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Gespenster um Al Wheeler

Gespenster um Al Wheeler

Titel: Gespenster um Al Wheeler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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    Der Sheriff seufzte tief. »Es
geht mir gegen den Strich, aber ich sehe nicht, was, zum Teufel, mir sonst
übrigbleibt. Aber vergessen Sie nicht, Wheeler, Sie müssen sie wie hauchzartes
Glas behandeln .«
    »Ich behandle alle Frauen so,
Sheriff«, sagte ich kalt. »Sonst zerbrechen sie ja .«

ZWEITES KAPITEL
     
    S unrise Valley am Nachmittag war
wie das Fegefeuerwährend der Saurengurkenzeit .
Der vom Ozean herüberstreichende Wind war über die Berge hinweggeweht und hatte
das Tal in stickige Bewegungslosigkeit gehüllt zurückgelassen. Als ich
schließlich die Main Street erreichte, hatte ich ausreichend Orangenhaine
gesehen, um für den Rest meines Lebens die Nase voll zu haben. Und Main Street
bot auch nicht viel mehr. Wenn man nicht aufpaßte ,
konnte man geradewegs durchfahren, ohne je zu erfahren, was einem dabei
entgangen war.
    Es gab ein Postamt, ein halbes
Dutzend Läden und zwei Bars. Ein altertümliches Lastauto und zwei Limousinen,
schätzungsweise aus dem Jahr 1935 stammend, standen vor einer der Bars. Eine
auf dem Gehsteig ausgestreckte keuchende Promenadenmischung von Hund öffnete
bei den abgehackten Lauten, die der Auspuff meines Austins von sich gab, ein
trübes Auge. Ich überlegte, daß es jedenfalls eine große Annehmlichkeit gab,
wenn man in Sunrise Valley wohnte: Falls die Welt unterginge, merkte man nichts
davon.
    Das Haus der Sumners lag tiefer
im Tal, ungefähr anderthalb Kilometer hinter der Stadt. Es stand auf einem
leicht bewaldeten kleinen Hügel, so daß es das gesamte Tal überragte, und aus
der Entfernung wirkte es wie eine schlechte Imitation von Wuthering Heights. Die beiden
weißgestrichenen Flügel des Gittertores standen
einladend offen, und so fuhr ich geradewegs zwischen ihnen hindurch. Nach knapp
vierhundert Metern endete die Zufahrt in einem weiten Halbkreis vor dem Haus.
Ich ließ den Healey neben einem staubbedeckten Continental letzten Modells
stehen und ging auf die sechs breiten Stufen zu, die zum Portal hinaufführten.
    Inmitten der massiven
Eingangstür, die aussah, als sei sie gebaut worden, um einer Indianerbelagerung
zu widerstehen, war ein winziger Klingelknopf angebracht, wie ein rosiger
Nabel. Es hatte beinahe etwas Unanständiges an sich, mit dem Zeigefinger darauf
zu drücken; und das daraus resultierende gedämpfte Glockengeläut klang wie das
nervöse Kichern einer Debütantin, die zum erstenmal begreift, daß Kitzeln einen sexuellen Hintergrund haben kann.
    Es dauerte gut dreißig
Sekunden, bevor die Tür geöffnet wurde, aber das Warten lohnte sich. Ein
stattliches dunkelhaariges Mädchen betrachtete mich eine ganze Weile mit
unpersönlichen grauen Augen. Sie trug ein mandarinähnliches Kleid aus üppigem schimmerndem Brokat mit hohem Kragen. Es betonte ihre Größe
und schmeichelte den schlanken Linien ihrer Figur. Alles in allem sah sie aus
wie jemand aus den Gesellschaftspalten einer Modezeitschrift, und vielleicht
gehörte sie da auch hinein.
    »Miss Sumner ?« fragte ich höflich.
    » Mrs. Sumner«, korrigierte sie mich mit angenehmer tiefer Stimme. »Ich bin Mrs. Crispin Sumner .«
    »Ich bin Lieutenant Wheeler vom
Büro des Countysheriffs «, sagte ich. »Ist Miss Charity Sumner zu Hause ?«
    Ihre Augen blickten noch immer
gleichgültig. »Ich glaube, ja. Kommen Sie doch bitte herein, Lieutenant .«
    Innen war das Haus noch
deprimierender als von außen. Außer der breiten geschwungenen Treppe, die zum
oberen Stock führte, gab es ein Labyrinth langer enger Flure, die selbst eine
Brieftaube verwirrt hätten. Mrs. Crispin Sumner ging
mit der Zuversicht eines indianischen Spähers voraus, und nachdem wir vier-
oder fünfmal rechtwinklig abgebogen waren, gerieten wir in einen riesigen
Wohnraum, vor dessen breiten Fenstern das gesamte Tal wie ein Flickenteppich
ausgebreitet dalag.
    »Bitte, setzen Sie sich«, sagte Mrs. Sumner. »Ich werde Charity suchen .«
    »Vielen Dank«, sagte ich und
setzte mich vorsichtig auf die Chaiselongue mit der geraden Rückenlehne, die
ausreichend unbequem war, um ein echtes Sheraton-Möbel sein zu können.
    Mrs. Sumner verließ das Zimmer. Sie
schloß die Tür hinter sich, so daß ich mit dem strengen Mobiliar und der
würdevollen Stille allein war. Ich zündete mir eine Zigarette an, stand von dem
Sofa auf, das sich anfühlte, als wäre es mit Stahlspänen gepolstert, und ging
zu dem riesigen offenen Kamin hinüber. Über dem Sims hing ein großes Ölporträt
in einem scheußlichen Goldrahmen. Es handelte sich um

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