sagte ich voller Abscheu. »Wetten, dass die alle von ihm stammen.«
    »Es gibt ältere und neuere«, sagte Steven. »Und auf der anderen Seite sind ziemlich viele, aber weiter unten.«
    Das erstaunte mich. »Weiter unten?«
    »Ja, ungefähr hier.« Er deutete etwa seine mittlere Brusthöhe an. »Das sind die, die am ältesten aussehen.«
    »Zeig her.« Ich folgte ihm um die Eiche herum. Tatsächlich waren in dem knorrigen Stamm einige alte Narben, die deutlich tiefer lagen als die auf der anderen Seite. »Sehr seltsam«, sagte ich. Da wehte mich der Energiehauch, der mich so sanft berührt hatte, plötzlich viel stärker und entschiedener an. Ich trat von dem Baum weg und sah auf den Boden. In meinem Kopf erschienen grauenhafte Bilder. »Steven«, sagte ich atemlos.
    »Was ist los?«
    »Hast du dein Handy dabei?«
    »Ja.«
    »Ruf bitte die Neun-eins-eins an.«
    Einen Moment war Schweigen. Dann fragte er: »Wo ist der Notfall?«
    »Sag ihnen, es hat einen Mord gegeben.«
    »Was?!«, keuchte Steven.
    Ich sah ihn an. In mir stieg eine Woge der Traurigkeit auf. »Der kleine Eric. Seine Leiche liegt unter meinen Füßen begraben.«

 6
     
     
    Die Polizei kam schnell. Und genauso schnell fällte sie ihr Urteil. »Sie haben uns also herbestellt, damit wir einen Geist befragen«, fasste Detective Muckleroy zusammen, ein wohlbeleibter Mann von Mitte fünfzig mit militärischem Haarschnitt und Knollennase.
    »Nein«, knurrte ich wütend. Seit fünfundzwanzig Minuten versuchte ich vergeblich, ihm begreiflich zu machen, dass ein Junge ermordet und am Fuß der Eiche, vor der wir standen, begraben worden war. »Das ist mein Job. Ihr Job ist es, eine Schaufel zu nehmen und da zu graben, wo ich es Ihnen sage!«
    Muckleroy sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. »Wenn ich Sie wäre, würde ich auf meinen Ton achtgeben«, sagte er ruhig.
    Unbeeindruckt kniff ich ebenfalls die Augen zusammen. »Oder was? Oder Sie verhaften mich, weil ich schnippisch bin?«
    »Nein, wegen groben Unfugs«, grollte er.
    Hinter Muckleroy standen zwei weitere Polizisten. Beide hatten die Anne vor der Brust verschränkt, und mit ihren Mienen hätte man Granit schleifen können. Es sah nicht so aus, als wollte auch nur einer von ihnen die Umstände zu meinen Gunsten auslegen.
    »Was haben Sie denn zu verlieren?«, fragte ich. »Ehrlich, Detective, wenn ich falschliege, dürfen Sie mich in Handschellen abführen. Und wenn ich richtigliege, machen Sie Schlagzeilen. Sie können nur gewinnen, oder?«
    Der Detective lachte abfällig. »Aus meiner Sicht gibt’s in jedem Fall eine Menge Papierkram, junge Dame. Und das hört sich überhaupt nicht verlockend an.«
    Ich blickte wieder

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