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Gespenstische Warnung

Gespenstische Warnung

Titel: Gespenstische Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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geeignet sei, verstehen Sie? Er wollte
wissen, wie ich mich bei einer gesellschaftlichen Funktion verhielte und solch
idiotisches Zeug. Vielleicht habe ich den Test nicht bestanden. Von dem
Augenblick an, als wir einander vorgestellt wurden, nahm Roger mich in
Beschlag, und das mißfiel Shelley. Wie dem auch sei, ich kann mir nicht
vorstellen, daß ich mich in die Plastikfabrik verliebt hätte oder in die Leute,
die auf all die Knöpfe drücken, damit die Ersatznachttöpfe produziert werden
oder all das andere Zeug, das heutzutage in den Läden solche Furore macht.«
    »Wenn Sie den Job bekommen hätten,
dann hätten Sie heute nachmittag keine Gelegenheit
gehabt, Ihre experimentelle Psychologie an mir auszuprobieren«, sagte ich.
    Sie lächelte zögernd. »Als ich mich
bis auf Büstenhalter und Höschen auszog und mich Ihnen an den Hals warf? Gleich
nachdem Sie gegangen waren, kam mir der häßliche Verdacht, daß Sie mich in
experimenteller Psychologie ausgestochen hatten. Ihre gewaltige Reaktion diente
doch nur dem Zweck, herauszufinden, ob es mir ernst war oder nicht?«
    »Man soll seine Feinde nie unterschätzen«
sagte ich.
    »Oder Freunde!« Ihre Augen richteten
sich fragend auf mich. »Was sind Sie, Rick? Mein Freund oder mein Feind?«
    »Dahinter bin ich bis jetzt noch nicht
gekommen«, sagte ich. »Vielleicht ist die Beziehung noch ein bißchen zu
frisch.«
    »Ich mag Sie. Vielleicht mögen Sie
auch mich. Können wir’s nicht für den Augenblick dabei belassen?«
    Sie stand auf und ging erneut zur Bar.
Aber diesmal ließ sie ihr leeres Glas dort stehen und drehte sich zu mir um.
Das Hostessgewand, das sie so sittsam vom Hals bis zu den Füßen einhüllte,
hatte vorn einen Reißverschluß . Sie zog ihn bis zum
Magen herunter auf. In ihren Augen glühte ein warmer Schimmer, während sie mich
anblickte, dann knabberte sie ein paar Sekunden lang an ihrer Unterlippe. »Ich
bin deprimiert über Linda Galens Ermordung«, sagte sie leise. »Obwohl ich sie
nie kennengelernt habe, haben wir doch zu verschiedenen Zeiten denselben
Ehemann gehabt; deshalb geht mir ihr Tod nahe. Außerdem bin ich müde, und im
Augenblick habe ich das Gefühl, die einsamste Frau auf der ganzen weiten Welt
zu sein.« Sie lächelte, und die Wärme in ihren Augen wurde zur schwelenden
Glut. »Ich glaube, Sie sind ein netter Bursche, Rick, und wir können sicher gut
zusammen schlafen. Wie wär’s damit? Keine Bindung — nichts dergleichen. Nur
zwei einsame Leute, die einander ein bißchen trösten.«
    »Fast zu jedem anderen Zeitpunkt würde
ich das für eine großartige Idee halten«, sagte ich. »Aber jetzt ist der
falsche Augenblick, außerdem bin ich nicht in der passenden Stimmung. Und ich
weiß auch, fünf Minuten nachdem ich hier weggegangen bin, wird es mir verdammt
leid tun.« Sie glitt aus den Ärmeln ihres Gewands und ließ es um ihre Knöchel
fallen. Darunter trug sie gar nichts. Zwei kontrastierende weiße Streifen
liefen horizontal um ihren gebräunten Körper. Ich blickte auf die kleinen
wohlgerundeten Brüste, auf die schmalen, aber festen Hüften und auf die
anmutigen langen schlanken Beine, während ich spürte, wie Verlangen in mir
hochstieg.
    »Sind Sie ganz sicher, daß Sie Ihre
Meinung nicht ändern?« flüsterte sie mit kehliger Stimme.
    »Ganz sicher«, murmelte ich. »Aber
glauben Sie bloß nicht, daß es einfach ist.« Ich zwang mich aufzustehen und
strebte der Tür zu.
    »Na ja —«, ihr Kichern folgte mir
hinaus auf den Korridor, »es passiert einem Mädchen sicher nicht jeden Tag, den
Beweis erbringen zu können, daß sie eine echte Rothaarige ist.«
    Auf meiner Uhr fehlten noch ein paar
Minuten an zwei Uhr morgens, als ich den Wagen erreichte, und ich fand es an
der Zeit, Schluß zu machen — sobald ich noch eine Sache erledigt hatte. Auf der
Fahrt zum Hotel überlegte ich, daß es mir nicht allzu schwer gefallen war,
Beverly Quillens Angebot von Bett und Lust
auszuschlagen. So wie sie sich verhalten hatte, war es mir mehr wie eine Art
Almosen erschienen, und der Gedanke, so etwas wie ein Sexualbettler zu sein,
sagte mir nicht sonderlich zu. Vielleicht kamen einmal andere Zeiten, aber, das
hoffte ich aufrichtig, möglichst vor meinem neunzigsten Lebensjahr.
    Es kostete mich eine Menge, um den
Hotelpagen dazu zu bringen, mir den Nachschlüssel zu Sam Sorels Zimmer zu
geben, ganz zu schweigen, daß ich mir dazu die Geschichte des Monats ausdenken
mußte. Ich hoffte, daß Sam sich nicht über die Extrakosten

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