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Gespenstische Warnung

Gespenstische Warnung

Titel: Gespenstische Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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bestand, verbunden durch zwei dünne Seidenbänder an
jeder Rundung ihrer Hüften. Beide Wangen flammten blutrot, was eine Erklärung
für die klatschenden Geräusche bildete, die ich gehört hatte. Graham stand ihr
gegenüber, den Rücken mir zugewandt, als ich ins Zimmer trat.
    »Du wirst deinen Mund halten«, zischte
er. »Verstanden? Du erzählst Holman gar nichts. Du wirst überhaupt nicht da
sein, wenn er zurückkommt. Zieh für die Nacht irgendwohin — aber bleib von hier
weg.«
    »Du billiger Drecksack!« fauchte sie
zurück. »Für wen hältst du dich eigentlich — mich so zu behandeln? Ich werde
mit Holman genau das tun, was ich will.«
    »Erzähl ihm das Allergeringste, Baby«,
sagte er mit leiser Stimme, »und ich werde dein Gesicht so zurichten, daß du jedesmal , wenn du in den Spiegel schaust, einen
Nervenzusammenbruch kriegst!«
    »Aber Harv«, bemerkte ich
vorwurfsvoll, »was würde Ihre Mutter dazu sagen?«
    Er erstarrte kurz, so wie ich gehofft
hatte. Ich verschränkte die Hände ineinander, drehte mich schnell auf einem Fuß
um und knallte ihm beide Fäuste in die Gegend der rechten Niere, mein gesamtes
Gewicht in den Schlag legend. Einen atemlosen Augenblick lang geschah gar
nichts, dann sackte er langsam auf die Knie. Jackie Slater nahm die Gelegenheit
wahr, um zu beweisen, daß sie ein sportlicher Typ sei, und schlug ihm mit dem
Handrücken rechts und links ins Gesicht. Sein Kopf wurde dadurch ein bißchen
erschüttert, aber das war alles. Ich trat vorsichtig vor ihn hin, bis ich sein
Gesicht sah, danach machte ich mir keine Sorgen mehr. Seine Haut war eine graue
Wüstenlandschaft, und selbst die Handrückenschläge des Starlets hatten keine
Farbe mehr hineingebracht. Seine Kiefer waren gegeneinander verkrampft, und
seine Lippen zogen sich von den Zähnen zu einer starren Schmerzensgrimasse
zurück. Ich schätzte, daß es ein paar Minuten dauern würde, bevor er etwas
unternehmen konnte, und selbst dann würde es vermutlich nur zu einem kleinen
Schrei reichen. Aber nach wie vor bildete er ein Problem, denn er war
offensichtlich nicht in der Lage, aus eigener Kraft das Zimmer zu verlassen,
und es hätte zweier Holmans bedurft, ihn
hinauszuwerfen.
    »Jackie«, sagte ich zu der
Silberblonden, »wie wär’s, wenn Sie ein paar Kleidungsstücke anlegten und wir
irgendwo gemeinsam was trinken würden?«
    »Klar, Rick.« Sie blickte mich
liebevoll an. »Sie haben Harv, weiß der Himmel, das verpaßt, was er verdient
hat.« Ihre Augenwimpern klappten herausfordernd. »Ich wette, Sie kennen Ihre
eigene Stärke nicht!«
    »Ich kenne sie«, sagte ich. »Deshalb
habe ich von hinten zugeschlagen, als er gerade nicht hergesehen hat. Wie
steht’s mit den Klamotten?«
    »Ja, klar!« Es gab einen plötzlichen
dumpfen Aufschlag, als Graham vornüber aufs Gesicht fiel und ausgestreckt
liegenblieb. Bevor Jackie dem Einbauschrank zustrebte, krönte sie den Vorfall
dadurch, daß sie ihn in die Rippen trat, wobei sie sich schmerzlich die nackten
Zehen anstieß. Zwei Minuten später war sie bereit, der Welt gegenüberzutreten,
wobei sie eine hautenge kanariengelbe Hose und eine gemusterte Seidenbluse von
den Farben eines tropischen Sonnenuntergangs trug. Im letzten Augenblick fügte
sie dem Ganzen noch das wesentliche Requisit eines Starlets hinzu — eine
riesige Sonnenbrille mit blauen Gläsern. Los Angeles mußte der einzige Ort der
Welt sein, so philosophierte ich schweigend, in dem die Trägerin einer solchen
Aufmachung mühelos in der Menge unterging.
    Graham stieß ein lautes Ächzen aus,
als wir die Tür erreichten. Ich blickte über die Schulter zurück und sah, daß
er ein bißchen zuckte; vermutlich hatte er später am Abend, wenn seine Mutter
anrufen würde, keinerlei Schwierigkeiten, die Frage: »Was gibt’s Neues?« zu
beantworten. Eine pulverisierte Niere reichte für einen einstündigen Monolog
aus.
    Eine einfache Schlußfolgerung brachte
mir die Erkenntnis, daß der beste Ort für einen ruhigen Drink und eine
Unterhaltung mit Jackie Slater das Holmansche Heim sei, und so fuhr ich
geradewegs nach Hause. Dort strebte ich sofort der Bar zu, während Jackie im
Wohnzimmer umherschlenderte und Ausstattung und Mobiliar mit so großem
Interesse begutachtete, daß sie sogar die Brille abnahm. Dann, nach erfolgter
Inspektion, ließ sie sich auf die Couch fallen und seufzte tief auf.
    »Na, das hat Harv gutgetan, so mit dem einen hinterhältigen Schlag!«
    »Geht es Ihnen nahe?« fragte

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