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Gespenstische Warnung

Gespenstische Warnung

Titel: Gespenstische Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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legte sie auf den
Zeitpunkt, als er sicher sein konnte, daß ich innerhalb von fünf Minuten das
Badezimmer betreten würde, und er schnitt sich nicht sehr tief in die
Handgelenke. Jedenfalls nicht tief genug, um eine Vene oder eine Arterie zu
treffen oder sonst etwas so Unangenehmes. Es ging knapp bis unter die Haut,
aber selbst wenig Blut gemischt mit Wasser in der Badewanne kann sehr
eindrucksvoll wirken.«
    »Sie behaupten, es sei ein
Selbstmordversuch gewesen?«
    »Sam wollte, daß es so aussah.
Möglicherweise hoffte er, das würde die Mutter und die Dienerin in mir wecken.
Das Ganze lag daran, daß er wegen seiner Alpträume schmollte, weil ich immer
versucht habe, die tieferen Gründe dafür herauszufinden, anstatt ihn in meine
Arme zu nehmen und Kinderliedchen in sein rosiges Ohr zu gurren. Die
überwältigende Mehrheit von Leuten mit Klaustrophobie haben keine Alpträume
mehr, wenn sie einmal erwachsen sind, wußten Sie das? Jedenfalls nicht, wenn
sie nicht ein weiteres ernsthaftes klaustrophobisches Erlebnis als Erwachsener
gehabt haben, das ein neues Trauma geschaffen hat.«
    »Wollen Sie damit behaupten, daß seine
Alpträume nicht von seiner Neigung zu Klaustrophobie verursacht werden?« fragte
ich klug.
    Sie nickte. »Der Ursprung seiner
Phobie geht in seine Kindheit zurück, als seine reizende Mutter ihn einmal eine
Stunde lang zur Strafe für irgendwas in einen Koffer sperrte. Aber normale
Erwachsene, die an einer speziellen Phobie leiden — und wer tut das nicht — ,
vermeiden sorgfältig, in Situationen zu geraten, bei denen sie riskieren müssen,
diesen speziellen Phobien unterworfen zu sein. Der an Klaustrophobie Leidende
erforscht zum Beispiel keine Höhlen und wird kein Bergarbeiter. Sam ist das
typische Neurosekind. Er hat alles, was man sich vorstellen kann.«
    »Sie haben sich wohl auf Psychologie
spezialisiert?«
    »Ja, allerdings. Im Augenblick
assistiere ich bei einem experimentellen psychologischen Projekt bei der
U.C.L.A., und es ist faszinierend.«
    »Haben Sie Sam seit Ihrer Scheidung
wiedergesehen?«
    »Vor ungefähr zwei Wochen. Gegen neun
Uhr abends öffnete ich die Tür — und da stand er. Sehr betrunken und sehr übler
Laune. Er entfesselte einen Sturm, indem er sagte, er wisse, daß ich seit der
Scheidung mehrere Affären mit anderen Männern gehabt hätte. Ich antwortete, das
stimme genau, und was weiter? Das Leben sei schließlich nichts weiter als ein
Experiment, und ich hätte nicht die Absicht, ein zweitesmal in eine falsche Ehe hineinzustolpern. Danach geriet er vollends in Raserei. Er
tobte, keine seiner Exfrauen dürfe wie eine Hure leben, und wenn er jetzt mit
mir fertig sei, dann würde ich allenfalls noch für einen kosmetischen Chirurgen
attraktiv sein. Als nächstes wurde er gewalttätig.«
    »Hat er Sie geschlagen?«
    Sie lachte leise. »Eigentlich nicht.
Ich bin eine glühende Anhängerin eines guten körperlichen Trainings, und Sam
ist in diesem Punkt niemals aktiv gewesen. Außerdem war er sehr betrunken. Ich
wich ihm einfach aus und schlug ihm dann einen schweren Aschenbecher auf den
Kopf, so daß er bewußtlos wurde. Danach rief ich ein Taxi an und bestach den
Fahrer, damit er meinen betrunkenen Freund nach Hause brachte. Es lief alles
ganz säuberlich ab, obwohl der Aschenbecher zerbrochen ist und ich deshalb ein
bißchen verärgert war. Venezianisches Glas ist so teuer.«
    »Haben Sie ihn seither wiedergesehen?«
    »Nein, und es wird vermutlich nach
dem, was an diesem Abend passiert ist, auch nicht geschehen. Sam ist ein
eingefleischter Feigling.«
    »Das ist eine tolle Wohnung hier«,
sagte ich und sah mich um. »Die Miete wird wohl ziemlich hoch sein?«
    »Sie nimmt den größten Teil der
Unterhaltszahlung in Anspruch, aber zusammen mit dem Geld, das ich verdiene,
komme ich gut aus. Können wir uns mit Vornamen anreden, oder sind Sie bei
potentiellen Mörderinnen immer sehr formell?«
    »Mit Rothaarigen bin ich nie formell,
Beverly«, versicherte ich ihr.
    »Freut mich zu hören, Rick. Haben Sie
was dagegen, wenn ich meine Übungen beende, während wir uns unterhalten?«
    »Bitte.«
    Sie streckte sich auf dem Teppich aus,
ihre Füße mir zugewandt, hob dann die Beine hoch in die Luft und begann zu
strampeln, als ob sie auf Pedalen träte. Der Anblick der beiden elastischen
Rundungen ihres Hinterteils, die sich in schnellem Rhythmus spannten und
entspannten, beeinträchtigte meine Konzentrationsfähigkeit. »Kennen Sie eine
von Sorels anderen Exfrauen?«

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