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Gesprengte Ketten

Gesprengte Ketten

Titel: Gesprengte Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Stein
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Schlafzimmertür hinter sich.
    Die junge Frau legte sich in ihr Bett. Mit hinter dem Kopf verschränkten Händen starrte sie in die Dunkelheit. Sie fragte sich, ob sie es wirklich wagen konnte, den Sonntag mit Jannic zu verbringen.
    * * *
    Am nächsten Morgen riss der Wecker Julian Marquard unbarmherzig aus tiefem Schlaf. Nach dem nächtlichen Besuch bei den Ravens war er wieder zu Bett gegangen, hatte jedoch eine Stunde später erneut einen Krankenbesuch machen müssen. Verschlafen blickte er zur Uhr. Erschrocken sah er, dass der Wecker eine halbe Stunde später geklingelt hatte als gewöhnlich. Er drehte sich zur anderen Seite. Seine Frau lag nicht mehr im Bett.
    Noch ein paar Minuten, dachte Julian und wollte die Augen schließen, nur mit äußerster Beherrschung gelang es ihm, diesem Wunsch zu widerstehen. Er richtete sich auf und schwang die Be ine über den Bettrand.
    An diesem Morgen wurde er nicht wie gewöhnlich von Amos begrüßt. "Amos!", rief er die Treppe hinunter und erwartete, dass Tapsen seines Hundes zu hören, doch es blieb ruhig.
    "Papa!"
    Dr. Marquard betrat das Zimmer seiner ältesten Tochter. S ophie saß in ihrem Bett und sah ihn flehend an. "Was ist denn, Liebes?" Er setzte sich zu ihr.
    Sophie schmiegte sich an ihn. "Ich kann heute nicht zur Schule gehen", sagte sie. "Ich bin krank."
    Der Arzt fühlte die Stirn seiner Tochter. Fieber hatte sie nicht! "Tut dir etwas weh?"
    "Alles tut mir weh" behauptete Sophie. "Und mein Kopf tut mir ganz arg weh."
    "Mach mal den Mund auf und strecke die Zunge heraus."
    "Manchmal tut der Hals auch weh, wenn man es nicht sehen kann", behauptete Sophie und öffnete den Mund.
    Marie Lara tapste barfuss in das Zimmer ihrer Schwester. "Ich bin auch krank, Papa", erklärte sie und versuchte, auf seinen Schoß zu klettern.
    Unten ging die Haustür. Amos jagte die Treppe hinauf. Klä ffend baute er sich vor Julian auf.
    "Er will dir bestimmt erzählen, dass wir unterwegs eine nette Hundedame getroffen haben", sagte Laura Marquard und küsste ihren Mann auf die Stirn. "Ich habe dich absichtlich länger schl afen lassen."
    "Lieb von dir."
    "So bin ich nun einmal", erklärte Laura vergnügt. "Ich gehe nach unten und setze Kaffeewasser auf." Sie wandte sich an ihre Töchter: "Und ihr macht, dass ihr aus den Betten kommt."
    "Ich bin krank, Mama", sagte Sophie und nickte bestätigend.
    "Ich auch", kam es von Marie Lara. Sie schlang die Arme um den Nacken ihres Vaters.
    "Von wegen krank", meinte Laura. "Lass dir von den Kindern nichts einreden, Julian. Sophie muss heute in der Schule ein G edicht aufsagen und davor will sie sich nur drücken." Sie hob Marie Lara von Schoß ihres Mannes und gab ihr einen liebevollen Stups. "Ab mit dir ins Bad!"
    "Immer auf die Kleinen", maulte Marie Lara und zog ab.
    "Und nun zu dir, mein Fräulein", wandte sich Laura an ihre Älteste. "Wir haben dein Gedicht gestern geübt und du kannst es ganz wunderbar aufsagen. Wenn ich du wäre, würde ich mich nicht im Bett verstecken, sondern den anderen Kindern zeigen, wie man ein Gedicht aufsagt."
    "Und wenn ich den Text vergesse, Mama?"
    "Den wirst du gewiss nicht vergessen, Sophie."
    Julian Marquard stand vom Bett seiner Tochter auf. "Geh dich waschen, Sophie. Wenn du zum Frühstück hinunter kommst, sagst du das Gedicht vor uns noch einmal auf."
    Sophie kletterte aus dem Bett. "Komm, Amos, gehen wir uns waschen." Gefolgt von Amos marschierte sie ins Bad.
    "Danke, dass du mich nicht geweckt hast, Liebling." Julian küsste seine Frau zärtlich. "Ich weiß schon, warum ich dich unb edingt heiraten wollte."
    "Damit du nicht mit ungestopften Socken herumlaufen musst", scherzte sie.
    Wenig später saßen die Marquards um den Esstisch und ließen sich das Frühstück schmecken. Sophie hatte ihr Gedicht aufgesagt und nur Lob geerntet. Sie brannte darauf, es jetzt auch in der Schule vortragen zu können. Marie Lara fütterte heimlich Amos, der unter dem Tisch lag, mit Butterbrot. Julian und Laura sprachen über eine Fahrt nach Füssen, die sie am Sonntag unternehmen wollten.
    "Meine Eltern werden zwar nicht begeistert sein, aber wir h aben ein Recht darauf, auch mal einen Sonntag ohne sie zu verbringen", meinte Laura Marquard. Sie riss damit bei ihrem Mann offene Türen ein. Er war schon lange der Meinung, dass sie nicht jeden Sonntag bei seinen Schwiegereltern essen mussten.
    "Würde es euch Spaß machen, durch ein richtiges Schloss zu gehen?", fragte er seine Töchter.
    "Wie Prinzessinnen?", erkundigte

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