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Gespenstische Warnung

Gespenstische Warnung

Titel: Gespenstische Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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gesamte
verdammte Welt und vielleicht noch zusätzlich ein bißchen mehr für mich
persönlich. Er saß hinter dem Schreibtisch des Managers, auf dem sich
unbeantwortete Briefe und unbezahlte Rechnungen häuften — ganz so, als gehöre
er dorthin.
    Im Büro selbst befanden sich noch drei
andere Leute. Andrea Marco saß auf der Couch und starrte mit geröteten Augen
ins Leere. Neben ihr hockte ein schlapp aussehender Bursche von Mitte Zwanzig,
der nervös eine Zigarette rauchte und sich gelegentlich das lange blonde Haar
aus den Augen schüttelte. Sonia Mayer lächelte mich zaghaft von ihrem Stuhl auf
der anderen Seite des Zimmers her an.
    »Na schön«, sagte Santana ruhig, »nun
da Holman hier ist, können wir wohl alle aufatmen.«
    Ich ging zum Schreibtisch, nahm die
Drohbriefe aus meiner Brieftasche und ließ sie vor ihm auf die Platte fallen.
»Wie ist es Ihnen denn in der Zwischenzeit gegangen, Lieutenant?«
    »Ausgezeichnet«, knurrte er, »bis Ihr
Name erwähnt wurde.« Er ließ sich Zeit, jeden Brief der Reihe nach zu lesen,
und schob sie dann beiseite. »Soviel ich gehört habe, kennen Sie Miss Marco?«
Ich nickte. »Das ist ihr Bruder Frank.«
    »Hallo, Mr. Holman«, sagte der
schlappe Bursche mit schriller Stimme. Er wollte mir zulächeln, warf einen
schnellen Seitenblick auf das starre Gesicht seiner Schwester und änderte seine
Absicht.
    Santana gähnte unverhohlen und blickte
dann auf Sonia. »Wie lange braucht denn der Clown noch, um fertig zu werden?«
    »Es wird bald soweit sein«, sagte sie
mit ihrer warmen Altstimme. »Aber heute ist der letzte Abend, Lieutenant. Man
wird ihn nicht gehen lassen.«
    »Ich habe ihn mal im Fernsehen
gesehen«, sagte er finster. »Mich hat er nicht zum Lachen gebracht.«
    »Haben Sie je über was gelacht?«
fragte ich.
    »Nur über Sie, Holman.« Er blickte zur
Couch hinüber. »Wann, sagten Sie, kamen Sie in die Wohnung zurück und fanden
Miss Galens Leiche?«
    »Um zehn Uhr dreißig«, sagte Andrea
mit dumpfer, lebloser Stimme. »Das habe ich Ihnen schon fünfmal erzählt.« Er
nickte zustimmend. »Der Coroner schätzt, daß es irgendwann zwischen acht und
neun Uhr abends passiert ist. Wo waren Sie da?«
    »Bei der Modenschau, und auch das sage
ich nun schon zum fünften Male.«
    » Mhm .« Er
nickte erneut. »Wie steht’s mit Ihnen, Holman? Wo waren Sie zwischen acht und
neun Uhr heute abend?«
    »Zu Hause«, log ich. »Ich ging kurz
nach neun Uhr aus, um eine von Sorels ehemaligen Frauen aufzusuchen — Beverly
Quillen — , und dann kam ich hierher und trank zusammen mit Miss Mayer ein
Glas.«
    »Sie waren allein zu Hause?« Er verzog
eine Spur den Mund. »Sie meinen, ganz allein?«
    »Ganz allein«, pflichtete ich bei.
    »Das heißt, daß Sie kein Alibi haben.
Ich sollte doch wissen, daß an einem Fall, bei dem Sie beteiligt sind, immer
was stinkt. Abgesehen von Ihnen natürlich.«
    »Typischer Fall von Machtkomplex«,
erklärte ich Sonia. »Geben Sie gewissen Leuten eine kleinwinzige Dienstmarke,
und schon laufen sie Amok.«
    Es wurde an die Tür geklopft. Ein
Polizist in Uniform stieß sie auf und trat beiseite, um Sorel hereinzulassen.
Sonia stand schnell auf und eilte auf ihn zu.
    »Sam, Honey.« Ihre Stimme war eine
einzige Liebkosung. »Nimm es nicht zu schwer, ja?«
    »Ich bin okay«, murmelte er.
    Sie nahm seinen Arm und führte ihn zum
nächsten Sessel. Er ließ sich hineinplumpsen, lockerte mit einer heftigen
Bewegung seine Krawatte und knöpfte den Kragen seines eleganten Abendhemds auf.
Seine Augen waren trübe und schienen noch tiefer eingesunken zu sein als sonst.
Seine zerknitterte Haut war von einer grauen Blässe. Sam Sorel sah plötzlich
fünfzehn Jahre älter aus, als er in Wirklichkeit war.
    »Ich brauche was zu trinken«, murmelte
er.
    »Später«, sagte Santana scharf.
    Sorel blickte ihn gereizt an. »Wer,
zum Teufel, sind Sie denn?«
    »Das ist Lieutenant Santana«, sagte
ich bereitwillig. »Er hat Sie noch nie komisch gefunden, Sam.«
    »Ich auch nicht.« Sorel zuckte sachte
die Schultern. »Aber was sind wir zwei schon gegen die übrige Welt?«
    Der Lieutenant warf mir einen kalten
Blick zu, der besagte, ich möge meine große Klappe halten, und blickte dann
wieder auf Sam. »Wo waren Sie heute abend um acht Uhr?« bellte er.
    »In Lindas Wohnung«, sagte der
Komiker. »Sie rief mich eine halbe Stunde vorher an und sagte, sie wolle mich
sprechen und —«, er wies mit dem Zeigefinger auf Andrea Marco, »-das Luder sei
nicht da, wir

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