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Gestaendnis im Orchideengarten

Gestaendnis im Orchideengarten

Titel: Gestaendnis im Orchideengarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Harrington
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Angebot vorliegen.“
    Mit ernstem Blick trat Leo näher. Sie blinzelte ein paar Tränen weg und wirkte ziemlich verzweifelt.
    „Ich verstehe Sie nicht. Der Ausbau wird neue Arbeitsplätze schaffen und Kingsmede zum Aufschwung verhelfen“, sagte er mit perfekt eingeübten Floskeln und sanfter Stimme, die tröstlich klingen sollte. „Es bringt mehr Gäste und damit noch mehr Umsatz, auch für Ihren Betrieb.“
    „Sie haben ja keine Ahnung, was dieser Ausbau für mich und meinen Betrieb bedeutet“, sagte sie leise und fixierte ihn mit düsterer Miene.
    Ihre Augen schienen auf einmal gar nicht braun, sondern dunkelgrün mit bernsteinfarbenen Sprenkeln. Doch er sollte sich lieber aufs Wesentliche konzentrieren.
    „Was bringt Sie denn so durcheinander?“
    Sara nickte kurz. „Okay, Mr Grainger, ich werde es Ihnen sagen. Schauen Sie sich hier einmal um. Was sehen Sie?“
    „Ein prachtvolles, riesiges altes Gewächshaus voller Orchideen.“ Er lächelte. „Und übrigens: Mein Name ist Leo.“
    Sara reckte das Kinn. „Also gut, Leo. Stimmt. Es ist prachtvoll, und ich hänge sehr daran. Dieses Gewächshaus gehört zum Wohnhaus. Die beiden anderen stehen jedoch auf dem Grund und Boden eines Nachbarn. Meine Großmutter musste vor vielen Jahren ein paar Hektar verkaufen, um das Dach des Gutshauses zu renovieren.“
    Sie deutete mit der Hand zur roten Ziegelmauer rechts. „Von hier bis zur Mauer reichten früher die Küchengärten, die Mauer stellte die Grenze dar.“ Sie musste tief Atem holen, bevor sie weitersprechen konnte. „Heute Morgen habe ich erfahren, dass mein Nachbar, der Bauer, der das Grundstück damals erworben hat, nun an das Hotel weiterverkaufen wird. Er hat ein großzügiges Angebot bekommen, das er nicht ablehnen kann. Damit wird er seinen Ruhestand finanzieren. Er war zu Stillschweigen verpflichtet, bis das Hotel mit den Plänen an die Öffentlichkeit ging. Das war heute früh der Fall.“
    Sara zog einen schmalen braunen Umschlag aus ihrer Hosentasche. „Hier ist das offizielle Schreiben.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Sie sind es wahrscheinlich gewöhnt, Kleinunternehmen in den Ruin zu treiben, um den Profit Ihrer Kunden zu steigern. Trotzdem werden Sie verstehen, dass ich dazu meine eigene Ansicht habe.“
    Leo kannte diesen verzweifelten Gesichtsausdruck nur zu gut. Alle sahen ihn so an, wenn er die schlechte Nachricht überbringen musste: völlig entsetzt und fassungslos.
    Das Letzte, was diese Frau im Augenblick interessierte, war ein blöder Ring, den irgendein Trottel in ihrem Bad vergessen hatte.
    Doch er musste sein Mitgefühl abschütteln. Der Ehering seines Vaters bedeutete ihm mehr. Es war der einzige Grund seines Kommens. Oder stimmte das etwa nicht ?
    Allerdings hatten ihn ihre Worte getroffen. Viele seiner Projekte gingen wirklich auf Kosten von unzähligen Kleinunternehmen, die dadurch ihre Existenzgrundlage verloren. Aber war das sein Problem? Darum konnte er sich nicht auch noch kümmern.
    Er lieferte seinen Kunden absolut objektive Fakten und Beurteilungen, wie sie ihre Gewinnspanne erweitern konnten. Für Anteilnahme an den Schicksalen von Kleinunternehmen wie das von Sara blieb keine Zeit.
    Allerdings traf er die persönlich Betroffenen eher selten. Sara war eine Ausnahme, es war ein Zufall. Trotzdem berührte es ihn, wie die schöne Frau von gestern Nacht nun krampfhaft versuchte, ihre Tränen zu unterdrücken, nur weil seine Tante noch mehr Profit aus dem Hotel schlagen wollte.
    Er hatte plötzlich das Gefühl, sein Hemdkragen schnürte ihn ein, er fühlte sich extrem unwohl in seinem Businessanzug aus feinster Kaschmirwolle. Das hier war nicht sein angestammter Bereich, er befand sich auf exterritorialem Gebiet. Eine feindliche Übernahme von zwei Großkonzernen zu managen war einfacher, denn da kannte er die Regeln. Nun stand er einem Opfer der Firmenentscheidungen, die vor Monaten gefallen waren, gegenüber.
    Sie ließ den Umschlag achtlos neben das Spülbecken fallen und kümmerte sich nicht darum, dass er nass wurde. „Ich fürchte, ich mache im Augenblick nicht den besten Eindruck, aber ich weiß wirklich nicht, wie alles weitergehen soll. Ich war so dumm und naiv.“
    Mit einem schmutzigen Zeigefinger wischte sie unter den Augen die Tränen weg und versuchte, tapfer zu lächeln. „Ich nehme Ihre Entschuldigung an. Danke, dass Sie vorbeigekommen sind, aber bitte gehen Sie jetzt.“
    Dann verfinsterte sich ihre Miene. „Tony Evans sagte, Sie gehören zum

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