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Gesponnen aus Gefuehlen

Gesponnen aus Gefuehlen

Titel: Gesponnen aus Gefuehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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fahren. Ich soll dort meine Braut kennenlernen.«
    »Dir hat er auch jemanden ausgesucht?«, fragte Lucy.
    »Offensichtlich. Ein Zeichen, dass er mir nicht mehr vertraut. Er will einen neuen Erben.« Nathans Stimme klang eisig. Wenn Lucy noch den Funken eines Zweifels gehabt hatte, so war sie jetzt sicher, dass Batiste de Tremaine seinen Enkel verloren hatte. Das bedeutete, dass nicht nur sie, sondern auch er in Lebensgefahr war. Sie mussten so schnell wie möglich fort.
    Sie begleitete ihn in den Flur. »Sei vorsichtig«, bat sie ihn. Lass dir nichts anmerken. Tu einfach, was er sagt, hörst du? Die Bücher verstehen das. Sie werden es spüren. Es wird nicht lange dauern.«
    Nathan sah sie abwartend an.
    Lucy wünschte, dass er sie in den Arm nahm. Aber er betrachtete sie nur. Sie machte einen Schritt auf ihn zu.
    »Wenn du meinst«, sagte er und wandte sich abrupt ab.
    Er verschwand durch die Tür und seine Umrisse verschmolzen mit der Dunkelheit. Kurze Zeit später sah Lucy einen winzigen Lichtschimmer an seinem Fenster aufblitzen.

 
    Beim Lesen lässt sich vortrefflich denken.
     
    Leo Tolstoi

17. Kapitel
     
    In derselben Nacht schrieb Lucy eine SMS an ihre Freunde. Sie würde ihre Hilfe brauchen. Sie mussten Batiste fortlocken. Nathan und sie benötigten ein bisschen Vorsprung, um zu entkommen. Solange Batiste und seine Hunde auf dem Anwesen waren, würde das nicht gelingen.
    Der nächste Tag verstrich im Schneckentempo. Jules hatte versprochen, sich zu melden, wenn sie ungestört war. Außerdem schob Lucy den Anruf bei Miss Olive vor sich her. Sie fürchtete sich vor ihren Vorwürfen. Ob sie sie überzeugen konnte, dass es richtig war, Nathan zu vertrauen? Sie brauchte Informationen. Sicher konnte die Archivarin ihnen mehr über das Vermächtnis der Hüterinnen erzählen. Doch wenn sie Nathan nicht traute, würde sie dies kaum tun. Überhaupt Nathan … Er war seltsam distanziert gestern gewesen. Oder hatte sie sich das nur eingebildet? Bestimmt war er nur wütend auf sie, weil sie nicht das getan hatte, was er verlangt hatte. Trotzdem hätte er sie einmal in den Arm nehmen können.
    Das Telefon klingelte. »Lucy«, klang Jules’ Stimme ihr entgegen. »Bist du es?«
    »Jules, ich bin so froh, dich zu hören. Wir brauchen eure Hilfe.«
    »Hast du Nathan gefunden? Wo bist du?«
    »Wir sind auf dem Landsitz in Cornwall und müssen so schnell wie möglich fort. Ihr müsst Batiste weglocken. Meinst du, ihr kriegt das hin?«
    Jules überlegte. »Wenn er denkt, dass du zurück in London bist, kommt er vielleicht her. Ich bespreche das mit Colin und Marie und rufe dich in spätestens einer Stunde wieder an. Okay?«
    »Danke. Jules. Ich wüsste nicht, was ich ohne euch machen sollte. Und passt auf euch auf, ja?«
    »Machen wir, keine Sorge.«
    Lucy legte auf und das Warten begann aufs Neue.
    Die Untätigkeit machte sie nervös. Also beschloss sie, den Anruf an Miss Olive hinter sich zu bringen.
    Diesmal erreichte sie sie sofort. Es schien, als habe die Archivarin nur darauf gewartet, dass sie anrief.
    »Wo bist du, Lucy?«, fragte sie und ihre Stimme klang erleichtert.
    »Ich bin auf dem Landsitz der de Tremaines«, antwortete Lucy. »Aber keine Angst. Ich habe mich gut versteckt.«
    Miss Olive stöhnte auf. »Du musst aufpassen. Er darf dich nicht entdecken. Wenn er dich in seine Finger bekommt, bist du verloren. Du musst nicht nur um deinetwillen vorsichtig sein. Die Bücher rechnen damit, dass du sie befreist.«
    »Ich weiß, und deshalb bin ich hier. Die Bücher werden auf dem Grundstück versteckt. Es gibt eine Bibliothek, in der der Bund sie verwahrt. Leider kann ich den Zugang nicht öffnen.«
    »Weißt du, wo der Zugang ist?«, fragte Miss Olive.
    »Nein, aber Nathan. Das nützt uns nichts, solange wir nicht hineinkommen. Und selbst wenn wir das schafften, wüsste ich nicht, was ich tun soll. Ich hatte gehofft, dass Sie mir helfen können.«
    Miss Olive schwieg eine Weile, bevor sie zögernd sagte: »Ich fliege morgen zurück. Ich bin hier fertig. Wie müssen uns sehen.«
    »Sagt Ihnen das Vermächtnis der Hüterinnen etwas?«, platzte es aus Lucy heraus.
    Am anderen Ende der Leitung wurde es totenstill. »Ja, das sagt mir durchaus etwas. Ich suche schon sehr lange nach dem Buch. Beinahe solange ich denken kann.«
    Lucy hielt den Atem an.
    »Es gibt nur eine Handvoll Menschen, die je von dem Buch gehört haben. Woher weißt du davon?«
    »Die Bücher haben es mir erzählt«, antwortete Lucy. »Sie haben

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