Geständnis unterm Mistelzweig
“Dann kommen sie wieder nach Haus und holen den Baumschmuck heraus. Joe ist für die Kerzen zuständig. Das ist Familientradition. Gary packt die Schachteln mit dem Baumschmuck aus und legt alles für die anderen bereit. Egan und Rick wetteifern darum, wer seinen Teil am schnellsten aufhängt. Dick bereitet einen Eierpunsch, der stark genug ist, um eine Klapperschlange umzubringen, und davon wird nichts mehr übrig sein, wenn wir zurückkommen. Schließlich stellen sie den Fernseher an oder spielen Tischtennis. Dann komme ich nach Haus und ordne alles um, so wie ich es haben will.”
“Schon bei dem Gedanken an all wird mir ja ganz schwindelig.” Chloe folgte Dottie in einen kleinen Supermarkt und den ersten Gang hinunter.
“Sie müssen heiraten, alle vier. Sie müssen Familien gründen und mich in Ruhe lassen. Hier, schauen Sie bitte mal, welche am preisgünstigsten sind.”
Chloe verglich folgsam die Preise verschiedener Sorten Schokoladenchips. Sie gab Dottie eine Packung für den Einkaufswagen. “Diese hier.”
“Was meinen Sie, sollen wir gehackte Walnüsse kaufen oder Walnusshälften und sie selbst klein hacken?”
Eine Stunde später waren sie wieder zu Hause. Von ihrer Tour durch die Stadt hatten sie vier volle Einkaufsbeutel mitgebracht. Eine weitere Stunde später hatte Chloe von Dottie gelernt, wie man den Lieblingsfrüchtekuchen der Familie herstellte, eine Schöpfung, die großzügig mit Schokoladenchips, Datteln und kandierten Kirschen verziert war. Noch eine Stunde verging, dann saßen die beiden Frauen mit hochgelegten Füßen am Küchentisch, tranken Wein und tauschten Vertraulichkeiten aus.
“Ich wollte immer eine Tochter haben”, sagte Dottie. “Deshalb war ich dauernd schwanger, aber es wurden immer Jungen. Nach einer Weile mochte ich sie trotzdem.”
Chloe lachte. Dottie zwinkerte, während sie über ihre Söhne sprach, die sie offensichtlich über alles liebte. “Was machen Ihre Jungen jetzt wohl, Dottie?”
Was sie taten, war unverzeihlich. Rieh hatte entschieden, dass eine Modelleisenbahn, die auf dem Boden verstaut war, sich gut unter dem prächtig geschmückten Weihnachtsbaum machen würde. Aber sie hörten bei wenigen Metern Schienen nicht auf. Als Dottie ihren Plan entdeckte, war ihr Wohnzimmer bereits in eine kleine staubige Stadt verwandelt worden.
Erst nach einem wunderbaren Abendessen, als sie bereits wieder mit Egan auf der Rückfahrt nach Pittsburgh war, hatte Chloe Gelegenheit, über alles nachzudenken, was an diesem Tag geschehen war.
“Du mochtest sie, nicht wahr?” Egan sah sie an.
“Wie hätte ich das wohl nicht tun können?”
“Ich habe es dir vorhergesagt.”
“Ich weiß.”
Egan musterte Chloe aus den Augenwinkeln. Sie sah aus wie jemand, der beinah von einem Achtzehn-Tonnen-Lastzug überrollt worden wäre. Irgendwann an diesem Nachmittag hatte sie ihren perfekten Haarknoten gelöst und das Haar zu einem einfachen Pferdeschwanz zurückgebunden. Egan wusste nicht, ob sie das getan hatte, bevor seine Mutter sie dazu gebracht hatte, die hochhackigen Schuhe auszuziehen und sich an einer Flasche von Dotties selbst gemachtem Maulbeerwein zu ergötzen, oder hinterher.
“Sie mögen dich auch.”
“Glaubst du?”
“Alle mögen dich. Mein Vater hat mich zur Seite genommen und mir gesagt, wenn ich mich nicht ranhielte, würde er selbst dich heiraten,”
Chloe bemühte sich um eine unbefangene Antwort. Sie hoffte sehr, dass Egan nur versucht hatte, sie zu einer Reaktion zu provozieren. “Dein Vater gefällt mir”, sagte sie. “Aber er sagt das vermutlich zu jeder Frau, die du mit nach Haus bringst.”
“Nur zu jeder schönen Frau.”
“Deine Mutter hat mir gezeigt, wie man Früchtekuchen macht, und sie hat mir einen Stapel Rezepte für Kekse gegeben.”
“Nächstes Mal wirst du mit ihr einkaufen und Geschenke einpacken müssen. Vielleicht musst du sogar Kissenbezüge nähen.”
“Kissenbezüge?”
“Für ihre Puppenhäuser.”
“Wofür?” fragte Chloe verwundert.
“Sie baut Puppenhäuser. Nachbildungen von alten Häusern in Pennsylvania. Dad erledigt einige Tischlerarbeiten, aber sonst macht sie alles. Sie möbliert die Puppenhäuser auch. In der Stadt gibt es einen kleinen exklusiven Laden, der ihr alles abnimmt, was sie herstellt. Zu dieser Jahreszeit ist die Nachfrage groß. Für sie ist es ein zusätzliches Einkommen, aber in erster Linie tut sie es, weil es ihr Spaß macht.”
“Du willst mich wohl auf den Arm
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