Geständnis auf der Hochzeitsreise
den nächsten Stunden war Penelope rastlos. Sie versuchte, sich auf ihre Musik zu konzentrieren, stellte aber fest, dass Händels Charme nichts war verglichen mit der Aussicht auf etwas Bewegung. Ein Ausritt wäre herrlich gewesen, sogar mit dem unvermeidlichen Führungszügel. Sie sagte sich selbst, dass sie Gelerts wegen aus dem Haus entkommen wollte. Dann aber musste sie sich eingestehen, dass sie gern Zeit mit ihrem Gemahl verbracht hätte.
Die Erinnerung an seine leidenschaftlichen Küsse am vergangenen Abend hatte ihre Ruhe gestört. Er war so sanft gewesen und doch so fordernd. Er hatte sogar gesagt, dass er sie begehrte! Sie ließ ihre Finger auf den Tasten ruhen, während sie ihren Gedanken nachhing. Was hatte sie falsch gemacht? Sie wünschte, den Mut zu haben, ihn zu fragen, aber seine Begrüßung beim Frühstück war so kühl gewesen. Weniger Zeit vergeuden! Was stimmte nicht mit dem Mann? Im einen Moment benahm er sich, als würde er sie mögen, im nächsten, als ginge sie ihm auf die Nerven.
Da kam ihr ein rebellischer Gedanke. Warum ritt sie nicht einfach ohne ihn aus? Sie musste nicht darauf warten, dass Peter Lust hatte, sie zu unterhalten. Genauso gut konnte sie einer der Reitknechte begleiten. Nachdem sie diesen Entschluss gefasst hatte, schloss sie den Deckel über den Tasten und ging sich umziehen.
Ellen war entsetzt. „Reiten? Aber Mylady, was wird der Herr sagen?“
„Der Herr“, stieß Penelope hervor, „kann von mir aus zum Teufel gehen. Bitte such mein Reitkleid.“
Ellen tat, um was sie gebeten worden war, und dachte dabei, dass ihrer Herrin wohl nichts passieren konnte, wenn sie am Zügel geführt wurde. Johnson, der Stallmeister, war sehr zuverlässig. Aber sie mochte nicht daran denken, wie der Earl reagieren würde!
Peter hatte einen geschäftigen Morgen verbracht, hatte Verbesserungen auf dem Anwesen und die Ernte für den kommenden Winter besprochen und war, zurückhaltend ausgedrückt, erschrocken über das, was sich seinen Blicken darbot, als er durch den Park auf das Haus zuritt. Seine Gemahlin saß auf seinem Lieblingspferd und trabte, begleitet vom Stallmeister und ihrem Hund, davon, der Himmel mochte wissen wohin.
Was hatte Johnson sich dabei gedacht? Peter fluchte leise, dann galoppierte er zu der kleinen Gruppe hin.
Als Johnson die Hufschläge hörte, drehte er sich um und sagte: „Mylady, wir sollten einen Moment warten. Seine Lordschaft ist zurück und kommt zu uns.“
Penelope verkniff sich eine wenig damenhafte Erwiderung und sagte nur: „Vielleicht möchte Lord Darleston sich zu uns gesellen.“
Johnson, der den finsteren Gesichtsausdruck des Earls gesehen hatte, hielt das für nicht wahrscheinlich. Er fragte sich, wie es kam, dass er sich von der Herrin zu dieser Narretei hatte überreden lassen, und ob der Herr ihn tadeln würde oder nicht.
Penelope dagegen war ruhig. Schließlich hatte er ihr nicht untersagt, eines seiner Pferde zu reiten. Allerdings kam ihr der Gedanke, dass der Bedienstete Schwierigkeiten bekommen könnte.
„Keine Sorge, Johnson. Er wird sich über mich ärgern. Ich werde ihn informieren, dass Sie nicht eben begeistert waren von meiner Idee“, sagte sie aufmunternd.
„Das weiß ich zu würdigen, Mylady.“
Peter brachte das Pferd neben seiner Gemahlin zum Stehen und sah sie an. „Was zum Teufel tust du da?“
Der Stallmeister zuckte bei dem scharfen Ton seiner Worte zusammen, doch Penelope reckte das Kinn. „Ich reite aus, Mylord. Möchten Sie mir Gesellschaft leisten? Ich glaubte, Sie wären heute Morgen anderweitig beschäftigt. Aber wenn Sie Ihre Pflichten erledigt haben und mit dem Ausritt nicht Ihre wertvolle Zeit vergeuden, würde ich mich freuen, wenn Sie sich mir anschließen.“
Er sah sie an und erhob die Stimme: „Mylady, ich glaube nicht, dass Sie ungefährdet reiten können. Bitte kehren Sie sofort zu den Stallungen zurück. Und was Sie angeht, Johnson – haben Sie den Verstand verloren?“
Penelope entgegnete verächtlich: „Mylord, ich reite, seit ich ein kleines Kind war. Wenn meine Eltern schon keinen Grund sahen, mich daran zu hindern, nachdem ich mein Augenlicht verlor, dann weiß ich nicht, warum Sie sich Sorgen um meine Sicherheit machen. Johnson befolgte nur meine Befehle, als er ein passendes Pferd sattelte und mich begleitete. Sie haben keine anders lautenden Anweisungen gegeben, also können Sie ihm keinen Vorwurf machen.“
Peter fiel keine Antwort ein, die er vor dem Stallmeister äußern
Weitere Kostenlose Bücher