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Gespenstische Warnung

Gespenstische Warnung

Titel: Gespenstische Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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knipste mit Hilfe
eines Taschentuchs das Licht im Wohnzimmer aus und wischte sorgfältig den
Türknauf ab, als ich hinausging. Niemand war zu sehen, als ich wieder durch den
Lieferanteneingang ging, und ich traf auch auf der Straße niemanden, als ich
zum Wagen zurückkehrte. Niemand, der etwas mit Linda Galen zu tun gehabt hatte,
konnte lange Zeit unbekannt bleiben, aber ich brauchte so viel Zeit wie nur
möglich, und so beschloß ich, jemand anderen die Leiche finden und die Polizei
benachrichtigen zu lassen.

4. Kapitel
     
    D ie Tür der Wohnung öffnete sich, und
zwei tiefblaue Augen sahen mich mit gelassenem Interesse an. Sie gehörten zu
einem großen rothaarigen Mädchen. Ihr Haar war kurz geschnitten und nach vorn
gebürstet, so daß die zartgeformten Ohren frei blieben, während die hohe Stirn
von Fransen verhüllt war. Das paßte ausgezeichnet zu ihren breiten
Backenknochen und dem festgerundeten Kinn. Ihre Nase war ein bißchen zu kurz,
ihr Mund ein bißchen zu breit, aber alles in allem war es ein sowohl höchst
intelligentes als auch äußerst attraktives Gesicht. Sie trug ein weißes Hemd
und die kürzesten Shorts, die ich je zu Gesicht bekommen hatte. Die langen
gebräunten Beine waren schlank und anmutig, und die kleinen Brüste preßten sich
spitz und frech gegen den Baumwollstoff.
    »Ich war mitten in meinen
Aufbauübungen«, sagte sie leichthin, »und habe heute abend keinen Besuch
erwartet. Dieser Abend ist der Konzentration auf den Körper gewidmet, und zum
Teufel mit meinem Geist.«
    »Ich bin Rick Holman«, sagte ich, »und
ich—«
    »-möchte wissen, wieso Sie vorhaben,
Sam Sorel irgendwann nächste Woche umzubringen?« beendete sie den Satz für
mich. »Kommen Sie herein.«
    Ich folgte ihr durch den Eingangsflur
ins Wohnzimmer, das vage orientalisch wirkte und einen kurzsichtigen Japaner
vielleicht an zu Hause erinnert hätte. Sie winkte mir, mich auf die Couch zu
setzen, ließ sich neben mir nieder und streckte behaglich die langen Beine aus.
    »Ich habe heute gegen halb sieben
einen verworrenen und unzusammenhängenden Anruf von Sam bekommen«, sagte sie.
»Er war natürlich blau. Ich dachte, diese Geschichte, daß eine seiner Exfrauen
ihn umzubringen drohe, sei reine Phantasie und Rick Holman eindeutig eine
Ausgeburt seiner vom Alkohol beschwingten Einbildungskraft. Nun scheint es, als
ob ich mich in beidem getäuscht hätte.« Sie lächelte plötzlich und zeigte
reizende, aber schiefe Vorderzähne. »Ich bin übrigens Beverly Quillen, falls
Sie sich darüber den Kopf zerbrochen haben sollten.«
    »Ich versuche nur mal eben kurz Atem
zu holen«, sagte ich.
    »Sie sollten mit mir zusammen Aufbauübungen
machen. Sie sind viel zu jung, um an Atembeschwerden zu leiden.« Ihre Faust
hämmerte plötzlich gegen meine Brust. »Das klingt eigentlich gar nicht hohl.
Könnte es meine blendende Schönheit sein, die Ihnen plötzlich den Atem
benimmt?«
    »Ich glaube, es liegt mehr an Ihrer
Geschwätzigkeit«, sagte ich ehrlich.
    »Geradeheraus bis zur Grenze der
Grobheit.« Sie verschränkte die Hände hinter dem Kopf und lehnte sich zurück.
»Das gefällt mir bei einem Mann. Es weist auf Entschlossenheit hin, und das ist
heutzutage in unserer organisationswütigen Gesellschaft eine Seltenheit.«
    »War das nicht eines von Sams großen
Problemen während Ihrer Ehe?« knurrte ich. »Sie trieben ihn zum Wahnsinn, weil
Sie ihn die ganze Zeit über analysierten, und als Sie schließlich anfingen,
seine besondere Art von Humor auseinanderzunehmen, war das mehr, als er
ertragen konnte.«
    »Was Sam brauchte, war nicht nur ein
Analytiker, sondern außerdem eine Mutter, eine Geliebte und eine Dienerin —
alles in einer Person«, sagte sie gleichmütig. »Was mich betrifft, so war die
Analytikerin eine Kleinigkeit. Eine Weile dachte ich sogar, ich schaffte es
auch mit der Geliebten; aber was die Mutter und die Dienerin anbetraf, so war
ich ein glatter Versager. Finden Sie nicht, daß er ein bißchen zuviel verlangt
hat, Mr. Holman?«
    »Finden Sie nicht, daß Sie ein bißchen
zu schlecht gelaunt waren«, konterte ich, »als Sie ihn mit einem Fleischmesser
erstechen wollten?«
    Ihr Gesicht erstarrte leicht. »Hat Sam
Ihnen das gesagt?«
    »Wer sonst? Er zeigte mir sogar die
Narbe an seinem Handgelenk, um es zu beweisen.«
    »Nur das eine Handgelenk?« Ihr Gesicht
hatte einen leicht spöttischen Ausdruck. »Er spielte die große Abschiedsszene:
Lebe wohl, grausame Welt und noch grausamere Ehefrau! Aber er

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