Geständnis auf der Hochzeitsreise
„Die ganze Idee ist abstoßend! Sie kennt ihn kaum!“
„Was spielt das für eine Rolle? Viele Ehen sind arrangiert“, widersprach Penelope. „Und er kennt mich auch nicht. Ich dachte, er würde dir viel mehr leidtun.“
„Das stimmt“, gab Richard trocken zu. „Aber das kann nicht der einzige Ausweg sein.“
„Vermutlich nicht, aber es scheint mir der vernünftigste zu sein“, beharrte Penelope. Dann wandte sie sich an ihre Mutter. „Nun, Mama?“
„Penny, bist du ganz sicher? Bis zum vierzehnten Juli sind es nur wenige Wochen.“
„Ja, Mama. Ich bin ganz sicher.“
5. KAPITEL
Geoffrey Ffolliot hielt die Brandyflasche kopfüber an sein leeres Glas. Nur wenige Tropfen kamen heraus. Er starrte sie an, und als er in seinem vom Alkohol benebelten Verstand begriff, dass sie leer war, warf er die Flasche mit einem Fluch weg. Er schniefte vor Selbstmitleid. Niemanden kümmerte es, dass er allein in seiner Schlafkammer saß und trank. Niemand schien der Ansicht zu sein, dass er auch nur das geringste bisschen Mitgefühl verdiente, weil er so tief in Schulden geraten war. Und erst diese verflixte Penelope! Sie hatte die Situation benutzt, um ihn diesen verdammten Vertrag unterzeichnen zu lassen, der die Kontrolle über den Besitz an einen Treuhänder übergab! Zur Hölle mit ihr!
Er stöhnte, als er sich daran erinnerte, dass morgen ihr Hochzeitstag war. Er musste sie dem Bräutigam übergeben, oder? Ach, was fühlte er sich elend! Aber wenigstens war sie dann aus dem Haus. Gute Sache! Ha! Vielleicht würde Darleston sie Respekt lehren! Geoffrey hielt sich für einen Moment an diesem Gedanken fest. Besser wäre natürlich Jack Frobisher gewesen. Er hätte gewusst, wie man mit dem Mädchen umgehen musste. Er würde ihren Willen brechen wie bei einem rebellischen Fohlen. Aber es war nicht Jack, es war Darleston!
Die Erinnerung an den verächtlichen Blick aus den braunen Augen, der ihn bei jenem Ball in Bellingham House getroffen hatte, ließ ihn erschauern. Wenn er den beiden gegenübertreten sollte, brauchte er noch mehr Brandy. Himmel, wo war nur die Flasche? Er hatte sie ausgetrunken, oder? Er sollte nach einer anderen läuten. Nein! Der alte Tinson würde ihm wahrscheinlich gar keine bringen! Er sollte sie selbst holen! Gleich zwei. Im Keller gab es genug. Geh jetzt hinunter!
Vorsichtig erhob sich Geoffrey und stand einen Moment lang schwankend da. Dann verließ er mit unsicheren Schritten das Zimmer. Zum Glück war er so geistesabwesend, dass er vergaß, eine Kerze mitzunehmen. Anderenfalls hätte er vermutlich das ganze Haus abgebrannt. So torkelte er in Richtung Wirtschaftsräume und warf unterwegs eine ganze Reihe von Stühlen um.
Er schaffte es die Hintertreppe hinunter bis in die Küche. So, wo war jetzt die Tür zum Keller? Kichernd stieß er gegen Möbelstücke, als er versuchte, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Endlich glaubte er, die Tür gefunden zu haben, und wankte darauf zu. Mit der ausgestreckten Hand berührte er den Riegel.
Ah! Da! Die Tür war offen. Vor ihm lag vollkommene Dunkelheit. Vage dachte er daran, ein Licht mitzunehmen, doch dann fiel ihm Penelope ein. Er brauchte keine Beleuchtung. Wenn das dumme Mädchen das konnte, dann konnte er es auch!
Er machte einen Schritt in die gähnende Finsternis hinab.
Penelope erwachte durch den Gesang der Vögel vor ihrem Schlafzimmerfenster. Sie setzte sich im Bett auf und reckte sich. In den vergangenen Wochen war sie stets früh erwacht. Die Tage waren so voller Geschäftigkeit, dass sie nur um diese Zeit nachdenken konnte, ohne unterbrochen zu werden. Nach so vielen ruhigen Jahren waren die Veränderungen mit Macht über ihr Leben hereingebrochen. In der kommenden Nacht würde nur Sarah in diesem Zimmer schlafen, das die drei Schwestern so viele Jahre lang geteilt hatten. Phoebe hatte vor einer Woche geheiratet. Heute Vormittag würde sie selbst den Earl of Darleston ehelichen.
Wirklich Sorgen bereitete ihr der Umstand, dass sie ihm sagen musste, dass sie beinahe blind war. Penelope hasste es, bemitleidet zu werden. Schon der bloße Gedanke ließ sie schaudern. Sie musste deutlich erklären, dass sie mit Gelerts Hilfe vollkommen unabhängig sein konnte, sobald sie sich in Darleston Court auskannte, das, soweit sie gehört hatte, sehr weitläufig sein sollte.
So weit war sie mit ihren Überlegungen gediehen, als Sarah, die bereits eine ganze Weile wach war, aber sie nicht stören wollte, fragte: „Penny, hast du Angst?“
Die
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