Gespräche mit Gott - Band 1
nicht erfahren – habt noch keinen Weg dorthin gefunden –, was ihr nicht wißt, und ihr wißt nicht, was ihr noch nicht erfahren habt.
Erleuchtung verlangt von euch, etwas zu wissen, was ihr nicht erfahren habt, und es somit zu erfahren. Wissen öffnet die Tür zur Erfahrung – und ihr stellt euch vor, daß es andersherum ist.
Tatsächlich wißt ihr sehr viel mehr, als ihr erfahren habt.
Ihr wißt einfach nicht, daß ihr wißt.
Ihr wißt zum Beispiel, daß ein Gott existiert. Aber unter Umständen wißt ihr nicht, daß ihr dies wißt. Also wartet ihr weiterhin auf die Erfahrung. Doch die ganze Zeit über habt ihr sie schon. Ihr habt sie, ohne es zu wissen – was damit gleichbedeutend ist, sie gar nicht zu haben.
Jetzt bewegen wir uns aber im Kreis.
J A. UND STATT ständig im Kreis herumzugehen, sollten wir vielleicht der Kreis selbst sein. Dies muß kein Teufelskreis sein. Es kann ein sublimer Kreis sein.
Gehört Entsagung zu einem wahrhaft spirituellen Leben?
J A, WEIL LETZTLICH jeglicher reine Geist dem entsagt, was nicht wirklich ist; und nichts im Leben, das ihr führt, ist wirklich – außer eurer Beziehung zu mir. Doch die Entsagung im klassischen Sinn von Selbstverleugnung ist nicht erforderlich.
Ein wahrer Meister »gibt nicht irgend etwas auf«. Er legt es nur beiseite, wie er mit allem verfahren würde, das er nicht länger brauchen kann.
Da gibt es jene, die sagen, daß ihr alle eure Begierden und Wünsche überwinden müßt. Ich sage, ihr müßt sie einfach ändern. Erstere Praxis nimmt sich wie eine rigorose Disziplin aus, die zweite ist eine freudvolle Übung.
Da gibt es jene, die sagen, daß ihr alle irdischen Leidenschaften überwinden müßt, um Gott zu erkennen. Doch es reicht aus, sie zu verstehen und zu akzeptieren. Etwas, dem ihr euch widersetzt, das bleibt bestehen. Das, was ihr anschaut, das verschwindet.
Diejenigen, die ernsthaft versuchen, alle irdischen Leidenschaften zu überwinden, arbeiten oft so hart daran, daß man sagen könnte, dies sei zu ihrer Leidenschaft geworden.
Sie leben in einer »Leidenschaft für Gott«; einer Leidenschaft, ihn zu erfahren. Aber Leidenschaft ist Leidenschaft, die nicht dadurch ausgelöscht wird, daß ihr die eine durch die andere ersetzt.
Deshalb sollt ihr nicht über das richten, wofür ihr eine Leidenschaft empfindet. Nehmt es lediglich zur Kenntnis und schaut euch dann an, ob es euch gemessen an dem, wer und was ihr zu sein wünscht, dienlich ist.
Denkt daran, daß ihr euch ständig selbst erschafft. Ihr entscheidet in jedem Moment, wer und was ihr seid. Ihr entscheidet das weitgehend durch die Wahl, die ihr hinsichtlich derjenigen und jener Dinge trefft, für die ihr eine Leidenschaft verspürt.
Oft sieht es so aus, als hätte eine Person, die sich auf dem sogenannten spirituellen Weg befindet, aller irdischen Leidenschaften entsagt, allem menschlichen Begehren. Doch sie verstand zwar, erkannte die Illusion und legte die ihr nicht dienlichen Leidenschaften ab, liebt aber weiterhin die Illusion für das, was sie ihr gab: die Chance, völlig frei zu sein.
Leidenschaft ist die Liebe, das Sein in Handlung zu verwandeln. Sie treibt die Maschine der Schöpfung an. Sie verwandelt Vorstellungen in Erfahrung.
Leidenschaft ist das Feuer, das uns beflügelt, dem Ausdruck zu geben, wer wir wirklich sind. Verweigere dich nie der Leidenschaft, denn das heißt, dich dem verweigern, wer-du-bist und wer-du-wirklich-sein-willst.
Entsagung verwehrt sich nie der Leidenschaft – Entsagung verweigert sich einfach dem Anhaften an Resultaten. Leidenschaft ist eine Liebe zum Tun. Tun ist erfahrenes Sein.
Doch was wird oft als Bestandteil des Tuns erschaffen? Erwartung.
Dein Leben ohne Erwartung zu leben – ohne Bedürfnis nach bestimmten Resultaten –, das ist Freiheit. Das ist Göttlichkeit. Das ist, wie ich lebe.
Du bist nicht irgendwelchen Resultaten verhaftet?
A BSOLUT NICHT. MEINE Freude liegt im Erschaffen, nicht in den Nachwirkungen. Entsagung ist nicht die Entscheidung, sich dem Handeln zu verweigern. Entsagung ist eine Entscheidung, sich dem Bedürfnis nach einem bestimmten Resultat zu verweigern. Das ist ein riesengroßer Unterschied.
Könntest du erklären, was du mit der Aussage meinst: »Leidenschaft ist die Liebe, das Sein in Handlung zu verwandeln«?
D AS REINE SEIN ist die höchste Daseinsform von Existenz, reinste Essenz. Es ist der »Jetzt-/Nicht-Jetzt-«, der »Alles-/Nicht-Alles-«, der »Immer-/Niemals«-Aspekt
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