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Gespenstische Warnung

Gespenstische Warnung

Titel: Gespenstische Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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fragte ich schließlich.
    »Nein.« Sie hörte auf zu treten, legte
sich einen Augenblick lang flach auf den Boden, richtete sich dann zum Sitzen
auf, beugte sich vor und berührte ohne ersichtliche Anstrengung ihre
Zehenspitzen. »Ich lege auch keinen Wert darauf. Schon gar nicht bei dem
Gedanken daran, wie Sam mich mit seinen Reden über seine erste Frau auf die
Palme getrieben hat. Demnach, was er über Linda erzählte, war sie die Frau, die er brauchte, und mehr noch, das Idealbild in Person. Ich kam nie
dahinter, warum er sich hatte von ihr scheiden lassen, wenn sie so gut war.
Eines Tages beging ich den Fehler, ihm das zu sagen. Er sprach einen Monat lang
nicht mit mir. Es war meine Schuld — ich hätte mich daran erinnern müssen, daß
Sam niemals einen Fehler macht. Es sind anderer Leute Fehler, die ihm
angewünscht werden, wenn Sie begreifen, was ich damit meine. Alles, das ihm je
zugestoßen ist, war immer anderer Leute Schuld.«
    »Ich frage mich, warum Sie ihn
überhaupt geheiratet haben, Beverly.«
    »Das frage ich mich auch.« Ihre Stimme
klang jetzt gedämpft, da sie auf dem Bauch lag, den einen Arm und das eine Bein
abwechslungsweise in die Luft hebend. »Ich glaube, ich war damals im
Vaterkomplex-Stadium. Außerdem war er reich und berühmt, und das machte ihn
irgendwie aufregend. Ich war völlig verliebt in die Idee, in ihn verliebt zu
sein, und — Sie wissen schon — stellen Sie sich vor, der berühmte Sam Sorel
wollte ein kleines Nichts wie mich heiraten!« Sie rollte wieder auf den Rücken
und setzte sich auf. »Sind Sie eine Art Privatdetektiv, Rick?«
    »So etwas Ähnliches«, pflichtete ich
bei.
    »Ist das aufregend? Ich meine,
vielleicht ist es manchmal gefährlich, aber Sie müssen doch alle möglichen faszinierenden
Leute dabei kennenlernen.« Sie holte tief Luft, hob die Arme über den Kopf und
atmete langsam aus. »Was halten Sie von mir? Bin ich faszinierend und
aufregend?«
    »Ich halte Sie für eine verrückte
Nudel«, sagte ich wahrheitsgemäß, »und wenn Sie glauben, einen guten Grund zu
haben, Sorel umzubringen, so würden Sie das geradewegs versuchen.«
    »Wirklich?« Sie rollte wieder auf den
Bauch und vollführte zehn Liegestützen hintereinander, ohne daß ihr Magen den
Teppich berührte. »Aber ich habe eben keinen guten Grund, oder?«
    »Wenn ja, so könnte es eine
Herausforderung sein, es mir zu erzählen und es danach wirklich zu tun; nur um
zu sehen, ob Sie Sam ermorden können, ohne dabei erwischt zu werden.«
    Sie warf sich wieder neben mich auf
die Couch und lächelte träge. » Ich bin diejenige, die angeblich etwas von experimenteller Psychologie versteht,
Rick. Aber für einen Schuß ins Dunkle war das keine schlechte Charakteranalyse.
Wenn ich Ihnen nun erzählte, daß der einzige Mann, den ich wirklich jemals
geliebt habe, im Begriff war, mich zu heiraten, als Sam zu ihm hinging und ihm
ein ganzes Bündel Lügen über mich auftischte? Aber Sam war so überzeugend, daß
ihm der Mann glaubte und sich aus dem Staub machte. Würden Sie mir glauben, daß
das als Motiv ausreicht, um den Wunsch in mir zu wecken, Sam umzubringen?«
    »Vielleicht.« Ich zuckte die
Schultern. »Aber ich würde erst die Details nachprüfen.«
    »Angenommen, Sam erzählte ihm, ich sei
eine Nymphomanin und hätte das auch bewiesen, weil es wahr ist. Damit wären
meine Motive noch einleuchtender, nicht wahr?«
    »Bei Ihnen vermutlich — ja.«
    »Er heißt Roger Hugill und wohnt in
Brentwood. Oder zumindest hat er dort gewohnt, bis er letzte Woche von mir
weggerannt ist. Sam mußte sich dafür, daß ich ihm diesen Aschenbecher auf den
Kopf geknallt habe, rächen — und das hat er, weiß der Himmel, getan. Prüfen
Sie’s nach, ja?«
    »Wie ist die Adresse in Brentwood?«
    »So einfach werde ich es Ihnen nicht
machen, Rick. Finden Sie sie heraus. Fragen Sie doch Sam danach.« Sie wandte
sich mir plötzlich zu und legte eine Hand auf meinen Oberschenkel. »Ich finde
Sie sehr attraktiv, Rick. Finden Sie mich auch attraktiv?«
    »Klar.« Ich nickte.
    »Das klingt nicht gerade wahnsinnig
enthusiastisch!« Sie stand mit einem ungeduldigen Ruck von der Couch auf, ging
etwa vier Schritte weit weg und drehte sich mir dann zu. »Sie glauben wohl, ich
hätte mit der Nymphomanin Spaß gemacht, ja?«
    »Ich wollte«, sagte ich inbrünstig,
»daß Sie nur ein einziges Mal etwas sagten, das nicht eine verdammte Frage
ist!«
    »Jetzt sind Sie gereizt.« Sie grinste
boshaft. »Das bedeutet, daß Sie nervös

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