Gespielin des Feuers: Roman (German Edition)
irgendwas an ihm machte sie rappelig und erhitzte sie, als wäre sie von einem ungeheuerlichen Fieber erfasst worden. Sogar in den Mund hatte sie seinen Schwanz genommen, was sie niemals mit einem Sub tat. Und angesichts seiner Masturbation hatte sie ihre ganze Disziplin aufbieten müssen, um sich nicht selbst zu berühren.
Nicht für alle ihre Kunden – männliche wie weibliche – war ein Orgasmus das Ziel. Viele wollten einfach nur beherrscht werden, einem Teil ihres Wesens nachgeben, der gewisse Freuden ersehnte. Andere wiederum brauchten die Erlösung, und meistens verschaffte sie ihnen Höhepunkte, ohne ihre Genitalien zu berühren.
Sich selber befriedigte sie sehr oft, indem sie einen Sub züchtigte. Nur selten gestattete sie ihren Kunden, sie zu beglücken, mit ihren Zungen oder Schwänzen. Das ließ sie nur zu, wenn sie gefesselt und hilflos waren.
Sonderbar … Trotz der Handschellen und der nach oben gestreckten Arme, trotz der Pose eines gebundenen Jagdwilds hatte Trance kein bisschen hilflos gewirkt. Sein Blick verführte sie, seine Stimme, geschmeidig wie Cognac und noch viel intensiver, berauschte sie. Und sein Körper, ganz harte Muskelkraft und seidige Haut, hatte ihr den Atem geraubt.
Da war etwas an ihm, eine Art sinnlicher Verheißung, und er trug sie wie man einen Handschuh trägt. Am nächsten Morgen würde sie ihn zwingen, dieses Versprechen zu halten. Gewiss, noch nie zuvor hatte sie zweimal mit demselben Kunden gespielt. Aber an diesem Abend war sie schließlich mit dem Amüsement nicht ans Ende gekommen. Und es drängte sie geradezu unwiderstehlich, ihn wieder zwischen die Finger zu kriegen – und mit ihren Spielsachen zu traktieren.
Sie hob ihr Gesicht und roch in die Nachtluft, etwas, das sie instinktiv tat, und das von ihrer Kindheit in den Bergen herrührte. Später, in Itors Gefangenschaft, hatte sie die Gewohnheit beibehalten. Sie musste die Personen wittern und identifizieren, die sich ihrer Gefängniszelle näherten. Nur auf diese Weise hatte sie sich seelisch auf das Grauen vorbereiten können, das sie ihr zumuten würden.
Jetzt nahm sie nichts wahr außer dem schwachen Geruch alten Fetts von einem Fish-and-Chips-Kiosk an der Ecke und dem üblichen Gestank von Urin und Erbrochenem in der Gasse hinter dem Club. Sie wandte sich zur Straße, wo kurz nach Mitternacht immer noch zahlreiche Autos vorbeibrausten und Pub-Besucher dahinschlenderten.
»Herrin?« Ein Mann trat aus dem Schatten des Eingangs, der ins Gebäude neben dem Club führte, und versperrte ihr den Weg.
Verkniffen lächelte sie ihn an. Sie kannte ihn vom Club her. Einmal hatte sie mit ihm gespielt, vor mehreren Wochen. Seither erschien er jeden Abend im The Dungeon und versuchte sie dazu zu bringen, dass sie ihn wieder knechtete. Als Sub hatte er ganz gut getaugt und den groben, demütigenden Stil bevorzugt, was das Tier in ihr ja am meisten erregte. Aber es war sein säuerlicher Geruch, den sie abstoßend fand. Mit ihm hatte sie nur ihr Dominanzbedürfnis gestillt und keinen Sex genossen. Nur irgendwie machte er sie nervös, was nur wenige Leute schafften.
»Außerhalb des Clubs pflege ich keine gesellschaftlichen Kontakte«, erklärte sie und wollte an ihm vorbeigehen.
Da trat er ihr erneut in den Weg. »Ich habe versucht, in der Bar mit dir zu reden. Bitte, Herrin, ich brauche dich.«
Kalte Angst hüllte sie ein, wie ein Leichentuch. Oft genug sah sie sich mit Verrückten konfrontiert. Im Allgemeinen waren sie leicht unter Kontrolle zu halten, solange sie im Domina-Modus blieb. Aber dieser Mann – Robert – kam ihr nicht wie ein harmloser Irrer vor. Stattdessen schien er am Rand eines gefährlichen Abgrunds zu schwanken.
»Tut mir leid, Robert, ich kann dir nicht helfen.«
Ohne ein weiteres Wort umklammerte er ihren Oberarm, zerrte sie gewaltsam zur Seitenwand des Clubs und warf sie dagegen. Ihr Kopf prallte gegen die Ziegel, und sekundenlang war sie wie betäubt von einem heftigen Schmerz. Robert hielt sie mit seinem schweren Körper gefangen, seine Hand packte ihren Hals, Panik stieg in ihr auf. Wie rasend pochte ihr Herz, in ihren Ohren rauschte das Blut.
Mühelos konnte sie die Situation meistern, wenn sie nur der Bestie in ihrem Innern die Zügel schießen ließ. Die würde Robert in Stücke reißen, doch damit wäre es nicht getan. Wie viele Unschuldige würde sie töten, bevor sie die Kontrolle zurückgewann?
»So sehr liebe ich dich, Herrin«, ächzte er. Seine Zähne zerkratzten ihre Wange.
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