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Geständnis

Titel: Geständnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bernd
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Nähe vom Washington Park.“
    Der Gedanke, dass jemand als Vergeltung eine Kirche anzündete,
war zunächst unvorstellbar. Selbst Jesse war fassungslos. Doch je
mehr sie darüber redeten, desto mehr gefiel es ihnen. Warum nicht?
Wie du mir, so ich dir. Auge um Auge. Wenn sie Krieg wollen, sollen
sie ihn haben. Alle waren sich einig, dass Slone ein Pulverfass war
und ihnen eine lange Nacht bevorstand. Es war beunruhigend, aber
auch stimulierend. Jeder der Männer, die um den Ofen saßen, hatte
mindestens zwei Waffen im Pick-up und weitere zu Hause.
    Zwei Fremde betraten den Trading Post. Einer war Geistlicher
und trug einen Priesterkragen und einen marineblauen Blouson, der
andere war ein kahlrasierter Krüppel, der am Stock ging. Der
Geistliche trat zu einer Verkaufsvitrine und nahm zwei Flaschen
Wasser heraus. Der andere Mann steuerte auf die Toilette
zu.
    Keith stellte die Flaschen auf die Theke und wünschte Jesse
einen guten Morgen. Die Experten in den Schaukelstühlen hinter ihm
redeten alle auf einmal, und Keith verstand kein Wort.
    „ Sind Sie von hier?“, fragte Jesse, während er das Wasser
abkassierte.
    „ Nein. Nur auf der Durchreise“, erwiderte Keith. Seine
Aussprache war klar, präzise, ohne jeden Akzent. Ein Yankee. „Sie
sind Geistlicher?“
    „ Ja. Lutheraner.“ Keith stieg der Geruch von Zwiebelringen in
die Nase, die gerade aus heißem Fett gehoben wurden. Sein Magen
verkrampfte sich, und die Knie wurden ihm weich. Er war am
Verhungern und hundemüde, aber für Essen blieb keine Zeit. Boyette
kam an die Theke geschlurft. Keith drückte ihm eine Flasche in die
Hand, bedankte sich bei Jesse und wandte sich der Tür
zu.
    Boyette nickte Jesse zu, und der sagte: „Schönen Tag noch.“
Damit hatte er mit dem Mann gesprochen, der seine Nichte ermordet
hatte.
    Auf dem Parkplatz hielt ein Audi neben dem Subaru. Zwei Männer
- Aaron Rey und Fred Pryor - stiegen aus und stellten sich vor. Sie
starrten Boyette an, versuchten, ihn einzuschätzen, und fragten
sich, ob der Kerl glaubwürdig war. Robbie würde es wissen wollen,
wenn sie wieder in den Wagen stiegen und ihn anriefen.
    „ Bis zur Kanzlei sind es noch fünfzehn Minuten, und wir müssen
die Innenstadt umfahren. Dort ist die Hölle los. Halten Sie sich
dicht hinter uns, ja?“, sagte Aaron.
    „ Na, dann los“, antwortete Keith, begierig darauf, diese nicht
enden wollende Fahrt zum Abschluss zu bringen. Sie fuhren los, der
Subaru dicht hinter dem Audi. Boyette wirkte ruhig, fast
distanziert. Er hielt den Stock zwischen den Beinen und führ mit
den Fingern über den Griff, wie er es die vergangenen Stunden getan
hatte. Als sie an einem Hinweisschild vorbeiführen, das die
Stadtgrenze von Slone markierte, sagte Boyette: „Ich hätte nie
gedacht, dass ich diesen Ort noch einmal sehen würde.“
    „ Erkennen Sie ihn wieder?“
    Das nervöse Zucken, die Pause. „Eigentlich nicht. Ich hab
viele von diesen Provinznestern gesehen, Reverend. Nach einer Weile
sehen sie alle gleich aus.“
    „ Ist an Slone etwas Besonderes?“
    „ Nicole. Ich habe sie getötet.“
    „ Sie war die Einzige, die Sie getötet haben?“
    „ Das habe ich nicht gesagt.“
    „ Dann gibt es noch mehr?“
    „ Das habe ich auch nicht gesagt. Reden wir über was
anderes.“
    „ Über was würden Sie denn gern reden?“
    „ Wie haben Sie Ihre Frau kennengelernt?“
    „ Travis, ich habe es Ihnen schon mal gesagt: Lassen Sie meine
Frau aus dem Spiel. Sie machen sich zu viele Gedanken über
sie.“
    „ Sie ist so niedlich.“
     
    Im Besprechungsraum schaltete Robbie die Freisprecheinrichtung
des Telefons ein und sagte: „Wie ist es gelaufen, Fred?“
    „ Wir haben uns mit ihnen getroffen. Sie fahren jetzt hinter uns
her, und es scheint sich tatsächlich um einen echten Geistlichen
und einen ausgesprochen merkwürdigen Kerl zu handeln.“
    „ Beschreiben Sie Boyette.“
    „ Weiß, männlich, gut aussehend würde ich nicht gerade sagen.
Mittelgroß, etwa siebzig Kilo, kahlrasierter Schädel, mit einer
schlecht gemachten Tätowierung auf der linken Halsseite und
mehreren anderen auf den Armen. Sieht aus wie jemand, der schwer
krank ist und den größten Teil seines Lebens hinter Gittern
verbracht hat. Verschlagener Blick, grüne Augen, die nicht
blinzeln. Nachdem ich ihm die Hand gegeben habe, hätte ich sie mir
am liebsten gewaschen. Händedruck wie ein Fisch.“
    Robbie holte tief Luft und sagte: „Dann sind sie also endlich
hier.“
    „ Genau. In ein paar Minuten

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