Gespenster Kuesst Man Nicht

Titel: Gespenster Kuesst Man Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Laurie

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auf den Fleck auf der Erde, den ich mit einem Stock markiert hatte. »Dann tun Sie’s für die Familie«, sagte ich. »Die wartet schon viel zu lange darauf, dass der Fall gelöst wird. Heute können Sie der Held für sie werden.«
    Muckleroy seufzte schwer und betrachtete mich sehr lange. Dann sagte er über die Schulter zu einem seiner Männer: »Davis, hol einen Spaten.«
    Ich lächelte ihn erfreut an. »Sehr gut.«
    Er schenkte mir nur einen skeptischen Blick. Als Davis zurückkam, nahm er ihm die Schaufel ab und drückte sie mir in die Hand. »Sie haben zehn Minuten, um da eine Leiche auszugraben. Wenn nicht, buchte ich Sie ein.«
    Mir klappte die Kinnlade herunter. »Ich?«
    Muckleroy nickte. »Glauben Sie etwa, ich habe Lust, wegen dieser Geschichte auch nur einen Tropfen Schweiß zu opfern?« Er sah auf die Uhr. »Neun Minuten, fünfzig Sekunden.«
    Ich fluchte leise und packte den Spaten. Mit zusammengebissenen Zähnen stieß ich ihn neben dem Stock ins Erdreich, wütend, dass ich jetzt vielleicht Spuren vernichtete, nur weil es diesem fetten Trottel von Cop wichtiger war, Papierkram zu vermeiden, als einen Mord zu untersuchen. Außer Erde förderte ich nichts zutage. »Acht Minuten, neunundfünfzig Sekunden«, sagte Muckleroy.
    Ich warf ihm einen finsteren Blick zu und grub tiefer. Als das Eisen auf etwas Hartes traf, dachte ich einen Augenblick lang, es wäre ein Knochen, aber was ich nach oben hebelte, war nur eine dünne Baumwurzel. Einer der Cops lachte prustend, und ich fühlte mein Gesicht heiß werden. Da war auf einmal jemand neben mir, und starke Hände nahmen mir den Spatenstiel ab. »Lass mich«, sagte Steven.
    Ich lächelte ihn dankbar an. Steven rammte das eiserne Blatt in das kleine Loch, das ich gegraben hatte, und trat kräftig mit dem Fuß nach. Ein großer Batzen Erde löste sich. Er warf ihn zur Seite. »Durchsuch das mit einem Stock. Ich mache hier weiter«, bestimmte er.
    Ich nickte, nahm meinen Markierstock und durchkämmte den Erdhaufen, den Steven ausgehoben hatte. »Sechs Minuten, zwanzig Sekunden«, verkündete der Cop.
    Ich ignorierte ihn. Steven schippte mir schon die nächste Scholle zu. So arbeiteten wir noch fünf Minuten weiter. Steven brach der Schweiß aus, während er nach und nach Erde abstach und ich mit dem Stock den Aushub untersuchte. »Noch eine Minute!«, rief Muckleroy fröhlich, und aus den Augenwinkeln sah ich ihn amüsiert auf den Fußballen wippen.
    In diesem Moment stieß mein Stock auf etwas Hartes. Ich kratzte rasch die Erde ab und fuhr zurück, als hätte mich was gebissen. Der Detective lachte. »Was ist denn? Haben Sie einen Wurm gefunden?«
    Ich knurrte ihn an und bedeutete Steven mit einer Geste aufzuhören. »Nein«, sagte ich dann langsam, zog mir den Jackenärmel bis über die Finger und griff in den Erdhaufen. Vorsichtig hob ich die kleine skelettierte Hand hoch.
    »Scheiße!«, zischte Muckleroy. Seine Belustigung war schlagartig verflogen.
    Ich legte meinen Fund wieder ab. »Ich schlage vor, wir unterbrechen die Aktion und Sie rufen Ihr Spurensicherungsteam. Außer natürlich, Sie wollen, dass ich der Lokalpresse erzähle, wie die hiesige Polizei Touristen zwingt, Mordopfer auszugraben, weil sie selber zu faul dazu ist.«
    Muckleroy zog sein Handy vom Gürtel und tippte etwas ein. Steven gab einem Kollegen, der mit offenem Mund die Knochenhand auf dem Erdhaufen anstarrte, den Spaten zurück.
    Ich ging zu meinem Matchsack, den ich aus dem Van geholt hatte, während wir auf dem Parkplatz auf die Polizei warteten, und suchte nach etwas, womit ich mir die erdigen Hände säubern konnte. Steven wischte sich mit dem Ärmel die Stirn ab. »Das war beeindruckend«, sagte er. »Woher wusstest du, dass Eric da begraben liegt?«
    »Er hat mich angesprochen, als ich um den Baum herumging, und hat immer wieder ein Kreuz auf den Boden gezeichnet. Da wurde es mir klar.«
    »Armer Junge. Glaubst du, Jack hat ihn ermordet?«
    Ich nickte. Ich war jetzt absolut sicher, dass Jack nicht erst als Geist kleine Jungen jagte. Er wiederholte, was er schon als Lebender getan hatte. Ich erschauerte. »Ich freue mich so darauf, dieses Scheusal einzusperren.«
    »Wo wohl die anderen begraben sind?«, überlegte Steven.
    Auch ich dachte wieder an die Kinder, die wir im Klassenzimmer gesehen hatten, und tastete die Umgebung nach ihrer Energie ab. Es war nichts zu finden. »Ich weiß es nicht«, bekannte ich stirnrunzelnd.
    Da kam Muckleroy auf uns zu. Er sah gar nicht mehr