Gespräche mit Gott - Band 3
und Schwangerschaft aufgeklärt und darüber, daß sie die Kinder, die sie bekommen, auch aufziehen müssen. Nun haben sie einen neuen Grund für ihr Gefühl, daß das Ausleben von Sexualität »Unrecht« ist – und der Kreis schließt sich.
Das hat in eurer Gesellschaft zu Verwirrung und einer ganzen Menge Chaos geführt – was immer die Folge ist, wenn man der Natur ins Handwerk pfuscht.
Ihr habt sexuelle Verstörtheit, Unterdrückung und Scham geschaffen – was zu sexueller Hemmung, Störung und Gewalt geführt hat.
Ihr werdet immer in Dingen gehemmt sein, die euch peinlich sind und in Verlegenheit bringen; ihr werdet immer da verhaltensgestört sein, wo ihr etwas unterdrückt; und ihr werdet immer mit aggressiven Handlungen dagegen protestieren, daß ihr bei etwas Scham empfinden sollt, bei dem ihr, wie ihr in eurern Herzen wißt, nie Scham empfinden solltet.
Dann war Freud auf der richtigen Spur, als er sagte, daß sehr viel von dem Ärger und der Wut, die Menschen empfinden, mit der Sexualität zu tun haben könnten. Tief sitzende Wut darüber, daß man grundlegende und natürliche physische Instinkte, Interessen und Triebe unterdrücken muß.
M EHR ALS EINER eurer Psychiater hat sich dahingehend geäußert. Der Mensch ist wütend, weil er weiß, daß er sich nicht einer Sache schämen sollte, die sich so gut anfühlt – und doch empfindet er Scham und Schuldgefühle.
Erst wird der Mensch wütend auf das Selbst, weil er sich so gut bei etwas fühlt, das ganz offensichtlich »schlecht« sein soll.
Dann, wenn er endlich merkt, daß er getäuscht wurde – daß die Sexualität ein wunderbarer, ehrenhafter und glorioser Bestandteil der menschlichen Erfahrung sein sollte –, wird er wütend auf andere: auf die Eltern, weil sie ihn unterdrückt haben; auf die Religion, weil sie ihn Scham empfinden ließ; auf die Angehörigen des anderen Geschlechts, weil sie ihn herausforderten; auf die ganze Gesellschaft, weil sie Kontrolle über ihn ausgeübt hat.
Schließlich wird er wütend auf sich selbst, weil er sich von all dem hat hemmen lassen.
Viel von dieser unterdrückten Wut floß in der Gesellschaft, in der du jetzt lebst, in den Aufbau von verzerrten moralischen Wertvorstellungen. Es ist eine Gesellschaft, die mit Monumenten, Statuen, Gedenkbriefmarken, Filmen, Bildern und TV-Programmen einige der häßlichsten Gewaltakte der Welt glorifiziert und ehrt, aber einige der schönsten Liebesakte der Welt verbirgt – oder schlimmer noch, herabwürdigt.
Und all das – alles das – entstand durch einen einzigen Gedanken: Die, die die Kinder bekommen, sollen auch allein die Verantwortung dafür tragen, daß sie aufgezogen werden.
Aber wenn die Leute, die die Kinder haben, nicht für deren Erziehung verantwortlich sind, wer ist es dann?
D IE GANZE GEMEINSCHAFT. Wobei den Älteren eine besondere Bedeutung zukommt.
Den Älteren?
B EI DEN FORTGESCHRITTENSTEN Völkern und Gesellschaften ziehen die Älteren die Nachkommenschaft auf, ernähren sie, bilden sie aus und geben ihre Weisheit, Lehren und Traditionen an sie weiter. Ich werde später, wenn wir über einige dieser fortgeschrittenen Zivilisationen sprechen, noch einmal darauf zurückkommen.
In den Gesellschaften, in denen es nicht als »Unrecht« angesehen wird, wenn man in jungen Jahren Kinder bekommt – weil die Stammesältesten sie aufziehen und somit nicht das Gefühl von überwältigender Bürde und Verantwortung entsteht –, kennt man keine sexuelle Unterdrückung und auch keine Vergewaltigungen, Perversionen und soziosexuelle Störungen.
Gibt es solche Gesellschaften auf unserem Planeten?
J A, OBWOHL SIE mehr oder weniger verschwunden sind. Ihr wart bestrebt, sie auszurotten, sie zu integrieren, weil ihr sie für ungesittet und unzivilisiert gehalten habt. In euren sogenannten zivilisierten Gesellschaften werden Kinder (wie auch Ehefrauen und Ehemänner) als Eigentum, als persönlicher Besitz betrachtet, und deshalb müssen die, die die Kinder bekommen, sie auch aufziehen, weil sie sich um ihr »Eigentum« zu kümmern haben.
Dieser Grundgedanke, daß Ehegatten und Kinder ein persönlicher Besitz sind, liegt vielen Problemen eurer Gesellschaft zugrunde.
Wir werden dieses Besitzdenken später untersuchen, wenn wir über die Lebensführung hochentwickelter Wesen sprechen.
Doch zurück zu der Erziehung von Kindern. Welche Menschen sind dann, wenn sie körperlich in der Lage sind, Kinder zur Welt zu bringen, auch emotional wirklich so weit
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