Gespenstische Warnung
Schlußabenden .«
»Klar.« Ich winkte nach der Rechnung.
»Sam Sorels persönliche Managerin zu sein, ist wohl eine Arbeit, die einen
Menschen restlos ausfüllt?«
»Weniger eine Arbeit als eine
Lebensaufgabe!« Ein plötzliches Lächeln erhellte ihr ganzes Gesicht.
»Schließlich und endlich würde ich sie für nichts auf der Welt eintauschen.«
Auf dem Rückweg zum Klub nahm sie
meinen Arm nicht mehr, und das wäre mir sehr zuwider gewesen, hätte ich mich
nicht mit einem ganzen Bündel Problemen herumzuschlagen gehabt.
5. Kapitel
E in paar Sekunden nachdem ich
geklingelt hatte, öffnete sich die Tür des Hauses in Brentwood, und ein großer
Mann von Anfang Vierzig stand da und starrte mich finster an. Sein dichtes
braunes Haar war straff aus der Stirn zurückgebürstet; die kalten grauen Augen
und der sich sträubende Schnurrbart verliehen ihm ein vage militärisches
Aussehen, und er trug einen Anzug, der für gut dreihundert Dollar praktisch
geschenkt war. Irgendwie erweckte er den Eindruck, als sei er gerade von einer
Gipfelkonferenz zurückgekommen und sein Votum sei für die sofortige Schließung
von Fort Knox ausschlaggebend gewesen.
»Mr. Hugill?« sagte ich.
»Ja?« Seine Stimme klang barsch und
ungeduldig.
»Ich bin Rick Holman und würde gern
mit Ihnen sprechen.«
»Worüber?«
»Über eine gemeinsame Bekannte — Sonia
Mayer.« Ich kam zu dem Schluß, daß Hugill der Typ war, der einem auf Anhieb
unsympathisch sein konnte, und mir ging es bereits so. »Wir haben beide
dasselbe Problem — nämlich Sam Sorel am Leben zu erhalten, solange er Gast in
Ihrem Haus ist.«
»Na gut«, sagte er mürrisch. »Wir
reden wohl besser im Haus miteinander.«
Ich folgte ihm in ein großes
Wohnzimmer, das mit Möbeln im frühen Kolonialstil vollgestopft war. Die Wände
waren mit Ölbildern von beinahe jeder denkbaren Vogelsorte gepflastert,
darunter solche, die ich mir nicht einmal als Alptraum hätte vorstellen können.
Hugill stellte sich vor mich hin, die Hände auf dem Rücken verschränkt, und starrte
mich an, als gehöre ich zur Klasse derjenigen, die Befehle entgegennimmt.
»Ich habe von Ihnen gehört, Holman«,
bellte er, »deshalb nehme ich an, daß es sich hier nicht um einen dummen Witz
handelt.«
»Eine von Sorels drei Exfrauen droht,
ihn irgendwann ab nächsten Dienstag zu ermorden«, sagte ich. »Er nimmt das
ernst, und ich neige dazu, mich ihm da anzuschließen. Da Sie nun mit in die
Sache hineingezogen werden, sollten wir uns vielleicht darüber unterhalten.«
Sein Schnurrbart sträubte sich. »Sie
machen sich natürlich Sorgen darüber, wie Sie Sorel schützen sollen, solange er
Gast in meinem Haus ist?«
»Ich mache mir mehr Sorgen darüber,
daß eine seiner Exfrauen Beverly Quillen ist, das Mädchen, das Sie heiraten
wollten, bis — das behauptete sie wenigstens — Sam Sorel Ihnen einen ganzen
Pack Lügen über sie aufgetischt hat.«
»Was?« Seine Augen quollen hervor.
»Das ist doch reiner Blödsinn!«
»Das behaupten Sie«, sagte ich
sachlich. »Beverly Quillen behauptet was anderes. Wer lügt nun also, mit Verlaub?«
Sein Gesicht verdunkelte sich, und ich fragte mich, ob er jetzt gleich die
Polizeiwache rufen und mich wegen Insubordination in den Arrest bringen lassen
würde. Dann blinzelte er bedächtig, räusperte sich ein paarmal und brachte fast
so etwas wie ein Lächeln zustande.
»Hier muß etwas vorgehen, das ich
nicht verstehe. Ich kenne niemanden namens Beverly Quillen. Meine einzige
Verbindung zu Sorel besteht durch Sonia Mayer.«
»Woher kennen Sie sie?«
»Ich lernte sie kennen, noch bevor sie
Sorels persönliche Managerin wurde. Zufällig besitze ich einen kleinen Anteil
an der Theater- und Filmagentur, bei der sie damals arbeitete, und dabei trafen
wir uns. Unsere Freundschaft blieb bestehen, nachdem sie Sorel übernommen
hatte, und als sie nun anrief und erklärte, er brauche dringend einen ruhigen
Ort, an dem er in der Zeitspanne zwischen Beendigung seines Engagements in dem
Klub und seinen Filmarbeiten ausspannen könne, bot ich den beiden mit Vergnügen
mein Heim an.«
Wie sollte man, so dachte ich
mürrisch, unter all diesem hochtrabenden Gewäsch erkennen, ob er log? »Kennen
Sie Linda Galen oder Jackie Slater?« fragte ich ihn. »Sams andere beiden
Exfrauen?«
»Ganz entschieden nicht«, fuhr er mich
an. »Ich habe Ihnen doch bereits klargemacht, Holman, daß meine einzige
Beziehung zu Sorel durch meine Freundschaft mit Sonia besteht.«
»Wie
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