Gespenstische Warnung
unser
Unternehmen angegeben. Oder Sie vielleicht sogar absichtlich auf eine falsche
Spur gelenkt. Ich weiß, wie oft so etwas in unserer Branche geschieht.«
»Und wie geht es Mr. Hugill?« fragte
ich voller Wärme.
»Mr. Hugill?« Seine Stimme klang
überaus milde. »Ich glaube, ich verstehe nicht recht.«
»Ihr stiller Teilhaber, Mr. Hugill«,
sagte ich. »Der ebenfalls ein Freund meines Auftraggebers und seiner
persönlichen Managerin, Sonia Mayer, ist.«
»Oh — wirklich?« Er zündete ein neues
Streichholz an, vergaß aber, seine Pfeife daranzuhalten.
»Lieutenant Santana ist mit den
Ermittlungen des Mordfalls beauftragt«, sagte ich. »Wenn ich ihm erzähle, Sie
hätten aller Wahrscheinlichkeit nach einen vertraulichen Bericht über Sorels
Exfrauen in ihrem Büro herumliegen, dann wird er dem sofort nachgehen.« Ich
schüttelte betrübt den Kopf. »Dieser Santana. Der typische Missouri-Mann. Er
wird Ihnen einfach nicht glauben, Mr. Barre.« Ich zuckte mitfühlend die
Schultern. »Aber schließlich wollen Sie ja wohl keine Scherereien mit der
Polizei haben?«
Er klopfte den frischen Tabak aus dem
Pfeifenkopf in einen Messingaschenbecher und begann ihn mit neuem frischem
Tabak wieder zu füllen. Wenn ihm die Idee von der Verschwendungssucht der
modernen Gesellschaft zusagte, so war seinem Gesicht jedenfalls nichts
anzumerken. Dann räusperte er sich sachte. »Roger sagte, wenn Sie in diesem
Büro auftauchten, dann würde das beweisen, daß Sie nicht ganz der — äh — Idiot
seien, für den er Sie gestern abend gehalten habe. Er hat zudem gesagt, er
wolle Sie heute abend um elf bei sich zu Hause sprechen.«
»Das ist wirklich phantastisch von
ihm, daß er sich Zeit für einen Idioten wie mich nimmt«, knurrte ich. »Haben
Sie was dagegen, wenn ich von hier aus mit dem Lieutenant telefoniere?«
»Lassen Sie mir bitte zuerst ein paar
Minuten Zeit.« Er öffnete die oberste Schublade seines Schreibtischs, nahm
einen Schnellhefter heraus und legte ihn vor sich hin. »Das ist ein Bericht von
einem unserer besten Mitarbeiter — man könnte sagen, er ist ein Genie auf dem
Gebiet der Beschattung anderer Leute. Einige seiner Kollegen behaupten, er
könne sich unsichtbar machen. Ich halte das natürlich für übertrieben, aber
nicht sehr.« Er schlug den Schnellhefter auf und blätterte die ersten Seiten
durch. »Hier ist es. Ich beschränke mich auf die wesentlichen Details: Der
Betreffende verließ das Restaurant um zwanzig Uhr zehn, fuhr nach Westhollywood
— und so weiter. Betrat das Appartementgebäude durch den Lieferanteneingang um
zwanzig Uhr achtundzwanzig. Der Betreffende verließ das Gebäude auf demselben
Weg um zwanzig Uhr zweiundvierzig.« Er schloß den Schnellhefter und lächelte
mich flüchtig und mitleidig an. »Alle Details sind hier, Mr. Holman. Wollen Sie
nach wie vor Lieutenant Santana anrufen?«
»Sie ließen mich gestern abend durch
einen Ihrer Angestellten verfolgen?« Ich verschluckte mich beinahe, als mir die
Tragweite dieser Tatsache klar wurde. »Und ich habe den Kerl nicht bemerkt!«
»Wie gesagt«, Barre gab sich alle
Mühe, nicht selbstzufrieden dreinzusehen, »er ist nahezu ein Genie, wenn es
sich darum handelt, Leute zu beschatten. Natürlich kannte er Ihren Ruf, bevor
er den Auftrag übernahm. Ich begreife, daß er das durchaus als Herausforderung
empfand.«
Es hatte keinen Zweck, meine
Verblüffung verbergen zu wollen, sie war zu offensichtlich. »Dann sind wir also
quitt?« knurrte ich. »Wenn ich Santana von dem Bericht über Sorels Exfrauen
erzähle, dann werden Sie ihm sicher den Bericht Ihres Detektivs über das, was
ich gestern abend unternommen habe, vorweisen?«
»So ungefähr, denke ich.«
»Ich finde, Sie sollten mich Ihrem
genialen Detektiv vorstellen«, sagte ich verbittert. »Wir können im selben
Wagen fahren und seine Unkosten einsparen, nun, da ich weiß, daß er mir die
ganze Zeit auf den Fersen sein wird.«
»Sie werden wissen, daß er da ist —
wenn Sie ihn sehen. Vielleicht — nur vielleicht — wird Roger seine Dienste
jetzt nicht mehr für notwendig halten.«
»Sie meinen, weil er etwas gegen mich
in der Hand hat.«
Er nickte ruhig. »Andererseits —
werden Sie nicht zu sorglos. Ich bin überzeugt, Sie haben mehr als eine Sünde
begangen, die entdeckt werden kann.«
»Zahlen Sie mir zehn Cent pro Stück,
und ich gebe Ihnen die Liste«, knurrte ich. »Na ja, es war kein Vergnügen, mich
mit Ihnen zu unterhalten, Mr. Barre.«
»Ich muß
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